Verletztenmisere dient als Testfall
Pittsburgh Penguins vertrauen der Tiefe ihres Kaders - Hainsey und Streit fügen sich gut ein
von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor
Ihr gerade zu Ende gegangener Roadtrip mit fünf Spielen in neun Tagen dürfte den Pittsburgh Penguins in zwiespältiger Erinnerung bleiben. Rein ergebnistechnisch gibt es wenig zu mäkeln. Mit drei Siegen und zwei Niederlagen, eine davon am Montagabend im Shootout gegen die derzeit stark aufspielenden Calgary Flames, hat das Team einen ordentlichen Leistungsnachweis erbracht. Getrübt wurde die Stimmung der Belegschaft jedoch durch Verletzungen und Wetterkapriolen.
Am Morgen nach dem Montagsduell gegen die Flames stiegen die Penguins in den Flieger, um die mehrtägige Dienstreise vom Westen Kanadas aus in Richtung Philadelphia fortzusetzen. Ein heftiger Schneesturm machte die Landung dort allerdings unmöglich. Also nahm man stattdessen Kurs auf Pittsburgh und verschaffte den Spielern gegen alle Erwartungen ein paar Stunden daheim. Am Mittwoch um 9 Uhr machte sich der Tross erneut auf den Weg zu den Flyers. Gleich nach der Ankunft in Philadelphia chauffierte man die Mannschaft vom Flughafen zum Morning-Skate ins Wells Fargo Center. Das war alles in allem ein strapaziöses Unterfangen und wohl einer der Gründe für die deutliche 0:4-Niederlage einige Stunden später.
Dabei hatte die Partie unter positiven Vorzeichen begonnen. Mit Matt Cullen und Mark Streit standen zwei verletzte Spieler wieder zur Verfügung. Cullen fehlte drei Begegnungen wegen einer Unterkörperblessur. Streit verpasste die letzten 20 Minuten gegen Calgary, nachdem er einen Schuss geblockt hatte und anschließend nicht mehr rund lief.
Video: TBL@PIT: Streit verwertet Crosbys Zuspiel im Debüt
Doch in die Freude über ihre Rückkehr mischte sich in der zweiten Pause erneut ein Wermutstropfen. Mit Verteidiger Ron Hainsey meldete sich im fünften Match hintereinander ein Aktiver vorzeitig ab. Vor allem in der Defensive wird das Personaltableau langsam überschaubar, da mit Kris Letang, Olli Maatta und Trevor Daley drei weitere Akteure aus dem Abwehrverbund wegen körperlicher Beschwerden nicht zur Verfügung stehen. Ebenfalls im Krankenstand befinden sich die Stürmer Carl Hagelin, Bryan Rust und Patric Hornqvist.
Coach Mike Sullivan gewinnt der Malaise aber durchaus einen positiven Aspekt ab. "Die momentane Situation mit der großen Zahl an Verletzten ist ein guter Test für die Tiefe unseres Kaders. Wir haben Spieler mit Qualität in der Hinterhand, die sich jetzt beweisen können. Die jungen Burschen bringen jeden Tag eine gehörige Portion Energie und Enthusiasmus zum Training und zu den Spielen mit. Das wirkt ansteckend", sagte er. Darüber hinaus hofft der Trainer, dass die Mannschaft in dieser Phase noch enger zusammenrückt.
Kapitän Sidney Crosby ist ebenfalls nicht bange. "Die Jungs, die aus Wilkes-Barre zu uns gestoßen sind, haben sich gut eingefügt", lobte er Oskar Sundqvist und Josh Archibald. Sie wurden beide im März von der AHL-Filiale der Penguins hochgezogen. "Man hat sie in wichtigen Spielen ins kalte Wasser geworfen und ihnen gleich viel Verantwortung übertragen. Sie haben wirklich einen großartigen Job gemacht." Anerkennend äußerte sich Crosby auch über die jüngst getradeten Hainsey und Streit. "Sie kamen genau zum richtigen Zeitpunkt und haben uns Stabilität verliehen."
Verteidiger Ian Cole bemühte gar einen Vergleich zum amtierenden Champion der National Football League. "Bei uns läuft es so wie bei den New England Patriots. Auch sie haben Spieler ohne große Namen ins Team integriert, die dann gute Spiele abgeliefert haben. In unserer Mannschaft gibt es ebenfalls solche Leute. Sie wissen genau, was zu tun ist und erledigen ihre Aufgabe solide und ohne Aufsehen. Genau das zeichnet ein klasse Team aus."
Cole selbst legte bislang vor allem in der Defensive eine ausgezeichnete Saison hin. In der Plus/Minus-Statistik steht für ihn ein Wert von +25 zu Buche. Noch eindrucksvoller ist eine andere Zahl. In der Partie gegen die Flyers blockte er den 165. Schuss in der laufenden Spielzeit. Damit stellte er eine neue Vereinsbestmarke auf. Darüber hinaus verbuchte er bei 69 Einsätzen insgesamt 22 Scorer-Punkte (fünf Tore, 17 Vorlagen).
Seine Rückkehr kaum erwarten kann der Schwede Hornqvist. Nach einer Gehirnerschütterung ist er inzwischen wieder auf den Beinen und absolvierte erste Einheiten auf dem Eis. "Das ging schon ganz gut. Ein richtiges Match ist natürlich eine andere Sache. Da muss ich sicher noch ein wenig arbeiten. Aber das werde ich auch tun", sagte er. Ein Einsatz in den Heimspielen am Freitag gegen die New Jersey Devils und am Sonntag gegen die Florida Panthers dürfte für den Angreifer dennoch zu früh kommen.