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In den vergangenen Jahren haben die Philadelphia Flyers so manchen Torhüter, der an anderen Standorten zuvor oder danach erfolgreich war, kommen und auch meist wieder schnell gehen sehen. So richtig gelöst wurde die adäquate Besetzung dieser wichtigen Rolle im Eishockey auf langfristiger Basis jedoch nicht, obwohl seit 2014 mit Ron Hextall gerade ein ehemaliger NHL-Torwart als General Manager das Sagen bei der Franchise über die Zusammenstellung der Mannschaft hat. Hextall war es auch, der sich von 1994 bis 1999 als letzter aktiver Mann mit der Maske immerhin fünf Jahre bei den Flyers etablieren konnte.

In dieser Saison holte der General Manager zur Trading Deadline Petr Mrazek von den Detroit Red Wings als neuen Hoffnungsträger, nachdem dieser mit einem Gegentorschnitt von 2,89 pro Spiel, einer Fangquote von 91,0 % und drei Shutouts in einem durchschnittlichen Red Wings-Team überzeugen konnte, doch seit dem Wechsel stagnierte seine Leistung bei 3,22, 89,1 % und einem Shutout.
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Von daher war die logische Konsequenz, dass Trainer Dave Hakstol für die Stanley Cup Playoffs wie auch über weite Strecken der regulären Saison auf Brian Elliott als Nummer 1 setzte. Dabei musste Elliott, der sich mit seinen sehr erfolgreichen Jahren bei den St. Louis Blues in der NHL einen Namen gemacht hatte und erst im vergangenen Sommer von den Calgary Flames neu zum Team gestoßen war, vom 11. Februar bis 3. April nahezu zwei Monate wegen einer Verletzung pausieren.
Der 33-jährige Kanadier gewann die beiden letzten Spiele der Hauptrunde gegen die New York Rangers und Carolina Hurricanes mit insgesamt 36 Saves bei 39 Torschüssen. Hakstol sagte, er dachte, dass Elliott in diesen Spielen genug überzeugte, um ihm in Spiel 1 der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference gegen die Pittsburgh Penguins das Vertrauen zu schenken. Und er denke nicht, dass die lange Ausfallzeit einen Einfluss auf seinen Auftritt bei der deutlichen 0:7-Niederlage der Flyers in Spiel 1 am Mittwoch, gehabt hätte.

"Wenn man auf die fünf Tore schaut, die er kassiert hat, dann haben wir ihm selbst teilweise die Sicht genommen", nahm Hakstol seinen Torhüter in Schutz. "Es war ein schwieriger Abend. Ich habe ihn nach dem ersten Drittel und dem vierten Gegentor drin gelassen, weil ich der Meinung war, dass es genug Bereiche in seinem Spiel gab, wo er das Spiel gut las und überzeugte. Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, sich da durchzukämpfen. Das änderte sich natürlich nach dem fünften."
Elliott wurde bei 9:01 Minuten im zweiten Drittel durch Mrazek ersetzt, nachdem ihm Sidney Crosby das erste Tor zum lupenreinen Hattrick durch die geniale Abnahme des Pucks aus der Luft einschenkte und damit das fünfte Gegentor bei nur 19 Schüssen einschenkte. Backup Mrazek kam in der Restzeit auf 12 Saves bei 14 Schüssen, weil Crosby gegen ihn sein Drei-Tore-Spiel noch komplettierte.
"Es ist eine Niederlage", gab sich Elliott im Anschluss wortkarg. "Das ist alles am Ende des Tages. Sie haben das gemacht, worauf wir uns vorher fokussiert hatten, aber sie machten das gut. Sie haben uns heute in fast allen Aspekten bezwungen, angefangen im Tor. Jeder muss besser werden."
Bleibt die große Frage, ob Hakstol Elliott weiter das Vertrauen schenken oder in Spiel 2 am Freitag (7 p.m. ET; NBCSN, CBC, TVAS, ATTSN-PT) in der PPG Paints Arena auf Mrazek zurückgreifen wird.

"Jetzt gerade sagt mir mein Instinkt, ja", verdeutlichte Hakstol bereits in der Pressekonferenz nach der Partie auf die Frage, ob Elliott Spiel 2 bestreiten wird. "Wissen Sie was, er ist unser Mann. Er ist ein wichtiger Grund, warum unsere Mannschaft sich in einer Position befunden hat, die Playoffs überhaupt erreichen zu können. Angefangen von seiner Präsenz in unserer Kabine und das Vertrauen, dass wir alle in ihm haben, das ist ein großer Faktor. Aber wir werden auf alles einen Blick werfen, doch gerade jetzt habe ich das Gefühl, dass er weiterhin unser Mann ist und ich sehe keinen Grund warum wir das ändern sollten."
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Auch nach dem Training am Donnerstag blieb der Flyers Trainer bei seinem Statement und wollte aber keine Einsatzgarantie für Elliott geben. Es wäre nicht die Zeit über die Aufstellung zu reden, bügelte er Nachfragen ab. Kapitän Claude Giroux betonte indes, dass die Mannschaft das nötige Vertrauen in ihn hätte.
Der Position des Torhüters kommt im Eishockey, aber gerade auch in den Playoffs eine wichtige Rolle zu. Das zeigen immer wieder die Statistiken erfolgreicher Teams aus der Vergangenheit. Doch für die Flyers wird es gegen den Titelverteidiger für ein mögliches Weiterkommen existenziell sein. Nicht umsonst hat Philadelphia nun in allen fünf Saisonspielen gegen Pittsburgh mindestens fünf Gegentore kassiert. Diese Tormaschine muss gestoppt werden, wenn die Saison kein schnelles Ende finden soll.
Um Crosby, Evgeni Malkin, Jake Guentzel und Co. in die Schranken zu weisen, gehört im Besonderen eine Topleistung des letzten Mannes, egal, ob Elliott oder Mrazek zwischen den Pfosten stehen wird. Zwar kann Elliott bei den Gegentreffern am Mittwoch keine große Schuld angelastet werden, aber herausragend war seine Leistung eben auch nicht. Doch noch wäre Zeit, den scheinbar auf den Flyers lastenden Torhüter-Fluch endlich zu beenden und am besten schon am Freitag die Wende einzuleiten. Käme es so, Hextall selber würde sich sicher über einen würdigen Nachfolger am meisten freuen.