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Jeden Mittwoch in der Saison 2018/19 wird NHL.com/de in der Rubrik "Inside the numbers" nach verschiedenen Trends und Statistiken suchen, um Euch die Analyse des Spiels näherzubringen.
In dieser Ausgabe: Treffer bei leerem Tor.

Eine Besonderheit im Eishockey sind die sogenannten Empty-Netter, also Treffer in das leere Tor, wenn die zurückliegende Mannschaft den Torwart zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Eis nimmt. Meist sichern diese Tore einen ohnehin schon sehr wahrscheinlichen Sieg noch wenige Sekunden vor der Schlusssirene ab.
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In dieser Ausgabe von Inside The Numbers analysiert NHL.com/de die Auswirkungen dieser Tore auf die Statistiken. Wer schießt besonders viele Tore bei leerem Netz und bessert so seine Statistik auf? Welche Auswirkungen haben Empty-Netter auf das Rennen um die Trophäen für den besten Scorer und den besten Torjäger? Welche Teams bessern ihre Statistik durch solche Tore besonders auf? Wir werfen einen Blick auf die Zahlen der aktuellen Saison und der vergangenen Jahre.
Die besten Torjäger
Die beiden Spitzenreiter in Sachen Empty-Net-Tore sind aktuell Stürmer Zach Hyman von den Toronto Maple Leafs und Stürmer Sebastian Aho von den Carolina Hurricanes mit je fünf Treffern. Bei Hyman macht das immerhin 31,3 Prozent seiner 16 Tore aus.
Die meisten solcher Tore in einer Saison erzielte unter allen aktiven Spielern übrigens Michael Grabner, der vergangene Saison sieben Mal das leere Tor nutzte. Dieser Wert lässt sich in Grabners Fall leicht erklären. Er ist ein absoluter Unterzahl-Spezialist und kommt daher oft bei fünf gegen sechs zum Einsatz. Wird dann der Puck im eigenen Drittel erobert, kann Grabner mit seiner extremen Schnelligkeit den Konter starten, seine Gegner hinter sich lassen und alleine auf das leere Tor laufen.
In dieser Saison führt Alex Ovechkin von den Washington Capitals ein weiteres Mal die Liste der Torschützen an. Mit 46 Toren ist er der aussichtsreichste Anwärter auf die Maurice "Rocket" Richard Trophy, die er bereits sieben Mal gewann. Hinter ihm folgen Stürmer Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers mit 42 Toren und Stürmer Patrick Kane von Chicago Blackhawks mit 41.
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Zieht man die Treffer bei leerem Tor ab, zeigt sich allerdings ein anderes Bild. Kane und Ovechkin nutzten das leere Tor je vier Mal, Draisaitl kein einziges Mal. Ohne diese Tore würden sich Ovechkin und Draisaitl die Führung also mit 42 Toren teilen, Kane würde mit 37 Toren ein Tor hinter John Tavares von den Toronto Maple Leafs auf den vierten Platz zurückfallen.
Sollte sich der Abstand zwischen Draisaitl und Ovechkin nicht vergrößern, käme es am Ende der Saison zu einer ungewöhnlichen Situation, die es zuletzt vor zehn Spielzeiten gab. Die Saison 2009/10 war die bisher letzte Saison, in der die Empty-Netter eines Spielers die Vergabe der Trophy für den besten Torschützen beeinflussten. Damals gewannen Sidney Crosby und Steven Stamkos gemeinsam mit jeweils 51 Toren. Stamkos traf jedoch drei Mal das leere Tor, Crosby nur ein Mal. Somit wäre Crosby der alleinige Gewinner gewesen.
Die Topscorer der Liga
Im Kampf um die Art Ross Trophy sieht es anders aus. Nikita Kucherov liegt mit seinen 111 Punkten (33 Tore, 78 Assists) 13 Zähler vor seinen Verfolgern Connor McDavid (34 Tore, 64 Assists) und Kane (41 Tore, 57 Assists). Kucherov traf wie Draisaitl kein einziges Mal das leere Tor, die drei Tore von McDavid und die vier von Kane dürften bei der Entscheidung um den Platz des Topscorers der Liga wohl nur eine Rolle spielen, falls sich Kucherov verletzt.

