marner, aho

Der Anfang des Monats Juli ist eine aufregende Zeit für viele Teams, Spieler und Fans der NHL. Spieler mit auslaufenden Verträgen können als Free Agent bei einem neuen Team am anderen Ende des Kontinents landen. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen Unrestricted Free Agents und Restricted Free Agents.

Ist ein Spieler älter als 27, oder spielt er seit wenigstens sieben Jahren in der NHL, wird er mit Ablauf seines Vertrages zum UFA. Teams können ihn ohne Hürden unter Vertrag nehmen.
Spieler die diese Bedingungen am Ende ihres Vertrages nicht erfüllen, werden zu RFAs. Um sie unter Vertrag zu nehmen, müssen andere Mannschaften dem vorherigen Team ein sogenanntes Offer Sheet vorlegen. Dabei handelt es sich um ein Vertragsangebot für den Spieler. Das ursprüngliche Team kann dieses Angebot matchen, also den Vertrag des Spielers zu diesen Bedingungen verlängern. Solche Offer Sheets sind überaus selten, da die Preise der jungen Spieler meist explodieren und das alte Team die starken Talente meist nicht ziehen lassen will. Nun scheiterte ein Versuch, eines der aufregendsten Talente der Liga loszueisen.
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Sebastian Aho, ein 21-jähriger Stürmer, ist seit drei Saisons gemeinsam mit seinem Landsmann Teuvo Teravainen der Motor in der Offensive der Carolina Hurricanes. Aho kam in 242 regulären Saisonspielen auf 197 Punkte (83 Tore, 114 Assists). Kein Mitglied der Hurricanes erzielte in dieser Zeit mehr Punkte oder Tore, lediglich Teravainen bereitete mehr Treffer vor. Verständlich also, dass Aho ein begehrter Spieler ist.
Am Montag reichten die Montreal Canadiens ein Offer Sheet für einen Vertrag über fünf Jahre und 42,27 Millionen US-Dollar, also 8,454 Millionen pro Jahr, ein. Die Hurricanes gaben umgehend bekannt, dass sie das Angebot matchen werden. Aho zeihen zu lassen, war nie eine Option für die Hurricanes. "Die Option, dass er für ein anderes Team als die Hurricanes spielen könnte, kam nie in Betracht", versicherte Eigentümer Tom Dundon.
Das letzte Offer Sheet, das einem Team unterbreitet wurde, ging 2013 für Ryan O'Reilly an die Colorado Avalanche, die das Angebot der Calgary Flames ebenfalls übernahmen. Zuletzt wechselte ein RFA aufgrund eines Offer Sheets 2007 das Team. Damals gelang es den Edmonton Oilers Dustin Penner von den Anaheim Ducks abzuwerben.
Aktuell gibt es einige interessante Kandidaten, die die Bedingungen für ein Offer Sheet erfüllen. Aho ist nur ein Beispiel aus einem elitären Kreis, dem Spitzenspieler wie Mitchell Marner, Patrik Laine, Mikko Rantanen, Brock Boeser, oder Brayden Point angehören.

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Ob man in diesem Sommer noch weitere Offer Sheets sehen wird, ist jedoch fraglich. Wie man an dem Verlauf der vergangenen Jahre sieht, stehen die Chancen bei solchen Angeboten nicht gut. Das Angebot der Canadiens für Aho war nicht schlecht, die Summe von über acht Millionen kann sich sehen lassen. Doch Spieler wie der junge Finne, wie Marner, Laine, oder Matthew Tkachuk, sind nicht einfach nur durchschlagskräftige Athleten und Torgaranten, sie sind oft die Zukunft, das Gesicht, die Identität eines Franchise.
Unter diesen Umständen ist es nur zu verständlich, dass Teams bereit sind hohe Summen zu zahlen, um diese Talente zu halten. Das Beispiel der Canadiens kann für andere Klubs abschreckend sein, unter Umständen ist es jedoch auch eine Lektion für andere General Manager.
Es ist klar, dass man für die jungen Spieler tief in die Tasche greifen muss, und viel Platz im Salary Cap aufgeben muss. Doch auch andere Vertragskonditionen können ausschlaggebend sein. Die Canadiens versuchten etwa den Vertrag so zu gestalten, dass knapp die Hälfte der Gesamtsumme in den ersten zwölf Monaten auszuzahlen ist, in der Hoffnung, dass die Hurricanes diese finanzielle Verpflichtung nicht mitgehen können. Diese Hoffnung wurde enttäuscht, doch sie zeigt, dass es Optionen gibt, die über das reine Gehalt hinausgehen.
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Interessant könnte etwa der Fall Marner werden. Der Topscorer der Toronto Maple Leafs ist ebenfalls ein RFA. Die Kanadier wollen ihn zwar auf keinen Fall gehen lassen, doch mit Auston Matthews, William Nylander und anderen jungen Stars ist das Salary Cap der Maple Leafs sehr ausgedünnt. Es gilt auch langfristig zu denken, denn nach der kommenden Saison laufen die Verträge beinahe der gesamten Verteidigung aus. Bieten sie Marner nun zu viel an, geraten sie in den kommenden Saisons in Nöte, wenn es um die neuen Verträge für die anderen Spieler geht.
Ein Offer Sheet kann sich also lohnen, auch wenn es nur selten zum Erfolg führt. Es gilt den richtigen Zeitpunkt und die richtigen Konditionen zu finden, um den Spieler zu locken und sein altes Team zu zwingen, ihn gehen zu lassen. Fragen kostet schließlich nichts.