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Es ist vollbracht. Leon Draisaitl bricht im letzten Spiel der Edmonton Oilers in der Saison 2018/19 die 50-Tore-Schallmauer und reiht sich damit endgültig in die Reihe der Superstars der Liga ein. Hinter Alex Ovechkin ist der Deutsche der zweitbeste Torjäger der NHL und schrammt nur um einen Treffer an der Maurice Richard Trophy für den besten Torschützen vorbei.

Draisaitl markierte seinen Meilenstein beim 3:1 Erfolg der Oilers über die Calgary Flames bereits nach 10:55 gespielten Minuten. Nach Zuspiel durch Andrej Sekera, netzte der Center vom rechten Bullypunkt aus am kurzen Eck ein. Flames-Goalie Mike Smith hatte freie Sicht, konnte aber den präzisen Schuss über den Blocker nicht parieren. Der 50. Treffer zeigt deutlich die Entwicklung Draisaitls zu einem der Top-Torjäger der Liga. Nach 25 Toren in der Vorsaison verdoppelte der Angreifer seine Ausbeute und schraubte gleichzeitig sein Punktekonto von 70 auf den neuen Karrierebestwert von 105 nach oben.

EDM@CGY: Draisaitl reiht sich in den 50-Tore-Klub ein

Nach der Partie war Draisaitl glücklich: "Natürlich ist es aufregend. Es war etwas woran ich gearbeitet habe und natürlich ein Ziel, dass ich hier im letzten Saisonspiel erreichen wollte. Meine Mitspieler haben mich immer wieder in Position gebracht. Zum Glück ist einer durchgerutscht."
Draisaitl freut sich, dass sich das harte Training und die gezielte Verbesserung seines Abschlusses auszahlen und er sich konstant weiterentwickelt: "Seit ich ein kleines Kind war, habe ich immer versucht mein Spiel zu verbessern und das tue ich immer noch jeden Tag. Ich bin glücklich, dass die Pucks (diese Saison) rein gegangen sind."
Doch nicht nur die Abschlusskraft Draisaitls wurde besser, laut Coach Ken Hitchcock verbesserte der Angreifer sein gesamtes Spiel: "Er hat angefangen zu erkennen, wie viel Offensive er generieren kann, wenn er, das ganze Match, checkt und Pucks jagt. Jeder spricht über Spieler, die das gesamte Eis bearbeiten und so einer ist Leon im Alter von 22 Jahren geworden. Wenn er diesen Weg weitergeht, dann wird er für lange Zeit ein außergewöhnlicher Spieler sein."
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Trotz der Karriere-Saison von Draisaitl verpassten die Oilers den Einzug in die Playoffs. Ein großer Wehmutstropfen auf der herausragenden Spielzeit des deutschen Ausnahmekönners. Darnell Nurse beschrieb die Gefühlslage der Oilers deutlich: "Bis auf den letzten Mann ist keiner glücklich. Jeder ist hungrig wieder an die Arbeit zu gehen. Du wünscht dir einen Knopf, um den Sommer vorspulen zu können. Wir müssen einfach besser sein, so leicht ist das." Am Ende stellt der Verteidiger auch klar, wer die Verantwortung trägt: "Wir hatten verschiedene Trainer und Manager. Am Ende des Tages sind es die Spieler auf dem Eis, die kontrollieren, was passiert."
Draisaitl und sein genialer Partner Connor McDavid versuchten die gesamte Saison den Weg in Richtung Stanley Cup Playoffs einzuschlagen, doch hinter den beiden Superstars tat sich eine große Lücke auf. Nach McDavid mit 116 Punkten (41 Tore, 75 Assists) und Draisaitl mit 105 Punkten (50 Tore, 55 Assists) folgte Ryan Nugent-Hopkins mit lediglich 69 Zählern (28/41). Auch dahinter gibt es eine große Lücke. Für die Oilers ist somit klar, dass sie sich in der Tiefe verstärken müssen, denn die Spitze ist mit McDavid und nun auch Draisaitl mit zwei Superstars gut besetzt.

SJS@EDM: Draisaitl stiehlt Puck und trifft

Während McDavid mit seinen 116 Punkten die meisten Oilers-Zähler in einer Saison seit Mark Messier 1989-90 (129) erzielte, ist Draisaitl erst der fünfte Spieler, der in einer Saison für Edmonton 50 Mal traf. Beide zusammen sind seit Messier und Jari Kurri in 1989/90 das erste Oilers-Duo mit über 100 Punkten. Die enge Verbindung der beiden Superstars wird auch nach der Partie deutlich. McDavid verletzte sich nach einem Zweikampf mit Calgarys Verteidiger Mark Giordano. Bei einem Alleingang beförderte Giordano den Center in das Tor der Flames, wo sein linkes Bein heftig gegen den Pfosten knallte. Für Draisaitl ein Schock: "Er ist unser Anführer. Er ist unser Schlüsselspieler. Wenn du siehst, wie er sich verletzt, dann tut das weh. Du willst bei keinem, dass so etwas passiert."
Die erste Diagnose nach einer Röntgenaufnahme war ohne Befund. Da es das letzte Saisonspiel der Oilers war, wird Draisaitl nicht auf seinen Partner verzichten müssen, doch selbst ohne McDavid hat der Deutsche sich seinen Superstar-Status verdient. Mit 50 Toren wird er künftig bei der Nennung der besten NHL-Akteure nicht mehr vergessen werden.
Nur 91 Spielern gelang es in der NHL-Geschichte überhaupt, diese Bestmarke zu übertreffen. Draisaitl gehört nun zu einem illustren Kreis, umgeben von Legenden wie Wayne Gretzky, Maurice Richard, Bobby Hull, Steve Yzerman und Mario Lemieux. In den vergangenen zehn Jahren gelang es lediglich fünf anderen Spielern diese magische Marke zu übertreffen. Ovechkin, Evgeni Malkin, Steven Stamkos, Corey Perry und Sidney Crosby gehören sicher zu den Top-Spielern und neben ihnen und Draisaitl ist mit Ilya Kovalchuk lediglich ein weiterer Akteur aktiv, der die Schallmauer ebenfalls durchbrochen hat (2005/06).
Draisaitl ist bereits jetzt eine deutsche Eishockeylegende und wird auch weiterhin an seinen Fähigkeiten arbeiten, vielleicht kann er so in seiner Karriere einen Titel gewinnen.