Die wichtigsten Veränderungen im Kader
Ryan Lindgren war es eigentlich gewohnt, das Trikot der New York Rangers zu tragen. „Ich habe die letzten sechs Saisons an einem Platz verbracht. Und dann wacht man eines Morgens auf, geht in die Eishalle und findet heraus, dass man zu einem anderen Team muss.“ So beschrieb der Verteidiger bei der Vorstellung in Seattle seinen Trade von den Rangers zu den Colorado Avalanche zur Trading Deadline der vergangenen Saison. Danach wurde er zum Unrestricted Free Agent und schloss sich den Kraken an. Also noch ein paar Meilen weiter gen Westen, zum dritten NHL-Team innerhalb von wenigen Monaten. In Seattle unterschrieb der Verteidiger einen Vertrag über vier Jahre, der ihm 18 Millionen US-Dollar einbringt.
„Jetzt geht es für mich nach Seattle, und irgendwie beginnt die Reise damit von vorne. Man lernt viele neue Menschen kennen und bekommt einen frischen Start. Ja, ich freue mich wirklich darauf“, sagte Lindgren. Bei den Rangers spielte er meist mit Adam Fox zusammen. Jetzt bekommt er einen neuen Partner in der Verteidigung. Nach derzeitiger Lesart kann das am ehesten im dritten Verteidigerpaar Ryker Evans sein.
Es ist klar, warum sich die Kraken die Dienste des US-Amerikaners gesichert haben. Er soll einer in der vergangenen Spielzeit allzu oft zu anfälligen Defensive mehr Stabilität verleihen. Die großen offensiven Statistiken sind von ihm nicht zu erwarten. Erst einmal, nämlich in der vergangenen Saison, hat er in einer Spielzeit die Marke von 20 Scorerpunkten geknackt. Auch im Unterzahlspiel dürfte Lindgren zum Einsatz kommen.
„Ryan ist ein Spieler mit Leib und Seele, der bei jedem Wechsel alles gibt. Er macht alles, um zu gewinnen und war in seiner Karriere eine feste Größe im Unterzahlspiel. Wir freuen uns, ihn im Team willkommen zu heißen“, befand Kraken-General Manager Jason Botterill.
Die Kraken haben sich im Sommer außerdem etwas Absicherung fürs Tor in den Kader geholt. Matt Murray, zweimaliger Stanley Cup Sieger mit den Pittsburgh Penguins, ist der neue dritte Man zwischen den Pfosten. Murray hat einen Vertrag über ein Jahr und eine Million US-Dollar unterschrieben. Er kann ohne Probleme einspringen, wenn Joey Daccord, die Nummer eins, oder Grubauer, schwächeln oder sich verletzen sollten. Ein Nachteil: Murray erwies sich in den vergangenen Jahren als äußerst verletzungsanfällig.
Die Vertragsverlängerung mit Kaapo Kakko war für den General Manager in diesem Sommer eine „Top-Priorität“, wie Botterill betonte. Der Finne war Mitte Dezember vergangenen Jahres per Trade von den Rangers nach Seattle gekommen. In New York hatte er die großen Erwartungen, die man an den zweiten Pick im NHL Draft 2019 gesetzt hatte, nie erfüllen können. An der Pazifikküste ist man von den Fähigkeiten des Stürmers aus Turku aber überzeugt und hofft, dass er mit seinen spielerischen Fähigkeiten und seiner kräftigen Statur eine tragende Rolle im Angriff der Kraken spielt.
Ende Juni holte Botterill via Trade außerdem die beiden Stürmer Frederick Gaudreau (von den Minnesota Wild) und Mason Marchment (von den Dallas Stars), jeweils im Tausch für Draft Picks. Die beiden geben dem Sturm mehr Tiefe in den hinteren beiden Sturmreihen.
Nennenswerte Abgänge haben die Kraken bislang nicht zu verzeichnen.
Schlüsselspieler
Zur Saison 2021/22 sind die Kraken als 32. Team in die NHL gekommen. Seitdem trägt Jared McCann das Trikot mit dem markanten und stilisierten S auf der Brust. Die NHL-Reise des Kanadiers begann allerdings schon früher. Zur Saison 2015/16 kam er in die Liga, spielte für die Vancouver Canucks. Über die Stationen Florida und Pittsburgh landete der Linksschütze bei den Kraken, die ihn im Expansion Draft auswählten. Dort hat er nicht nur seine sportliche Heimat gefunden, in Seattle hat er auch seine offensive Produktion wesentlich gesteigert. 70 Punkte (40-30-70) in der Spielzeit 22/23 waren seine bislang beste Ausbeute. Die sportliche Wahrheit wird wohl aber eher bei den 61 Punkten (22-39-61) aus der vergangenen Saison liegen. Damit war McCann immer noch bester Scorer der Kraken, bester Vorlagengeber und drittbester Torschütze. Auf dem Weg in die Playoffs braucht Seattle einen McCann in exzellenter Form – am besten in der der Spielzeit 22/23.
Spieler aus dem DACH-Raum
Hinter dem deutschen Keeper Grubauer liegt eine Saison zum Vergessen. Er kam lediglich auf 26 Einsätze (8-17-1). Phasenweise musste er sogar in der AHL bei den Coachella Valley Firebirds, dem Farmteam der Kraken, ran. Bei sieben Einsätzen kam er auf eine Bilanz von 5-2-0. Auch seine Fangquote war hier mit 89,3 Prozent wesentlich besser als in der NHL (87,5). So war es kein Wunder, dass im Sommer sogar Gerüchte aufkamen, dass sich Seattle vom Deutschen per Buyout trennen würde.
Doch genau das Gegenteil passierte. Das Franchise engagierte mit Colin Zulianello einen neuen Torwarttrainer. Unter ihm soll der Oberbayer, 2018 Stanley Cup Sieger mit den Capitals, wieder zu alter Stärke zurückfinden. Dazu kommt, dass unter dem neuen Coach Lambert, der Dan Bylsma ablöste, die Karten sowieso neu gemischt werden. 5,9 Millionen US-Dollar verdient Grubauer pro Saison. Schon alleine deswegen haben die Kraken gesteigertes Interesse daran, dass er wieder die Leistungen zeigt, die er in Colorado und Washington gebracht hat. Dann kann sich der 33-Jährige auch gegen seinen Konkurrenten Daccord durchsetzen, der in den vergangenen beiden Spielzeiten die klare Nummer eins bei den Kraken war.