David Aebischers 2. NHL-Blog 2022/23

David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Der heutige Torhüter-Trainer und Assistenz-GM beim HC Fribourg-Gottéron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die zweite Ausgabe 2022/23:
Zum ersten Mal in der über 100-jährigen NHL-Geschichte haben zum Saisonauftakt drei Teams in maximal 20 Spielen mindestens 15 Siege eingefahren. Die NHL ist aber deswegen nicht einseitiger geworden und immer noch ausgeglichen, vor allem deshalb, weil mit den New Jersey Devils ein Team dabei ist, von dem man das so nicht unbedingt erwarten konnte.

Ich bin von einer Steigerung ausgegangen und sie jedes Jahr ein bisschen besser kommen sehen, aber dass sie so gut starten würden, war nicht abzusehen und ist in meinen Augen unglaublich. Sie hatten in den vergangenen Jahren schon gute Starts und es endete dann in einer Krise, aber danach schaut es dieses Jahr nicht aus.
Erfreulich, dass neben Stürmer Nico Hischier und Verteidiger Jonas Siegenthaler auch Torhüter Akira Schmid momentan dabei ist und seine ersten beiden Siege einfahren konnte. Letzte Saison wurde er ja auch hochgezogen, aber das war zu früh für ihn. Er musste nur Niederlagen einstecken und viele Gegentore kassieren. Jetzt versteht er langsam mehr und weiß, sich richtig zu positionieren und außerdem spielt die Verteidigung vor ihm besser. So kann er seine Stärken wie gute Reflexe ausspielen. Sein Selbstvertrauen ist dadurch sicher gestiegen.

Ich bin gespannt, wie sie am Mittwoch gegen die Toronto Maple Leafs auftreten, wenn sie den Franchise-Rekord brechen können. Ob sie das ausblenden können? So lange man gewinnt, ist man immer motiviert, aber es kommen auch wieder andere Zeiten und dann wird es sich zeigen, wie weit sie als Mannschaft sind. Sie haben sehr junge Spieler, die hungrig sind und die wissen, dass sie konstant spielen müssen, um die Stanley Cup Playoffs zu erreichen.
Noch besser als die Devils sind die Bruins gestartet. 17 Siege aus 19 Spielen ist eine beeindruckende Zahl. Der Kern der Mannschaft weiß einfach, was man tun muss, um zu gewinnen. Sie haben eine gute Mischung im Team, auch wenn viele ihrer Stars schon jenseits der 30 sind. Es sieht so aus, als ob man in diesem Jahr wieder mit Boston rechnen muss.

Der Trainerwechsel im Sommer von Bruce Cassidy auf Jim Montgomery kam ja etwas überraschend, aber so ist das, wenn man Erfolg hat, dann hat man alles richtig gemacht. Es scheint zumindest so, als ob sie bei den Bruins alles richtig gemacht haben.
In der Western Conference sind die Vegas Golden Knights das führende Team. Ein Team, das im ersten Jahr mit dem Einzug ins Stanley Cup Finale mächtig losgelegt hat und seitdem zum erklärten Favoritenkreis gehört. Es ist eine Organisation, die sich sehr schnell etabliert hat. Nachdem sie im letzten Jahr etwas Verletzungspech hatten, scheinen sie sich gefangen zu haben. Sie werden sicher wieder um den Stanley Cup mitspielen.
Von Mannschaften wie den Seattle Kraken war zu erwarten, dass sie in den ersten drei Jahren Fortschritte machen würden. Allerdings sind sie in diesem Jahr schon auf dem Weg einen Shot Richtung Playoffs zu machen. Das war für mich nicht zu erwarten. Aber es scheint eine Mannschaft zu sein, die funktioniert, sich gut punktuell verstärkt hat und nun an die Türe klopft.
Vor den Kraken stehen die Los Angeles Kings. Kevin Fiala hatte etwas Anfangsschwierigkeiten, doch er kommt immer besser in Schwung. Es fällt auf, dass die Kings zwar gut gepunktet haben, aber ein negatives Torverhältnis aufweisen. So etwas ist gefährlich, weil es schnell kippen kann, wenn man häufig nur knapp gewinnt. Es fehlt die Stabilität in der Defensive. Wenn sie die hinkriegen, dann ist für sie viel drin.

Cale Makar von den Colorado Avalanche kommt auch immer besser in Schwung. Er hat am Montag seinen 200. Punkt gesammelt und das in 195 Spielen. Ein neuer Rekord für einen Verteidiger. Die alte Marke von Sergei Zubov lag bei 207 Spielen. Es zeigt, wie konstant er ist und offensiv seine Punkte sammelt ohne das defensive Spiel zu vernachlässigen. Es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen. Er ist eine Augenweide.
Im November wird in der NHL traditionell die Aktion Hockey Fights Cancer begangen. Es ist sehr wichtig, dass der Sport mit seiner ganzen Aufmerksamkeit solche Initiativen durchführt und den Fans, die Krankheit ins Bewusstsein bringt und um Vorsorge wirbt sowie die Forschung und Betroffene finanziell unterstützt. Die NHL zeigt hier mit gutem Beispiel, dass Eishockey eine Vorreiterrolle einnehmen kann und die Teams in Europa ziehen langsam nach. Es braucht noch etwas bis wir auf das Niveau der NHL kommen, aber wir arbeiten daran.