Yaroslav Askarov #30 of the San Jose Sharks takes the ice through the Shark Head before the game against the Nashville Predators at SAP Center on January 23, 2025 in San Jose, California. (Photo by Kavin Mistry/NHLI via Getty Images)

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Drei Fragen bei den San Jose Sharks

1. Wie gut ist die neue Verteidigung?

Die Abwehr ist seit über einem halben Jahrzehnt die Achillesferse der San Jose Sharks. In den sechs Jahren, in denen die Mannschaft die Stanley Cup Playoffs zuletzt in Folge verpasste, hatten sie kumuliert einen Gegentorschnitt von 3,6, was den schlechtesten Wert der Liga bedeutet. Auch in absoluten Zahlen kassierte kein NHL-Team mehr Gegentore (1633).

In den letzten beiden Saisons, in denen die Kalifornier jeweils als schlechteste Mannschaft abschlossen, mussten sie im Schnitt sogar 3,88 Gegentore/Spiel hinnehmen. In diesem Zeitraum ließen die Sharks auch die meisten gegnerischen Torschüsse pro Partie zu (33,5), was zu einer Überlastung ihrer Torhüter und letztlich zu den vielen Gegentoren führte. Nachdem wichtige Verteidiger wie Brent Burns oder Erik Karlsson die Bay Area in den letzten Jahren verlassen hatte, tauchte ein weiteres Problem auf: Es fehlte an einem kontrolliertem und fehlerfreien Spielaufbau. Zu oft landete schon der erste Pass beim Gegner oder im Nirgendwo. Entsprechend litten darunter die Stürmer.

Das Problem hat General Manager Mike Greer erkannt und im Sommer auf dem Free-Agent-Markt zugeschlagen: Dmitry Orlov (34), ein Stanley-Cup-Champion von 2018 (Washington Capitals) ist ein Zwei-Wege-Verteidiger, der den Puck gut bewegen kann. Der potenzielle Nummer-1-Abwehrmann sammelte zuletzt 28 Punkte (6-22-28) in 76 Spielen für die Carolina Hurricanes, fiel also nicht als überragender Scorer auf. John Klingberg (33) ist ein dringend benötigter Rechtsschütze und Offensivverteidiger, der auch den Quarterback im Powerplay geben kann und die Angriffe als mobiler und schussstarker Blueliner gerne unterstützt. Allerdings absolvierte Klingberg in den letzten drei Jahren zusammengerechnet nur 42 Spiele (11-31-42) für die Anaheim Ducks, Minnesota Wild, Toronto Maple Leafs und Edmonton Oilers. Im Vorjahr ließ er seine Hüftprobleme operativ behandeln. Die große Hoffnung der Sharks ist, dass der Schwede wieder an seine erfolgreiche Zeit bei den Dallas Stars (2014-2022) anknüpfen kann. Leddy (34), ein Stanley Cup Champion von 2013 (Chicago Blackhawks), ist eher ein Defensivverteidiger für die Tiefe, der Stabilität und die Präsenz eines Veteranen mitbringen soll. Für die St. Louis Blues sammelte er in der Vorsaison in 31 Spielen fünf Punkte (2-3-5).

Der Umbau in der Abwehr ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg und die Entwicklung in San Jose, denn: Die vielen hochklassigen Talente im Sturm wollen gefüttert werden.

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2. Ist Askarov schon jetzt ein Nummer-1-Torwart?

