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Während der Saison 2018/19 wird das Team von NHL.com/de jeden Freitag in der Rubrik "Writer's Room" wichtige Themen der Liga diskutieren und analysieren. In dieser Ausgabe: Das Fazit zur Trade Deadline.

Am Montag, den 25. Februar um 21 Uhr MEZ war es soweit. Nichts geht seitdem mehr in der NHL-Saison 2018/19 in Sachen Wechseln. Der Tag selbst ging langsam los, ehe in den letzten Momenten bis zur NHL Trade Deadline noch etliche Wechsel über den Ticker schlitterten.
Am Ende wurden 20 Trades mit 32 darin verwickelten Spielern verzeichnet. Mit dem Schweizer Kevin Fiala, der seine Zelte bei den Nashville Predators abbrechen musste, traf es auch einen deutschsprachigen Spieler. Er wurde zu den Minnesota Wild transferiert.

NSH@FLA: Fiala baut mit klasse Tor die Führung aus

Folgend diskutieren die Redakteure von NHL.com/de, welche Teams sich ihrer Meinung nach am besten verstärkt haben und eventuell auch, welche Teams sich zurecht zurückgehalten haben:
Christian Rupp: Kurz vor der Trade-Deadline haben einige Teams noch einmal kräftig in neues Personal investiert. Für mich haben sich dadurch vor allem die Boston Bruins, Winnipeg Jets, Nashville Predators und San Jose Sharks von Stanley-Cup-Anwärtern zu ultimativen Titel-Favoriten gemacht. Boston holte mit Center Charlie Coyle (Minnesota Wild) und Flügelstürmer Marcus Johansson (New Jersey Devils) viel Qualität für die Tiefe und hat mit Brad Marchand, David Pastrnak, Patrice Bergeron und David Krejci ohnehin schon viele Hochkaräter für die Spitze. Die Winnipeg Jets verpflichteten mit Kevin Hayes (New York Rangers) einen Spieler, der perfekt eine physisch starke, aber auch schnelle Mannschaft passt und das Secondary Scoring ankurbeln sollte. Nathan Beaulieu (Buffalo Sabres) stellt zudem die Defensive auf breitere Füße. Die Nashville Predators gaben mit Kevin Fiala (Minnesota Wild) zwar einen schnellen und schussfreudigen Stürmer ab, holten dafür aber mit Mikael Granlund (Minnesota) einen weiteren dynamischen Top-Center sowie mit Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers) auch noch eine ordentliche Portion Größe, Grit und Physis. Genau dieses Element schien den Preds in den körperlich geprägten Playoffs letztes Jahr zu fehlen. Mit Brian Boyle (New Jersey) wurde schon ein paar Tage zuvor ein ähnlicher Spielertyp für die Mittelstürmerposition verpflichtet. Mit Ryan Johansen, Kyle Turris, Granlund, Boyle und Nick Bonino verfügt Nashville über unglaubliche Qualität und Tiefe auf der Centerposition. Die San Jose Sharks führten einer intakten Mannschaft mit Flügelspieler Dylan Larkin einen weiteren Scorer zu. Das Tore schießen sollte damit auf eine weitere Schulter verteilt werden und erweitert die Kaderbreite sowie die offensiven Möglichkeiten bei den Nord-Kaliforniern.

