Canada Finland Semifinal Preview Cut

Am Samstag werden bei der Eishockey-WM in Finnland die Halbfinals ausgetragen. Gastgeber Finnland bekommt es mit der USA zu tun, wo es zu einem hochinteressanten Goalie-Duell kommt. Außerdem trifft Kanada auf Tschechien.

Finnland - USA (Samstag, 13.20 Uhr MESZ, in Helsinki)
Im Halbfinale zwischen Finnland und den Vereinigten Staaten kommt es zum Duell der beiden statistisch besten Torhüter bei der WM 2022: Jussi Olkinuora auf Seiten von Suomi gegen Jeremy Swayman (Boston Bruins) zwischen den Pfosten der US-Boys. Olkinuora wehrte in sechs Spielen schon 121 Schüsse ab, kommt auf einen Gegentorschnitt von 0,5, eine Fangquote von 97,6 Prozent sowie satte vier Shutouts. Swayman zeigte in fünf Spielen 94 Saves und kann 0,69 Gegentore/Spiel, 96,9 Prozent Fangquote und zwei Shutouts vorweisen. Es sollte also ein Goalie-Duell der Extraklasse werden.

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Dass die Finnen nur schwer zu knacken sind, zeigt auch der Blick auf das Penalty Killing, denn das beste Unterzahlspiel bei dieser WM musste noch keinen einzigen Gegentreffer hinnehmen. Hinzu kommt ein effektives Powerplay mit 30,8 Prozent Erfolgsquote. Damit sollte Suomi Vorteile bei den Special Teams haben, wenngleich die USA mit 22,2 Prozent Powerplay und 86,2 Prozent Penalty Killing auch keine schlechten Werte vorweisen kann.
Top-Scorer bei Finnland ist mit Mikko Lehtonen (2-7-9) ein Verteidiger. Im Sturm wird die Produktivität auf mehrere Schultern verteilt. Besonders auffällig waren Mikael Granlund (Nashville Predators, 3-5-8), Sakari Manninen (4-4-8) und Toni Rajala (4-2-6). Zum Held im Viertelfinale (4:2 gegen die Slowakei) avancierte Hüne Marko Anttila (2,03 Meter groß, 104 Kilogramm schwer, 2-1-3).

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Die USA war mit einem ausgeklügelten Defensivsystem im Viertelfinale gegen die Schweiz (3:0) erfolgreich. Die Vereinigten Staaten spielten sehr physisch und schafften es dadurch, Tempo, Spielwitz und Torgefahr beim Gegner zu zerstören. Wie Finnland sind auch die US-Boys nicht von einem einzelnen Scorer abhängig, sondern produzieren im Kollektiv: Ben Meyers (4-2-6) und Adam Gaudette (Ottawa Senators, 4-2-6) führen die Punktewertung an. Es folgen Kieffer Bellows (New York Islanders, 3-2-5), Alex Galchenyuk (Arizona Coyotes, 1-4-5) und Sean Farrell (1-4-5) auf einem geteilten dritten Rang.
Beide Teams gelten als unangenehme Gegner, spielen hervorragend in der Defensive und verfügen über die besten Goalies im Turnier. Kleinigkeiten werden den Unterschied ausmachen. Ein wenig favorisiert ist Olympiasieger Finnland, der das Vorrundenduell der beiden Kontrahenten am 16. Mai mit 4:1 für sich entscheiden konnten.
Kanada - Tschechien (Samstag, 17.20 Uhr MESZ, in Helsinki)
Titelverteidiger Kanada misst sich mit Tschechien. Eine Partie, die viele Tore verspricht, immerhin stehen sich die beste Turnier-Offensive (Kanada, 38 Treffer) und das beste Powerplay (Tschechien, 38,1 Prozent) gegenüber.
Die Kanadier zeigten in einem packenden Viertelfinale gegen Schweden Comeback-Qualitäten: Zwei Minuten vor dem Ablauf der regulären Spielzeit lagen die Ahornblätter noch mit 1:3 zurück, dann aber retteten Pierre-Luc Dubois (Winnipeg Jets) und Matt Barzal (New York Islanders) das Mutterland des Eishockeys mit zwei späten Toren binnen 30 Sekunden doch noch in die Overtime, wo Drake Batherson (Ottawa Senators) das Halbfinal-Ticket löste. Ein Nerven-Problem dürfte Kanada im Halbfinale also nicht haben.

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Insbesondere Dubois (7-5-12) und Batherson (3-8-11) ragen schon im gesamten Turnierverlauf heraus. Auch Dylan Cozens (Buffalo Sabres, 4-5-9) und Adam Lowry (Winnipeg Jets, 3-5-8) präsentierten sich auffällig. Unterstützung erhielt die Abteilung Offensive auch von zwei Abwehrspielern der New Jersey Devils: Ryan Graves und Damon Severson (je 2-5-7).
Das kanadische Überzahlspiel ist mit 32 Prozent solide, das Unterzahlspiel mit 79,4 Prozent dagegen noch ausbaufähig.
Genau hier setzen übrigens die Stärken der Tschechen an: 38,1 Prozent Erfolgsquote im Powerplay ist der Bestwert bei der WM 2022. Alleine beim 4:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Deutschland war Tschechien perfekt im Powerplay und knipste drei Tore (3/3). Auch das Penalty Killing kann sich mit 82,6 Prozent sehen lassen.

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In der Defensive spielt Tschechien mit einem engen Block vor dem eigenen Tor, lässt damit meist nur Schüsse von außen zu und hat mit Karel Vejmelka (Arizona Coyotes, sechs Spiele, 113 Saves, 1,44 Gegentore/Spiel, 93,4 Prozent Fangquote, ein Shutout) einen bislang überragenden Torwart zwischen den Pfosten.
Gleichzeitig verfügen die Tschechen über die wohl gefährlichste Sturmreihe in diesem Turnier: Kapitän Roman Cervenka (4-10-14), Center David Krejci (2-8-10) und Flügelspieler David Pastrnak (Boston Bruins, 4-3-7) kommen kumuliert auf satte 31 (!) Scorerpunkte (10-21-31). Krejci und Pastrnak spielten jahrelang zusammen in Boston, verstehen sich also noch immer blind. Mit Cervenka kam der Top-Scorer aus der Schweizer National Liga hinzu, was eine brandgefährliche Mischung ergibt.
In der Favoritenrolle ist trotzdem Kanada, das sich einmal mehr im Turnierverlauf steigern konnte.