Als die Sharks vor auf den Tag genau einem Jahr einen Trade mit den Nashville Predators einfädelten, der Torwart-Talent Yaroslav Askarov ins Silicon Valley brachte, war dies ein Versprechen an die Zukunft. Der 23-jährige Russe war im NHL Draft 2020 in der 1. Runde an 11. Stelle ausgewählt worden und galt schon damals als ähnlicher Spielertyp wie Andrei Vasilevskiy. In seiner ersten Saison in Nordkalifornien wurde Askarov sowohl in der NHL (13 Spiele, 4-6-2, 3,1 Gegentore/Spiel, 89,6 Prozent Fangquote) als auch beim San Jose Barracuda in der AHL (22 Spiele, 11-9-2, 2,45 Gegentore/Spiel, 92,3 Prozent Fangquote, vier Shutouts) eingesetzt. Der 1,91 Meter große Rechtsfänger glänzte mit seiner Athletik, als Frohnatur und auch in den Calder Cup Playoffs (sechs Spiele, 3-2, 1,68 Gegentore/Spiel, 93,5 Prozent Fangquote, ein Shutout). Die neue Spielzeit 2025/26 dürfte er komplett in der NHL verbringen und zusammen mit Neuzugang Alex Nedeljkovic (29, Pittsburgh Penguins) ein Goalie-Tandem bilden.

Insbesondere aufgrund ihrer oft wackeligen und anfälligen Abwehr brauchen die Sharks dringend einen Torhüter, der die Kohlen aus dem Feuer holt und auch mal ein Spiel stehlen kann. Gleichzeitig will San Jose seinen künftigen Franchise-Goalie nicht verheizen. Ein schmaler Grat für Trainer Ryan Warsofsky also, der freilich hofft, dass Askarov schon jetzt ein Nummer-1-Torwart auf NHL-Niveau sein kann.

3. Kurbeln Thornton und Marleau die Entwicklung der vielen Talente an?

„The future is teal“, also „Die Zukunft ist türkis” ist ein Spruch, mit dem die PR-Abteilung der Sharks seit geraumer Zeit spielt. Kein Wunder: Die Fülle an hochkarätigen Talenten ist gigantisch (siehe 32-in-32-Analyse der San Jose Sharks auf NHL.com/de). Die Speerspitze bilden Jungs wie Macklin Celebrini (19; NHL Draft 2024, 1. Runde, 1. Stelle), Will Smith (20; Draft 2023, 1. Runde, 4. Stelle), William Eklund (22; Draft 2021, 1. Runde, 7. Stelle) und der gerade erst kürzlich gedraftete Michael Misa (18; Draft 2025, 1. Runde, 2. Stelle). Dieses Quartett - und vielleicht noch viele mehr - sollen die Organisation in den nächsten Jahren tragen und San Jose wieder zu einem Titel-Aspiranten machen. Ihre Entwicklung von Elite-Talenten hin zu NHL-Superstars genießt deshalb Top-Priorität.

Genau hier setzt die Arbeit von Joe Thornton an. Die lebende Legende, dessen Trikot mit der Nummer 19 in der Vorsaison unters Hallendach gezogen wurde und künftig nicht wieder vergeben wird, genießt einerseits höchsten Respekt bei den Prospects und andererseits die Arbeit mit jungen Spielern. Immer wieder tauchte Thornton in den letzten Monaten als Trainer auf dem Eis auf, nun wurde er auch offiziell von den Sharks angestellt und soll als „Development Coach“ und „Hockey Operations Coordinator“ die Entwicklung der Rohdiamanten aktiv vorantreiben. Der 46-jährige Kult-Spieler ist mit einer Schweizerin verheiratet, schnürte während zweier NHL-Lockouts die Schlittschuhe für den HC Davos, besitzt auch die Schweizer Staatsbürgerschaft und wird bald in die Hockey Hall of Fame aufgenommen.

Sein langjähriger Teamkollege Patrick Marleau, der den NHL-Rekord für die meisten Spiele (1779) hält und dessen Trikot mit der Nummer 12 neben dem von Thornton unterm Hallendach hängt, arbeitet übrigens ebenfalls als „Player Development Coach“ und „Hockey Operations Advisor“ in der Organisation.

In Sachen Identifikation könnten die Sharks in diesem Bereich also kaum besser aufgestellt sein. Weitere bekannte Namen, die für die Talente-Entwicklung zuständig sind: Mike Ricci, Luca Sbisa, Tommy Wingels (alle Player Development Coach) und Ryan Miller (Goalie Development Coach).

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