32 in 32 breakdown Seattle Kraken

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Seattle Kraken

Das hätte böse ausgehen können: Beim Dreh eines Werbevideos in Alaska kamen Kraken-Center John Hayden und Maskottchen Buoy einem Braunbären sehr nah. Passiert ist den beiden nichts. Ein Schreckmoment war es aber schon. Die Hoffnung in Seattle ist jetzt, dass dies der einzige Schreckmoment in der Saison 25/26 ist. Davor gab es eigentlich gute Nachrichten an der Pazifikküste. Lane Lambert ist neuer Coach der Kraken. Er gehörte 2018 zum Coachingstaff der Washington Capitals, als diese den Stanley Cup gewannen. Mit dieser Erfahrung soll er jetzt den Kraken helfen, zumindest mal in die Playoffs zu kommen.

Das wird schwierig genug. In der vergangenen Saison verpassten die Kraken die K.o.-Phase deutlich, wurden Vorletzter in der Pacific Division mit 76 Punkten. Der Sturm war mit 245 Treffern NHL-Durchschnitt – auf Platz 16 in der vergangenen Saison. Die Abwehr hatte mit 262 Gegentoren den neuntschlechtesten Wert in der NHL. Baustellen gibt es also genügend für den neuen Coach. Da ist die Situation im Tor fast schon komfortabel zu nennen. Denn die Kraken leisten sich tatsächlich in dieser Spielzeit drei gestandene NHL-Keeper. Darunter auch der Rosenheimer Philipp Grubauer, der einen neuen Anlauf nimmt, die Nummer eins zu werden.

Sieh dir die besten Tore der Seattle Kraken aus der vergangenen Saison an

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Ryan Lindgren war es eigentlich gewohnt, das Trikot der New York Rangers zu tragen. „Ich habe die letzten sechs Saisons an einem Platz verbracht. Und dann wacht man eines Morgens auf, geht in die Eishalle und findet heraus, dass man zu einem anderen Team muss.“ So beschrieb der Verteidiger bei der Vorstellung in Seattle seinen Trade von den Rangers zu den Colorado Avalanche zur Trading Deadline der vergangenen Saison. Danach wurde er zum Unrestricted Free Agent und schloss sich den Kraken an. Also noch ein paar Meilen weiter gen Westen, zum dritten NHL-Team innerhalb von wenigen Monaten. In Seattle unterschrieb der Verteidiger einen Vertrag über vier Jahre, der ihm 18 Millionen US-Dollar einbringt.

„Jetzt geht es für mich nach Seattle, und irgendwie beginnt die Reise damit von vorne. Man lernt viele neue Menschen kennen und bekommt einen frischen Start. Ja, ich freue mich wirklich darauf“, sagte Lindgren. Bei den Rangers spielte er meist mit Adam Fox zusammen. Jetzt bekommt er einen neuen Partner in der Verteidigung. Nach derzeitiger Lesart kann das am ehesten im dritten Verteidigerpaar Ryker Evans sein.

Es ist klar, warum sich die Kraken die Dienste des US-Amerikaners gesichert haben. Er soll einer in der vergangenen Spielzeit allzu oft zu anfälligen Defensive mehr Stabilität verleihen. Die großen offensiven Statistiken sind von ihm nicht zu erwarten. Erst einmal, nämlich in der vergangenen Saison, hat er in einer Spielzeit die Marke von 20 Scorerpunkten geknackt. Auch im Unterzahlspiel dürfte Lindgren zum Einsatz kommen.

„Ryan ist ein Spieler mit Leib und Seele, der bei jedem Wechsel alles gibt. Er macht alles, um zu gewinnen und war in seiner Karriere eine feste Größe im Unterzahlspiel. Wir freuen uns, ihn im Team willkommen zu heißen“, befand Kraken-General Manager Jason Botterill.

Die Kraken haben sich im Sommer außerdem etwas Absicherung fürs Tor in den Kader geholt. Matt Murray, zweimaliger Stanley Cup Sieger mit den Pittsburgh Penguins, ist der neue dritte Man zwischen den Pfosten. Murray hat einen Vertrag über ein Jahr und eine Million US-Dollar unterschrieben. Er kann ohne Probleme einspringen, wenn Joey Daccord, die Nummer eins, oder Grubauer, schwächeln oder sich verletzen sollten. Ein Nachteil: Murray erwies sich in den vergangenen Jahren als äußerst verletzungsanfällig.