PIT@NJD: Johansson versenkt einen Rückhandschuss hoch

Robin Patzwaldt:So spannend es an einer solchen Trade Deadline in der NHL auch immer zugehen mag, so sollten wir deren Einfluss auf die Siegchancen der Teams im Frühsommer aber auch nicht überschätzen, denke ich. Es kann bei solchen Wechseln immer nur um den Feinschliff gehen. Das Gerüst der Teams muss grundsätzlich schon vorher stimmen, will es ab April in die Vollen gehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich der Einfluss dieser Verpflichtungen auf den sprichwörtlich letzten Drücker ohnehin nicht wirklich verlässlich prognostizieren lässt. Da gab es über die Jahre schon unzählige positive wie negative Überraschungen. Auf dem Papier betrachtet, halte ich den zuvor ohnehin schon starken Kader der Nashville Predators durch die bereits von Christian genannten namhaften Neuzugänge aktuell für den mit am besten aufgestellten, so dass das Team einen ernsthaften Anlauf auf den Cup unternehmen können sollte. Aber was will das schon heißen, in einer Liga, in der der Achtplatzierte der Vorrunde schon häufiger ein Top-Team zum Playoff-Auftakt eliminieren konnte. Lassen wir uns also überraschen, welcher Last-Minute-Transfer im Juni als der effektivste gilt.
*** ***Ähnliches: [Die Bruins sind jetzt schon bereit für mehr]
Alexander Gammel: In Sachen Predators kann ich Christian nur Recht geben, die Verpflichtungen haben eine unglaubliche Qualität und passen perfekt zum Team. Man sollte aber auch die Columbus Blue Jackets nicht vergessen, die bereits in den Tagen vor der Deadline richtig aktiv waren. Mit Ryan Dzingel und Matt Duchene holten sie zwei der drei besten Torschützen der Ottawa Senators, die durch ihre Zeit bei den Kanadiern auch noch eingespielt und somit gleich effektiv einzusetzen sind. Am Tag der Deadline taten sie mit Torwart Keith Kinkaid und Verteidiger Adam McQuaid noch etwas für die Tiefe in der Defensive und mehr Physis im Abwehrspiel. McQuaid ist kein Spitzenverteidiger, kann mit seinen 193 Zentimetern Körpergröße und 95 Kilo Masse aber ein unangenehmer Gegner sein. Noch gar nicht diskutiert wurde hier der spektakulärste Transfer, in dem Mark Stone, der beste Torschütze und Scorer der Senators, zu den Vegas Golden Knights kam. Die Golden Knights sind zwar auf Rang drei der Pacific Division, ihre Offensive ist mit 187 Toren, das bedeutet ligaweit Rang 15 hinter den Senators, aber nur Mittelmaß. Stone könnte hier eine Initialzündung geben, wenn er richtig eingesetzt und bedient wird. In Anbetracht der Konkurrenz in der Western Conference muss ich jedoch sagen, dass mir die Kontrahenten besser gefallen. Die Jets, Sharks und Predators haben sich umfassender verstärkt und die Calgary Flames haben ohnehin einen Kader, der vollgestopft ist mit jungen torgefährlichen Stürmern, die ihr Team nicht umsonst an die Spitze geschossen haben.

SJS@CBJ: Duchene mit der Rückhand gegen Jones

Stefan Herget:Zur Diskussion bezüglich den Verstärkungen gibt es nicht viel hinzuzufügen, deswegen will ich noch den Aspekt des Ausverkaufs und Neuaufbaus aufgreifen. Zwei Beispiele hierfür sind die Ottawa Senators und die New York Rangers. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit dieser Taktik so meine Probleme habe, wobei ich es nur aus der Ferne betrachten kann. Aber Zug um Zug nahezu alle Leistungsträger abzugeben, nur um Draft-Züge zu bekommen oder talentierte Nachwuchsspieler kann auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es wird Jahre dauern, bis die Senators überhaupt wieder konkurrenzfähig sein werden, denn nur jung und schnell, wohin der Trend in der NHL derzeit geht, gewinnt keine Meisterschaften. Es ist immer noch die Mischung, die es macht. Bei den Rangers tut mir insbesondere Henrik Lundqvist leid, der sich dafür ausgesprochen hatte, bis zu seinem Karriereende der Franchise in Manhattan treu zu bleiben, allerdings sicher gerne noch den Stanley Cup gewinnen möchte. Entsprechend schockiert war er an der Trade Deadline, als nach seinem Freund Mats Zuccarello wenige Tage zuvor, auch noch Kevin Hayes transferiert wurde. Als ihn Reporter in der Kabine nach dem Morning Skate darauf ansprachen, kamen dem schwedischen Torhüter vor laufenden Kameras die Tränen und suchte nach Worten, doch er fand keine. Die bittere Enttäuschung war seinem Gesicht ohne Umschweife abzulesen.