Tarasenkos Endspurt
Vladimir Tarasenko entschied das Bridgestone NHL Winter Classic 2017 durch zwei Tore im dritten Drittel
von Alexander Gammel / NHL.com/de Autor
Es gibt kaum ein größeres Event während der regulären Saison, als die Spiele im Freien. Es ist sowohl für die Spieler, als auch für die Fans ein ganz anderes Erlebnis.
Kein Dach über dem Kopf, ein Vielfaches an Zuschauern, Feuerwerk, Liveauftritte von Musikern, die Sonne scheint aufs Spielfeld, der Wind im Gesicht... Die ganz große Bühne also, für ganz große Leistungen. Solche Leistungen sind in der NHL oft nötig und werden vor allem von den Leistungsträgern der Teams immer wieder auch gefordert.
Im Bridgestone NHL Winter Classic 2017, zwischen den Chicago Blackhawks und den St. Louis Blues, gab es am 2. Januar einige Kandidaten, die für die Spielentscheidende Wendung sorgen könnten. Alleine auf Seiten der Chicago Blackhawks, dem führenden Team der Central Division, kann jeder Fan ohne nachzudenken ein halbes Dutzend Namen nennen, die immer gut sind für eine entscheidende Aktion, ob Veteran Marian Hossa, sein Landsmann Richard Panik, das Russische Sturmduo Artem Anisimov und Artemi Panarin, Kapitän Patrick Kane, oder Jonathan Toews.
Doch der Mann des Spiels im Central Division Derby kam nicht aus der Windy City, sondern aus der City of Music, von den drittplatzierten St. Louis Blues. Vladimir Tarasenko stellte wieder einmal unter Beweis, warum er so wichtig für die Blues ist, warum er als Assistenzkapitän das A auf der Brust tragen darf, warum die St. Louis Blues sich am 7. Juli 2015 entschieden hatten, ihm einen achtjährigen Vertrag über $60 Millionen anzubieten.
Lange egalisierten sich die Bemühungen der beiden Teams. Zwar waren die Blackhawks bereits nach 62 Sekunden durch Michal Kempny in Führung gegangen, konnten darauf aber nicht aufbauen und die Blues glichen nach 7:45 im zweiten Drittel durch Jay Bouwmeester aus.
Video: CHI@STL: Crawford stoppt Tarasenko beim Konter
Danach schien es zunächst so, als würde Corey Crawford im Tor der Blackhawks die Bemühungen der Blues zunichte machen. Insgesamt machte er 31 Saves. Jake Allen hielt sich im Tor der Blues, nach dem 1-0 zu Beginn des Spiels, ebenfalls schadlos.
Dann kam im dritten Drittel doch noch der große Auftritt von Vladimir Tarasenko. Nachdem er bereits einige Male ordentlich Druck aufs Tor seiner Gegner gemacht hatte, aber vom Pfosten, unglücklichen Abprallern und dem Bein eines Verteidigers gestoppt worden war, klingelte es doch noch. Der 25-jährige Stürmer aus der russischen Talentschmiede Yaroslavl, hatte schließlich doch Glück. Als er auf der linken Seite Richtung Tor zog, legte er den Puck in die Mitte, vor Crawford, wo die Scheibe vom Schlittschuh von Verteidiger Niklas Hjalmarsson ins Tor, der zuvor noch Tarasenkos Schuss geblockt hatte.
Zum zweiten Tor bekam Tarasenko einen Pass in den linken Bullykreis und jagte den Puck per Handgelenkschuss ins lange Eck zum 3-1. Alexander Steen machte den Treffer zum 4-1 Endstand.
Das 2-1 sah der Held des Spiels eher nüchtern und realistisch. "Das 2-1 war eher ein Zufall, ehrlich gesagt," sagte Tarasenko. "Vom Publikum habe ich nicht so viel mitbekommen. Das war so weit weg. Aber die zwei Punkte waren für uns halt ungeheuer wichtig."
"Beim zweiten Tor haben einfach meine Mitspieler eine großartige Chance für mich herausgespielt und das ist wirklich wichtig für uns. Es geht nicht um meine Tore, wir haben ein tolles Team und genauso einen großartigen Kapitän," blieb Tarasenko weiterhin bescheiden.
Video: CHI@STL: Tarasenko trifft den Schlittschuh
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass es gerade Tarasenko war, der den Blues den Sieg einbrachte. Er führt St. Louis mit 18 Toren (Zweiter: Jaden Schwartz, 12), 23 Assists (Zweiter: Colton Parayko, 17) und 41 Punkten (Zweiter: Robby Fabbri, 25). Auch in den letzten beiden Saisons machte er jeweils die meisten Tore und Punkte des Teams.
Auf die Frage, wie seine Leistung in diesem Spiel einzuordnen sei, im Vergleich mit seinen bisherigen Errungenschaften, gab er schließlich doch zu: "Das kann man nicht einordnen. Es ist etwas ganz anderes. Eine ganz andere Erfahrung. So etwas erlebt man vielleicht ein Mal in seiner Karriere. Das ist einmalig. Es war das beste Gefühl heute zu gewinnen."
Video: CHI@STL: Tarasenko zieht erneut ab
Ja, es ist wohl etwas besonderes, vor 46.556 Zuschauern das entscheidende Tor zu erzielen. In einem Spiel, das entscheidend im Rennen um die ersten drei Plätze der Division ist. Wieder einmal war es Vladimir Tarasenko, der für die Blues in einem wichtigen Spiel einen entscheidenden Treffer machte und es wird nicht sein letzter bleiben.