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Wer in diesen Tagen Spielern der Buffalo Sabres über den Weg läuft, begegnet unglücklichen Menschen. In Fachgesprächen unternehmen sie nicht einmal den Versuch, ihre Enttäuschung über die zuletzt wenig erbaulichen Darbietungen durch das Drechseln verbaler Ausflüchte zu kaschieren. Dazu ist die Lage schlicht zu trist. Von den letzten acht Partien gingen sieben verloren. Den einzigen Sieg schaffte man zu Hause gegen die Arizona Coyotes, die wiederum in dieser Saison heißer Anwärter auf eine Trophy in der Kategorie "Umgänglichste Gastmannschaft" wären.

Den vorläufigen Tiefpunkt erreichte die Stimmung am Sonntag durch eine bittere Niederlage in Pittsburgh. Nach einem furiosen ersten Drittel hatte Buffalo mit 3:0 geführt. Doch im weiteren Verlauf der Partie entfaltete der amtierende Stanley-Cup-Champion eine Wucht, der die Sabres nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Schlussendlich triumphierten die Penguins mit 4:3. Restlos bedient schlichen die Verlierer in die Kabine und begannen an Ort und Stelle mit der schonungslosen Aufarbeitung der Geschehnisse.
"Es fällt uns bereits das ganze Jahr schwer, eine Führung zu behaupten", brummte Goalie Anders Nilsson, der den Sieg trotz seiner 41 Saves letztlich auch nicht festhalten konnte. "Wir haben uns mit der Drei-Tore-Führung im Rücken ein wenig zurückgenommen. Das kann man sich gegen ein Team wie Pittsburgh mit seinen vielen Weltklasse-Spielern einfach nicht erlauben."

Torschütze Jack Eichel machte ein bedröppeltes Gesicht wie ein Schulbub, der gerade eine schlechte Zensur verpasst bekam. "Es war die gleiche Geschichte wie so oft in letzter Zeit. Zu Beginn spielen wir aggressiv, dann lassen wir nach und geben das Match aus der Hand", sagte er mit leicht zittriger Stimme.
Dabei müsste sich der 20-jährige Angreifer gar nicht allzu sehr grämen. Er zählt zu den wenigen Spielern im Sabres-Kollektiv, die in dieser Saison konstant gute Leistungen anbieten. Ein Blick in die Statistik belegt diese These nachdrücklich. Bei 46 Einsätzen erzielte Eichel insgesamt 45 Scorer-Punkte (18 Tore, 27 Vorlagen). Vermutlich wäre die Ausbeute sogar noch größer, wenn ihn nicht eine Knöchelverletzung zu einer sechswöchigen Absenz gezwungen hätte. Wegen der Blessur verpasste er den Saisonstart und bestritt erst Ende November seine erste Begegnung.
Ein nachhaltiges Erlebnis hatte der junge Center am Dienstag im Match gegen die Philadelphia Flyers. Sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich war der 100. Punkt in seiner nicht einmal zwei Jahre andauernden NHL Karriere. Nach einem Bullygewinn der Sabres kam der Puck zu dem im Slot lauernden Eichel. Fachmännisch legte er sich die Scheibe zurecht und schlenzte sie gefühlvoll in den von ihm aus gesehen rechten Torwinkel. Einen kolossalen Gefühlsausbruch löste der Meilenstein beim Schützen nicht aus. Er quittierte den Treffer mit einem unaufgeregten Lächeln. Vielleicht ahnte er in dem Moment, dass auch dieser Abend unschön enden würde.

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Mit einem konzentrierten Zwischenspurt ab Mitte des zweiten Abschnitts zogen die Gäste aus Philadelphia davon. 6:2 lagen sie im letzten Drittel in Führung, bevor Eichel mit seinem zweiten Tor fünf Minuten vor dem Ende zumindest ein wenig Schadensbegrenzung betrieb. Der Stürmer punktete am Dienstag im elften Spiel in Folge. Fünf Tore und elf Vorlagen stehen für ihn in dieser Spanne zu Buche.
Die Probleme der Sabres und damit der Grund für ihr Verharren im Niemandsland der Tabelle liegen im Spielaufbau und Abwehrverhalten. Häufige Puckverluste in der Vorwärtsbewegung führen dazu, dass das Spielgerät schnell wieder in der eigenen Zone landet. Dadurch sind Verteidiger und Torhüter starkem Druck ausgesetzt, der oft entscheidende Fehler verursacht. "Ich denke, wir wollen im Moment einfach zu viel mit dem Puck machen. Besser wäre es, einfach zu spielen und auf diese Weise die Kontrolle zu behalten", lautet die Empfehlung von Defensivmann Cody Franson.

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Sabres-Coach Dan Bylsma stimmte in Fransons Klagelied ein und mahnte ebenfalls durchdachteres Puck-Management seiner Belegschaft an. Es könne nicht angehen, dass Angestellte versuchten, sich in der neutralen Zone allein durch drei Gegner hindurch zu fummeln, nölte der Trainer. Noch dazu, wenn das beabsichtigte Bravourstück - wie gegen die Flyers geschehen - kläglich scheitere und zu einem Gegentor führe.
Bis Freitagnachmittag hat Bylsma noch Zeit, auf eine verbesserte Puck-Zirkulation und damit mehr Stabilität im Team hinzuwirken. Abends treffen die Sabres in Ohio auf die Columbus Blue Jackets. 24 Stunden später begegnen sich beide Klubs erneut, diesmal jedoch im KeyBank Center in Buffalo. Ob die Sabres-Spieler danach wieder glücklicher dreinschauen werden, ist ob der ausgewiesenen Spielstärke des Kontrahenten schwer abzuschätzen.