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Es gibt Tore in einem Eishockeyspiel, die eine besondere Würze haben. Hierzu gehören natürlich Treffer in der Sudden-Death-Overtime, womit das Spiel abrupt beendet ist und die Spannung einer jeden Partie, besonders in den Stanley Cup Playoffs auf unendliche Höhen treibt. Aber auch Tore, die mit mindestens einem Mann weniger auf dem Eis erzielt werden, gehören ebenso zu dieser Kategorie.

Das Spiel in der NHL wird seit Jahren schneller und offensiver, was dazu führt, dass die Teams auch bei Unterzahl auf ihre Offensivchancen lauern und diese zu nutzen versuchen, sollten sich ihnen Gelegenheiten dazu bieten.
185 Shorthanded-Goals wurden bislang in dieser Saison erzielt und am Freitag reihte sich mit Sebastian Aho von den Carolina Hurricanes ein weiterer Spieler in die Riege der führenden Unterzahl-Schützen ein. Aho gesellte sich mit seinem vierten Shorthander in dieser Saison zu den Spezialisten Anthony Cirelli (Tampa Bay Lightning), Mark Jankowski (Calgary Flames) und Michael Grabner (Arizona Coyotes), die ebenfalls vier Unterzahltore vorweisen können.
Aho brachte die Hurricanes mit dem wichtigen 3:2 im Heimspiel in der PNC Arena gegen die St. Louis Blues auf die Siegerstraße. Die Partie endete 5:2. Der Finne nutzte seine Schnelligkeit, um hinterherzustoßen, nachdem der Puck aus der eigenen Zone geklärt wurde. Er profitierte auch von einem Fehler des Blues-Torhüters Jack Allen, zog schnell mit dem Puck vor das Tor und verwertete dessen Missgeschick.

STL@CAR: Aho schießt SHG nach einem Fehler von Allen

"Ich habe gesehen, dass er zum Puck gehen würde und ich war sehr nahe, als er ihn vertändelte", schilderte Aho die Szene. "Es war ein glücklicher Umstand, aber den nehme ich gerne an."
Seine vier Unterzahltreffer in der Saison 2018/19 sind die zweitmeisten eines Spielers der Hurricanes/Hartford Whalers-Franchise in der Geschichte. Er liegt gleichauf mit so legendären Namen wie Mike Rogers (1980/81), Kevin Dineen (1984/85), Murray Craven (1991/92), Eric Staal (2005/06) und Justin Williams (2005/06) und hinter dem Führenden Kevin Adams (2003/04), dem fünf Tore in Unterzahl gelangen. Für Aho wären auch diese bei noch 18 ausstehenden Saisonspielen durchaus erreichbar.
Doch was für Fähigkeiten benötigt ein Spieler, der in Unterzahl erfolgreich sein will und welche Auswirkungen haben Tore dieser Art auf den Mannschaftserfolg?
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Auffällig ist, dass alle sechs Mannschaften, die bei den Unterzahltoren die Liga anführen, noch um die Playoff-Teilnahme kämpfen oder sich bereits vorentscheidend abgesetzt haben.
Die Flames führen die Liste mit 16 Toren an, danach folgen die Coyotes mit 13 sowie die Colorado Avalanche, Winnipeg Jets, Pittsburgh Penguins und San Jose Sharks mit jeweils neun Toren, die sie mit einem Mann weniger auf dem Eis erzielt haben, doch das punktbeste und zugleich offensivstärkste Team Tampa Bay hat lediglich sechs Unterzahltreffer zu Buche stehen und bildet damit eine der Ausnahmen.

CGY@STL: Lindholm baut in Unterzahl die Führung aus

Andererseits liegen fünf der sechs genannten Mannschaften unter den Top 10 der offensivstärksten Teams, was darauf hindeutet, dass eine allgemein gute Offensivpower auch sehr hilfreich für Tore in Unterzahl ist. Auch hier gibt es mit Arizona eine Besonderheit. Die Coyotes sind mit 169 erzielten Toren nur die Nummer 28 in der Liga und sie haben immerhin 7,7 Prozent ihrer Treffer in Unterzahl erzielt. Zum Vergleich: Bei den führenden Flames sind es nur sieben Prozent. Insgesamt haben sie bereits 230 Mal getroffen.
Spieler, die bei personeller Unterbesetzung Tore erzielen wollen, benötigen Schnelligkeit, den richtigen Riecher für die Situation, auch Antizipation genannt, und natürlich Vollstrecker-Qualitäten, da man zumeist alleine auf den Torhüter zusteuert. Andererseits müssen die Stürmer Möglichkeiten erkennen, nach vorne starten und dann von der Verteidigung mit einem entsprechend genauen Pass bedient werden.
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"Mir macht es Spaß, auf den Fehler des Gegners zu warten und dazwischen zu gehen, um dann eiskalt zuzuschlagen", sagte in der vergangenen Saison Spezialist Grabner, der in seiner Karriere schon 19 Treffer in Unterzahl markiert hat, gegenüber NHL.com/de. "Ein Tor in Unterzahl zu erzielen, ist immer etwas Besonderes und kann jeder Mannschaft einen Schub verleihen."
Ebenfalls prädestiniert aufgrund seiner Schnelligkeit ist Tobias Rieder, der am 1.12.2014 in den Diensten der Coyotes das Kunststück vollbrachte, zwei Unterzahltore innerhalb von 58 Sekunden zu markieren.
Solche Vorkommnisse sind natürlich besondere Ereignisse, nichtsdestotrotz sind es gerade Tore dieser Art, die ein Spiel stark beeinflussen und kippen können, denn während sich die eine Mannschaft schlecht fühlt, gibt es der anderen in der Regel einen Schub, der nicht selten den Ausgang der Begegnung entscheidet.