Die Vertragsverlängerung mit Kaapo Kakko war für den General Manager in diesem Sommer eine „Top-Priorität“, wie Botterill betonte. Der Finne war Mitte Dezember vergangenen Jahres per Trade von den Rangers nach Seattle gekommen. In New York hatte er die großen Erwartungen, die man an den zweiten Pick im NHL Draft 2019 gesetzt hatte, nie erfüllen können. An der Pazifikküste ist man von den Fähigkeiten des Stürmers aus Turku aber überzeugt und hofft, dass er mit seinen spielerischen Fähigkeiten und seiner kräftigen Statur eine tragende Rolle im Angriff der Kraken spielt.

Ende Juni holte Botterill via Trade außerdem die beiden Stürmer Frederick Gaudreau (von den Minnesota Wild) und Mason Marchment (von den Dallas Stars), jeweils im Tausch für Draft Picks. Die beiden geben dem Sturm mehr Tiefe in den hinteren beiden Sturmreihen.

Nennenswerte Abgänge haben die Kraken bislang nicht zu verzeichnen.

Schlüsselspieler

Zur Saison 2021/22 sind die Kraken als 32. Team in die NHL gekommen. Seitdem trägt Jared McCann das Trikot mit dem markanten und stilisierten S auf der Brust. Die NHL-Reise des Kanadiers begann allerdings schon früher. Zur Saison 2015/16 kam er in die Liga, spielte für die Vancouver Canucks. Über die Stationen Florida und Pittsburgh landete der Linksschütze bei den Kraken, die ihn im Expansion Draft auswählten. Dort hat er nicht nur seine sportliche Heimat gefunden, in Seattle hat er auch seine offensive Produktion wesentlich gesteigert. 70 Punkte (40-30-70) in der Spielzeit 22/23 waren seine bislang beste Ausbeute. Die sportliche Wahrheit wird wohl aber eher bei den 61 Punkten (22-39-61) aus der vergangenen Saison liegen. Damit war McCann immer noch bester Scorer der Kraken, bester Vorlagengeber und drittbester Torschütze. Auf dem Weg in die Playoffs braucht Seattle einen McCann in exzellenter Form – am besten in der der Spielzeit 22/23.

Spieler aus dem DACH-Raum

Hinter dem deutschen Keeper Grubauer liegt eine Saison zum Vergessen. Er kam lediglich auf 26 Einsätze (8-17-1). Phasenweise musste er sogar in der AHL bei den Coachella Valley Firebirds, dem Farmteam der Kraken, ran. Bei sieben Einsätzen kam er auf eine Bilanz von 5-2-0. Auch seine Fangquote war hier mit 89,3 Prozent wesentlich besser als in der NHL (87,5). So war es kein Wunder, dass im Sommer sogar Gerüchte aufkamen, dass sich Seattle vom Deutschen per Buyout trennen würde.

Doch genau das Gegenteil passierte. Das Franchise engagierte mit Colin Zulianello einen neuen Torwarttrainer. Unter ihm soll der Oberbayer, 2018 Stanley Cup Sieger mit den Capitals, wieder zu alter Stärke zurückfinden. Dazu kommt, dass unter dem neuen Coach Lambert, der Dan Bylsma ablöste, die Karten sowieso neu gemischt werden. 5,9 Millionen US-Dollar verdient Grubauer pro Saison. Schon alleine deswegen haben die Kraken gesteigertes Interesse daran, dass er wieder die Leistungen zeigt, die er in Colorado und Washington gebracht hat. Dann kann sich der 33-Jährige auch gegen seinen Konkurrenten Daccord durchsetzen, der in den vergangenen beiden Spielzeiten die klare Nummer eins bei den Kraken war.