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Bei den Gewinnern der Art Ross Trophy muss man nicht ganz so weit zurückgehen, um einen Unterschied durch Empty-Net-Tore festzustellen. 2014/15 erlebte die NHL eine Saison mit besonders wenig Punkten. Jamie Benn gewann am Ende mit 87 Punkten (35 Tore, 52 Assists) vor John Tavares mit 86 Punkten (38 Tore, 48 Assists). Zum Vergleich, in der aktuellen Saison sind je nach Team noch zwischen elf und 13 Spielen auszutragen, dennoch haben bereits sieben Spieler mindestens 87 Punkte auf dem Konto. Besonders ärgerlich ging die torarme Saison für Tavares aus. Er verpasste den Platz an der Spitze nicht nur um einen Punkt, sondern weil er nur einmal das leere Tor getroffen hatte, Benn zwei Mal. Ohne diese Tore hätten sie sich die Trophäe also geteilt.
Dazu muss jedoch auch erwähnt sein, dass die Wahrscheinlichkeit eines Unterschieds durch diese Tore bei der Art Ross Trophy deutlich geringer als im Rennen der Torjäger ist. Der Abstand an Punkten ist zwischen den ersten beiden Plätzen für gewöhnlich deutlich größer, als der Abstand an Toren.
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Die Statistik der Teams
Die Statistik kann auch im Kampf um die Plätze in den Stanley Cup Playoffs spannend werden, einige Teams bessern damit ihre Tordifferenz deutlich auf. Das sieht man deutlich am Beispiel der Pacific Division. Die San Jose Sharks liegen im Kampf um den ersten Platz mit 94 Punkten nur einen Punkt vor den Calgary Flames. Sollten am Ende beide Teams punktgleich sein, würde zunächst die Anzahl an Siegen in regulärer Spielzeit und Verlängerung zählen, Siege im Penaltyschießen werden nicht gezählt. Beide Teams stehen aktuell bei 43 Siegen. Als nächstes würde der direkte Vergleich zählen. Hier führen die Sharks mit 4:2 Punkten, doch die Teams treffen noch einmal aufeinander. Gewinnen die Flames dieses Spiel, könnte es am Ende auf die Tordifferenz ankommen, in der die Flames die Nase mit +47 um sieben Tore vorne haben. Sie trafen 19 Mal das leere Tor und kassierten nur vier Tore ohne Torwart. Die Sharks erzählten nur elf Tore und kassierten sieben.
Neben den Flames treffen die Winnipeg Jets (18), die Carolina Hurricanes (17) und die Nashville Predators (16) besonders häufig das verwaiste Tor und haben nach den Flames auch die besten Tordifferenzen in dieser Spielsituation. Die schlechtesten Statistiken bieten die Detroit Red Wings (5 Tore, 15 Gegentore, Differenz -10), die Edmonton Oilers (6, 14, -8)
und die Anahiem Ducks (6,14, -8).
Fazit
Die besten Torjäger und die Topscorer sind nicht zwingend diejenigen, die besonders oft das leere Tor ausnutzen. Zu einem Platz an der Spitze gehört viel Qualität, man kann sich nicht durch einfache Tore unter die besten Spieler der Welt schleichen. Die erfolgreichsten Schützen auf das leere Tor sind oft Spezialisten, denen die Spielsituation besonders liegt. Dennoch können die Empty-Net-Tore im Kampf um die großen Trophäen immer wieder einen Unterschied machen.
Damit die Tordifferenz für eine Mannschaft am Ende der regulären Saison einen Unterschied in der Tabelle ausmacht, muss viel zusammenkommen. Die Differenz ist erst der dritte Faktor, der zur Entscheidung bei Punktgleichheit herangezogen wird. Trotz alldem kann in einer ausgeglichenen Liga, in der sich so viele Teams auf so hohem Niveau messen, ein Tor den Unterschied machen. Eine besondere Stärke im Spiel gegen sechs Mann ist also definitiv ein Vorteil, der Einfluss auf die Teilnahme und den Startplatz in den Playoffs haben kann.