Montreal Canadiens

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Montreal Canadiens

Vor drei Jahren standen die Montreal Canadiens noch im Stanley Cup Finale 2021 (1:4 gegen die Tampa Bay Lightning). Im Eishockey-verrückten Quebec wurde sofort Erinnerungen an eine glorreiche Vergangenheit geweckt, immerhin sind die Canadiens mit 24 Titeln Stanley-Cup-Rekordsieger. Die Hoffnung auf einen Titel in naher Zukunft sollte sich aber nicht erfüllen: Drei Jahre in Folge verpasste Montreal die Stanley Cup Playoffs. In der abgelaufenen Saison 2023/24 stand am Ende der letzte Platz in der Atlantic Division (30-36-16; 76 Punkte) zu Buche. Der letzte Wildcard-Spot in der Eastern Conference wurde mit 15 Zählern Rückstand krachend verpasst. Die frenetischen Fans werden wohl noch etwas Geduld brauchen.

Die wichtigsten Kaderveränderungen

In Bezug auf externe Verstärkungen ist in Montreal nicht viel passiert. Stürmer Alex Barre-Boulet, der in den letzten vier Jahren immer zwischen NHL (Lightning) und AHL (Syracuse Crunch) pendelte, soll bei den Canadiens nun einen Stammplatz in den Bottom-Six-Reihen bekommen. Der 27-jährige Franko-Kanadier wird sich in der Vorbereitung auch um einen Platz im Powerplay bewerben. In der AHL stach der 1,78 Meter große Linksschütze mit seinen Spielmacher- und Abschluss-Qualitäten heraus.

Wenig Fluktuation gab es auch bei den Abgängen. Hier sind Verteidiger Johnathan Kovacevic (New Jersey Devils) sowie die beiden Stürmer Jesse Ylonen (Tampa Bay Lightning) und Mitchell Stephens (Seattle Kraken) zu nennen.

Schlüsselspieler

Mit Kapitän Nick Suzuki (25), Flügelflitzer Cole Caufield (23) und Power Forward Juraj Slafkovsky (20) verfügen die Canadiens über eine Menge Talent in ihrer ersten Sturmreihe, die in den nächsten Jahren immer besser werden dürfte. Der giftige Brendan Gallagher (32) und der physisch starke Josh Anderson (30) bringen dringend benötigte Erfahrung mit. Zur Achse im Angriff zählen zudem Alex Newhook (23) und Kirby Dach (23). In der Verteidigung bilden Mike Matheson (30), David Savard (33) und Publikumsliebling Arber Xhekaj (23) eine wichtige Achse.

MTL@SEA: Suzuki haut ihn rein

Spieler aus dem DACH-Raum

Der Österreicher David Reinbacher wurde im NHL Draft 2023 in der 1. Runde an 5. Stelle von den Canadiens ausgewählt, spielte den Großteil der Vorsaison beim EHC Kloten in der Schweiz (35 NL-Spiele, 1-10-11) und debütierte daraufhin in Montreals Farmteam Laval Rocket (elf AHL-Spiele, 2-3-5). Der 1,89 Meter große Rechtsschütze bringt NHL-Maße mit und wird die Saison 2024/25 in Laval starten, um sich weiter an das Eishockey in Nordamerika zu gewöhnen. Gleichzeitig darf sich der 19-Jährige aus Hohenems auch Hoffnung auf ein NHL-Debüt machen.

Stärken

Montreal verfügt über eine junge und durchaus schnelle Mannschaft mit enormem Talent und Potenzial. Durchschnittlich stellen die Canadiens mit 25,42 Jahren die zweitjüngste Mannschaft der Liga. Trainer Martin St.Louis muss ein System finden, mit dem Montreal erfolgreich Eishockey spielen kann, um eine bestmögliche Entwicklung seiner jungen Spieler zu fördern. Da es kaum Veränderungen im Kader gab, dürfte das Team gut eingespielt sein.

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Verbesserungspotenziale

Eigentlich haben die Canadiens in allen Bereichen viel Luft nach oben. In Sachen Offensive (2,83 Tore/Spiel, 26.), Defensive (3,43 Gegentore/Spiel, T-26.), Powerplay (17,5 Prozent, 27.) und Penalty Killing (76,5 Prozent, 24.) stand Montreal jeweils im unteren Drittel der gesamten NHL. Beim Blick auf den Kader fehlt es an Tiefe und Secondary Scoring in den Bottom-Six-Reihen sowie an Qualität in der Spitze in der Verteidigung. Im Tor kämpfen Samuel Montembeault (27) und Cayden Primeau (25) um die Rolle des Starters. Bislang flogen beide Goalies eher unterhalb des Radars.

Vielversprechende Talente

Drei recht erfolglose Jahre haben eine Menge neuer Talente nach Montreal gespült: First-Overall-Pick Slafkovsky (NHL Draft 2022) führt die Riege an vielversprechenden Prospects an. Im Sturm werden in den nächsten Jahren Ivan Demidov (NHL Draft 2024, 1. Runde, 5. Stelle), Michael Hage (NHL Draft 2024, 1. Runde, 21. Stelle), Filip Mesar (NHL Draft 2022, 1. Runde, 26. Stelle) und Owen Beck (NHL Draft 2022, 2. Runde, 33. Stelle) einen großen Einschlag haben. Gleiches gilt für die Verteidiger Reinbacher (NHL Draft 2023, 1. Runde, 5. Stelle) und Lane Hutson (NHL Draft 2022, 2. Runde, 62. Stelle). Aber auch ohne diese Draft-Picks haben die Canadiens einen großen Kern an Spielern, die 23 Jahre oder jünger sind: Caufield (23), Dach (23), Newhook (23), Xhekaj (23), Justin Barron (22), Kaiden Guhle (22), Logan Mailloux (21) oder Joshua Roy (21) werden in der kommenden Saison bereits viel Verantwortung schultern.

PHI@MTL: Slafkovsky macht seinen ersten NHL-Hattrick mit einem Laser perfekt

Playoff-Chancen

Auch wenn Montreal in der Vorsaison doch stark vom Verletzungspech gebeutelt war, dürfte eine Rückkehr in die Stanley Cup Playoffs selbst mit einem gesunden Kader schwer werden. Dringend benötigte externe Verstärkungen blieben aus. Die zahlreichen Talente brauchen wohl noch ein, zwei Jahre, um weiter zu reifen und einen noch größeren Effekt zu haben. Auch das Goaltending und die Verteidigung erscheint im Vergleich zur starken Konkurrenz in der Atlantic Division und Eastern Conference zu schwach. Die Playoff-Durststrecke der Canadiens wird wohl weitergehen und die Geduld der Fans weiter auf eine harte Probe gestellt werden.

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