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Hochspannung bot auch Spiel 3 in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Western Conference zwischen den San Jose Sharks und den Vegas Golden Knights. Zum zweiten Mal in Folge wurde der Sieger erst in der Overtime ermittelt. Trotz gleich mehrerer Umstellungen der Fins setzten sich am Ende die Knights mit 4:3 n.V. durch. Den Unterschied machte einmal mehr der Torhüter.

Der erlösende Torschrei lag im Haifischbecken schon auf den Lippen, als San Joses Kapitän Joe Pavelski den Puck von hinter dem Tor in den Slot für den dort freistehenden Logan Couture servierte. Dessen Schuss wäre in den rechten Winkel gesaust, doch die Fanghand von Vegas-Goalie Marc-André Fleury schnellte wie aus dem Nichts nach oben und raubte den Sharks den in diesem Moment sicher geglaubten Overtime-Sieg (64.).
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Auf der anderen Seite war Golden-Knights-Stürmer William Karlsson nach einem Stellungsfehler von Fins-Verteidiger Paul Martin nicht mehr zu halten und jagte die Scheibe mit chirurgischer Präzision von vor dem rechten Bullykreis an Goalie Martin Jones vorbei in den linken Winkel zum 4:3-Endstand n.V. (69.).

Es war also einmal mehr der Torwart, der an diesen Abend den Unterschied machte. Das Keeper-Duell geht bislang klar an Fleury, der schon viele sogenannte unhaltbare Schüsse zu parieren wusste. Genau diese Extraklasse scheint Jones dagegen noch abzugehen. Zwar musste sich der 28-Jährige an diesem Abend keinen Torwartfehler per se ankreiden lassen, denn alle drei Gegentore, zwei davon im Powerplay, waren glänzend von den Golden Knights herausgespielt und ließen Jones praktisch keine Chance. Der Unterschied zeigte sich jedoch in der Overtime, wo Fleury Couture kaltstellte, während Jones den Schuss von Karlsson passieren ließ.
In der ersten Runde gegen die Anaheim Ducks zählte Jones nach Fleury noch zum statistisch gesehen zweitbesten Playoff-Torhüter, hatte einen Gegentorschnitt von 1,0 und eine Fangquote von 97,0 Prozent. In der zweiten Runde gegen Vegas lesen sich die Zahlen des Kanadiers nicht mehr so rosig: 4,07 Gegentore pro Partie und 84,0 Prozent Fangquote dürfte zu wenig sein, um San Jose ins Conference-Finale zu hieven. Die Sharks brauchen einen Jones in Bestform. Zum Vergleich: Fleurys Werte in der ersten (0,65 Gegentore/Spiel, 97,7 Prozent Fangquote beim 4:0 gegen die Los Angeles Kings) und zweiten Runde (1,97, 94,3 Prozent) sind nicht nur stabil, sondern regelrecht übermenschlich.
Nach der Klatsche in Spiel 1 (0:7) konnte San Jose die folgenden beiden Partien deutlich ausgeglichener gestalten (4:3 n.2.V., 3:4 n.1.V.). Grund dafür waren zahlreiche Umstellungen, Anpassungen und Verbesserungen (engl.: "Adjustments") von Sharks-Coach Peter DeBoer. Vor Spiel 3 musste der Trainer zwangsläufig umstellen: Während Evander Kane nach Sperre zurückkehrte, fiel der ursprüngliche Reihenkollege Joonas Donskoi, der seit Wochen angeschlagen spielt, wegen einer nicht näher definierten Unterkörperverletzung aus. DeBoer formierte eine komplett neue Reihe mit Kane und Pavelski als Flügelzange neben Center Chris Tierney. Tomas Hertl, Logan Couture und Mikkel Boedker bildeten die zweite Reihe. Timo Meier, Barclay Goodrow und Kevin Labanc die dritte. Marcus Sorensen, Eric Fehr und Melker Karlsson die vierte.
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Diese Einteilung änderte DeBoer aber im dritten Drittel von Spiel 3 am Montag und stellte seine Offensivformationen neu zusammen: Couture agierte fortan neben Kane und Pavelski. Hertl und Boedker gingen zunächst mit Tierney und später mit Meier aufs Eis. Allesamt Anpassungen, die Wirkung zeigten: Nach einem 1:3-Rückstand glich Team Teal im dritten Durchgang noch auf 3:3 aus.
"Ich denke, wir werden in jedem Spiel der Serie besser. Wir finden gerade heraus, was gegen sie funktioniert. Es ist noch viel Eishockey zu spielen.", so DeBoer. "Wir haben die meiste Zeit das Spiel bestimmt und haben vielleicht für vier Minuten den Fuß vom Gaspedal genommen", meinte Kane. "Es ist egal, wie es dazu gekommen ist oder wie die Ergebnisse in den einzelnen Spielen waren. Wir liegen 1:2 in Rückstand und haben ein wichtiges Spiel vor uns", sagte Couture. Spiel 4 steigt in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erneut in der SAP Arena (22 Uhr ET, NBCSN, CBS, TVAS).
Dann dürfte San Jose weitere Adjustments präsentieren. Für höhere Aufgaben empfahl sich der Schweizer Meier, der bislang erfrischend stark und dominant aufspielt (zwei Tore, drei Assists, +1, 31 Hits, sechs Blocks). Vor allem mit Pavelski hatte der 21-Jährige eine gute Chemie. Allerdings ist eine Reihen-Kombination mit beiden Power Forwards Kane und Meier eher unwahrscheinlich. Offen ist auch, wie schnell Donskoi und Center Joe Thornton zurückkehren können.