St. Louis Blues: Wer wird glänzen?

Vor der Stanley Cup Qualifikationsrunde fühlt NHL.com/de den 24 Teilnehmern auf den Zahn und wirft jeweils fünf wichtige Fragen auf, mit denen sich die Teams auseinandersetzen müssen. In dieser Ausgabe: St. Louis Blues.

Die St. Louis Blues bestätigten als amtierende Gewinner des Stanley Cup ihre Stellung und schlossen mit 94 Punkten aus 71 Spielen (42-19-10) die reguläre Saison als bestes Team der Western Conference und der hart umkämpften Central Division ab. In der Vorrunde der Stanley-Cup-Qualifikation treten sie nun gegen die Colorado Avalanche, Vegas Golden Knights und Dallas Stars an, um die Platzierung für die Stanley Cup Playoffs auszuspielen.

1. Macht sich die späte Rückkehr bemerkbar?

Die NHL erlaubte den Teams, nach der Saison-Unterbrechung wegen der Coronavirus-Pandemie, ab 8. Juni wieder ihre Trainingsanlagen zu öffnen. Die Blues gingen jedoch auf Nummer sicher und begannen erst am 22. Juni, zwei Wochen später als andere Teams, mit dem freiwilligen Training in kleinen Gruppen. Bisher betraten nur wenige Spieler der Blues tatsächlich die Eisfläche, darunter die Star-Stürmer Ryan O'Reilly und Vladimir Tarasenko sowie Kapitän Alex Pietrangelo.

STL@BOS, Sp7: Pietrangelo bezwingt Rask spät im 1.

Nach drei Monaten spielfreier Zeit, in der es nicht leicht war sich fit zu halten und in der die Spieler nicht zusammen auf dem Eis standen, könnten die zwei Wochen einen Unterschied ausmachen. Der wichtigste Faktor ist dabei nicht die körperliche Fitness, sondern das Zusammenspiel des Teams auf dem Eis. Ob die Blues schnell genug wieder ihren gemeinsamen Rhythmus finden, dürfte eine der großen Fragen sein.

2. Ist die Abwehr bereit?

Besonders in der Abwehr, der Paradedisziplin der Blues, ist ein blindes Verständnis wichtig. Wenn alle Teams, wie zu Beginn einer neuen Saison, noch nicht eingespielt sind, fallen für gewöhnlich mehr Tore. Ein schneller und guter Stürmer kann durchaus mit einer Einzelleistung zum Erfolg kommen, eine erfolgreiche Abwehr muss allerdings als Einheit funktionieren, Fehler dürfen nicht vorkommen.

Die Blues stellten in der regulären Saison mit 2,68 Gegentoren pro Spiel die fünftbeste Abwehr der NHL. Wollen sie in den Playoffs weit kommen, dürften sie auf diese Stärke angewiesen sein, die bereits für ihren Titelgewinn in der vergangenen Saison entscheidend war. In der Offensive bewegten sie sich mit 3,14 Toren pro Spiel in dieser Saison auf Rang 14 im Mittelfeld.

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3. In welcher Form kehrt Tarasenko zurück?

Ein großes Fragezeichen steht hinter dem besten Torjäger der Blues, Vladimir Tarasenko. Der russische Außenstürmer bestritt sein letztes Spiel am 24. Oktober. Damals verletzte er sich an der Schulter und fiel nach nur zehn Spielen für den Rest der Saison aus. Seit seinem Debüt in der NHL zur Saison 2012/13 erzielten nur elf Spieler mehr Tore als er mit 214. Bei den Blues ist er mit 428 Punkten der klare Topscorer in diesem Zeitraum. Mittlerweile trainiert Tarasenko und gilt nach Aussage der Blues als vollständig genesen. Ob er jedoch in seiner üblichen Form in die Qualifikation und die Playoffs einsteigt, oder zunächst eine Eingewöhnungsphase braucht, dürfte für St. Louis wichtig sein. Ein Tarasenko in Topform würde der bisher mittelmäßigen Offensive einen gewaltigen Schub verleihen.

COL@STL: Tarasenko netzt Schwartz' Pass ein

4. Was machen die Special Teams?

Die Blues bieten ein interessantes Phänomen, wenn sie nicht Fünf gegen Fünf spielen. Bei defensivstarken Teams sind meist die Unterzahlformation ebenfalls gut in Schuss, eine starke Offensive lebt meist auch von einem guten Powerplay. In dieser Hinsicht steht die Welt der Blues Kopf. Trotz der durchschnittlichen Offensive stellen sie mit 24,3 Prozent Erfolgsquote die drittbeste Überzahl der Liga. In Unterzahl funktioniert die sonst so starke Abwehr allerdings nicht reibungslos, sie überstanden nur 79,3 Prozent ihrer Unterzahlsituationen schadlos und landen damit auf Rang 18.

Trainer Craig Berube hatte drei Monate Zeit, sich Gedanken über diese Unregelmäßigkeit zu machen, nun interessiert, inwiefern sich diese Statistiken verändern. Die Pause macht es nicht leicht, denn in den Special Teams ist es noch wichtiger, dass die Mannschaft gut eingespielt und abgestimmt ist.

5. Was passiert zwischen den Pfosten?

Coach Berube steht vor einem Luxusproblem, wie geht er mit der Situation im Tor um? In der regulären Saison stand Jordan Binnington 50 Mal zwischen den Pfosten, Jake Allen spielte 24 Mal (21 Starts). Allen war über Jahre die Nummer eins der Blues, allerdings spielte sich Binnington vergangene Saison in den Vordergrund, war sogar Finalist für die Calder Trophy als bester Rookie und stellte mit 16 Siegen in den Playoffs einen NHL-Rekord auf.

In der Saison 2019/20 kam der 26-jährige Binnington zwar auf mehr Spiele, Allen stellte jedoch die bessere Statistik. Während Binnington 2,56 Tore pro Spiel kassierte, waren es bei Allen nur 2,15, der zweitbeste Wert in der NHL hinter Tuukka Rask von den Boston Bruins (2,12). Bei der Fangquote gehörte Allen auf Rang vier ebenfalls zur Elite der Liga, er hielt 92,7 Prozent der Schüsse, verglichen mit Binningtons 91,2 Prozent. Das bedeutet sicherlich nicht, dass Binnington kein guter Torhüter ist, aber Allen war diese Saison noch einen Deut besser. In den Playoffs kann dieser kleine Unterschied über das Aus oder den weiteren Weg zur Titelverteidigung entscheiden.