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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Drei Fragen bei den Montreal Canadiens

1. Ist Dobson das fehlende Puzzlestück?

Montreal hat im Sommer mit der Verpflichtung des rechtsschießenden Verteidigers Noah Dobson ein starkes Signal gesetzt. Der 25-Jährige kam am 27. Juni per Trade von den New York Islanders, verbunden mit einem Achtjahresvertrag über 76 Millionen US-Dollar. Im Gegenzug gaben die Canadiens die beiden Erstrundenpicks (16 und 17) des Drafts 2025 sowie Stürmer Emil Heineman ab. Eine bemerkenswerte Investition in einen Verteidiger, der bei den Islanders in der vergangenen Hauptrunde 39 Punkte (10 Tore, 29 Assists) sammelte und im Schnitt mehr als 23 Minuten pro Partie auf dem Eis stand

MIN@NYI: Dobson nutzt ein Powerplay

Die sportliche Begründung liefert der Blick auf die Spielidee der Canadiens und die Zusammensetzung der Defensive. General Manager Kent Hughes betonte, Dobsons Reichweite und Spielübersicht passten ideal zu Montreals Tempostil unter Coach Martin St. Louis. In ein Ensemble mit Lane Hutson, Kaiden Guhle, Mike Matheson und Alexandre Carrier eingefügt, soll Dobson das schnelle Umschalten stabilisieren und als Fixpunkt in der ersten Paarung verlässlich viele Minuten übernehmen.

Dass Hughes explizit die Balance aus Größe und Mobilität hervorhebt, zeigt: Es geht weniger um pure Physis als um die Fähigkeit, Pucks sauber unter Druck zu sichern und das Spiel sofort nach vorn zu treiben.

Die Erwartungshaltung speist sich auch aus dem Gesamtkontext. Montreal kehrte 2024/25 erstmals seit 2021 in die Stanley-Cup-Playoffs zurück, verlor zwar in fünf Spielen gegen die Washington Capitals, legte aber auf dem Weg dorthin in den letzten 26 Saisonspielen einen 15-5-6-Lauf hin. Gerade in dieser Phase waren sichere und saubere erste Pässe entscheidend.

2. Kehrt Dach zum Saisonstart zurück?

Die Center-Position hinter Kapitän Nick Suzuki bleibt ein neuralgischer Punkt, weil die Gesundheit von Kirby Dach zum Start fraglich ist. Nach einer erneuten Operation am rechten Knie im Februar ist offen, ob der 24-Jährige den Saisonauftakt bestreiten kann. Montreal macht klar, dass man bei der Rückkehr keinerlei Risiko eingehen wolle. Sollte Dach zunächst fehlen, dürfte Alex Newhook in die Rolle als Center der zweiten Reihe aufrücken. Dahinter werden Jake Evans und Joe Veleno sowie die Talente Oliver Kapanen und Owen Beck als Optionen genannt.

Die Personalie ist mehr als ein medizinisches Bulletin, sie beeinflusst die gesamte Hierarchie im Angriff. Dachs Profil, mit Scheibensicherheit in der neutralen Zone, robuste Zweikampfführung und der Fähigkeit im Umschaltspiel, ist in engen Spielen schwer zu ersetzen. Newhook bringt Tempo und Spielwitz, Evans verlässliche Zwei-Wege-Arbeit, Veleno Tiefe und Antritt.

Ein Faktor, der in diesem Zusammenhang unterschätzt werden kann, ist das Zusammenspiel mit den Flügeln. Ivan Demidov, der im April einen Dreijahresvertrag unterschrieb und in seinem NHL-Debüt am 14. April sofort mit Tor und Assist einschlug, könnte über eine komplette Saison im Top-6-Gerüst zusätzliche Entlastung bringen, sowohl für einen genesenen Dach als auch für dessen Vertreter.

CHI@MTL: Demidov erzielt sein erstes Tor in seinem ersten NHL-Spiel

3. Kann der junge Kern die Last der Erwartungen tragen?

Der Playoff-Einzug 2025 war ein Meilenstein, mehr aber noch eine Standortbestimmung: Die Canadiens verloren zwar die Erstrundenserie gegen Washington, gewannen jedoch Erkenntnisse über das Anforderungsprofil in entscheidenden Phasen. Dass die Mannschaft mit dem jüngeren Kern diese Hürde genommen hat und zuvor mit 15-5-6 ins Ziel kam, sorgt intern für Zuversicht, extern jedoch auch für gewachsene Erwartungen.

Tragen sollen diese Last Suzuki, Cole Caufield und Juraj Slafkovský, flankiert von Demidov. Für die Balance sorgt eine Defensive, die mit Hutson, Guhle, Matheson, Carrier und nun Dobson ein klares Profil hat. Genau hier lag in der Vergangenheit die Diskrepanz zwischen Ambition und Ausführung. Montreal wollte hoch und schnell verteidigen, geriet dabei aber mitunter in Eins-Gegen-Eins-Situationen in der eigenen Zone. Die Ergänzungen der vergangenen Monate zielen darauf, den Stil robuster zu machen, ohne das Tempo zu opfern.

Canadiens-Neuzugang Lane Hutson gewinnt die Calder Memorial Trophy

Ob die Mannschaft reif genug ist, um einen weiteren Schritt zu gehen, wird sich an Details messen: an der Disziplin im Line-Management, an Special Teams in engen Spielen, an der Fähigkeit, entscheidende Momente zu erkennen und daraus einen Nutzen zu schlagen.

Ein Blick zurück auf den Frühling verdeutlicht die Messlatte: Gegen Washington war der Unterschied in Effizienz und im Nutzen von Powerplay-Gelegenheiten sichtbar. Montreal gewann Spiel 3, konnte die Serie aber nicht drehen. Das Ziel für 2025/26 ist nicht nur die Wiederholung der Qualifikation, sondern der nächste Schritt. Genau dafür wurden die Weichen gestellt.

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