UTA@SEA: Grubauer mit einer tollen Parade

Stärken

Die große Stärke der Kraken ist der Nachwuchs. Die Organisation hat etliche vielversprechende Talente in der Pipeline, die, sobald sie den Sprung in die NHL packen, den Fans viel Spaß machen werden. Neben dem weiter unten genannten Trio O’Brien, Firkus, Catton, gelten auch die Angreifer Carson Rehkopf, Oscar Fisker Molgaard, Jani Nyman, Eduard Sale und Ryan Winterton sowie die Verteidiger Ty Nelson und Blake Fiddler als Spieler für die Zukunft. Wie weit die in der Ferne liegt, haben die jungen Männer selbst in der Hand. Für den einen oder anderen kann sich schon in dieser Vorbereitung die Möglichkeit ergeben, den Sprung in den NHL-Kader zu schaffen. Sollte es noch nicht klappen, gilt es, sich entweder in der AHL oder im Juniorenbereich bereit zu halten, um da zu sein, wenn, aus welchen Gründen auch immer, während der Saison eine Lücke im Kader entsteht.

Verbesserungspotenziale

Hier hat der neue Coach die freie Auswahl, wo er ansetzen will. Die Abwehr der Kraken war in der vergangenen Saison mit 262 Gegentoren eine der löchrigsten – die neuntschlechteste – in der NHL. Der Sturm war mit 245 Treffern und Platz 16 im ligaweiten Vergleich nur Mittelmaß. Da passt es ins Bild, dass auch die Special Teams nie zu ihrer Form fanden. Das Powerplay rangierte mit einer Erfolgsquote von 18,9 Prozent lediglich auf Rang 23, das Unterzahlspiel mit einer Quote von 77,2 Prozent auf Platz 21. Im Prinzip kann Lambert dem Team ohne Bedenken seine Spielidee vermitteln. Schlechter kann es kaum noch werden.

Vielversprechende Talente

Der Spielmacher der Zukunft in Seattle könnte Jake O’Brien heißen. Die Kraken haben ihn im diesjährigen NHL Draft an Position acht in der ersten Runde gezogen. Er hat auch gleich seinen Entry Level Vertrag unterschrieben. Er ist zwar erst 18 Jahre alt, aber es ist durchaus möglich, dass er sich im Trainingscamp durchsetzt und mit seinen Fähigkeiten, vor allem seiner guten Übersicht, direkt einen Platz im NHL-Kader erkämpft. Bei den Brantford Bulldogs (OHL) stellte er seine Scoringfähigkeiten unter Beweis. In 66 Spielen der regulären Saison kam er auf 98 Punkte (32-66-98). In elf Playoffspielen legte er noch mal drei Tore und acht Vorlagen drauf.
In seiner Entwicklung schon weiter als O’Brien ist Jagger Firkus. Der Rechtsaußen, von den Kraken 2022 in Runde zwei an 35. Stelle gezogen, hat in der vergangenen Spielzeit seine erste Saison auf Profilevel absolviert. Beim AHL-Farmteam Coachella Valley Firebirds kam der 21-Jährige in 69 Partien auf 15 Tore und 21 Assists. Noch eine Saison in der AHL, dann könnte er bereit sein für die NHL. Wenn sich allerdings schon in der Saison 25/26 die Möglichkeit bietet, sollte man nicht überrascht sein, wenn die Kraken ihn zum ersten Mal NHL-Luft schnuppern lassen.

Berkly Catton hat bislang lediglich im Juniorenbereich auf sich aufmerksam gemacht. Das allerdings mit Nachdruck. Für die Spokane Chiefs (WHL) scorte er zweimal in Folge über 100 Punkte. In den Playoffs schoss er in der vergangenen Saison in 20 Spielen elf Tore und bereitete 31 vor. Wenn er in diesem Tempo weitermacht, wird man den 19-Jährigen eher früher als später in der NHL sehen. Er ist ebenfalls auf der Centerposition zu Hause, was die Zukunftsaussichten für Seattle speziell auf dieser Position sehr gut aussehen lässt.

Playoff-Chancen

Ein neuer Trainer hat in Seattle das Sagen. Das bedeutet, dass sich alle neu beweisen und um ihre Plätze im Kader kämpfen müssen. Das ist die Chance auch für die Talente der Kraken, sich in den Kader zu spielen. Die Qualifikation für die Playoffs wird auch in dieser Saison ganz schwierig. Ein besseres Abschneiden als die 76 Punkte der vergangenen Spielzeit sollte aber auf alle Fälle möglich sein. Vorausgesetzt, der Sturm zeigt sich etwas treffsicherer und die Special Teams funktionieren wesentlich besser.

Erlebe noch einmal alle Tore aus der letzten Saison der Spieler der Seattle Kraken für 2025/26

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