Die Story der Saison schrieb für mich David Ayres. Ich möchte mir kaum vorstellen, wie er sich gefühlt haben muss, als ihm gesagt wurde, dass er gleich auf NHL-Eis steht und für das Gastteam das Tor hüten muss. Zwischen Panik und absoluter Freude dürfte sicher alles dabei gewesen sein. Die Leistung ist fantastisch, nach zwei Schüssen und zwei Gegentoren, sich für das Schlussdrittel zu fokussieren, die aufopferungsvolle Verteidigungsarbeit der Hurricanes bemerkenswert und der Platz in den NHL-Annalen absolut gerechtfertigt. Selbst in deutschen Eishockeystadien gab es beim Spiel nach dem Ayres-Sieg kaum ein anders Thema, als den Zamboni fahrenden Goalie aus Toronto, der für die Gäste aus Carolina einsprang.
Christian Treptow:In der NHL gibt es an jedem Spieltag hervorragende Leistungen. Und beinahe in jedem Spiel werden neue Bestleistungen in irgendeiner Form aufgestellt - sei es auf die Liga oder auf die Franchise bezogen. Und Eishockey können die NHL-Cracks ohnehin alle super spielen. Sonst wären sie nicht dort angestellt.
Es sind daher oft diese kleinen Geschichten, die auch abseits des Eises stattfinden können, die den Reiz des Sports ausmachen. Ein Zamboni-Fahrer, der zum Torwart wird und auch noch gewinnt - der Wahnsinn. So etwas gibt's höchstens noch in Hollywood. Das lässt die 700 Tore von Alex Ovechkin - zweifellos eine grandiose Leistung - fast verblassen.
Die gesundheitlichen Probleme von Jay Bouwmeester bieten dagegen einen der seltenen Momente, um innezuhalten und sich bewusst zu werden, dass der Sport, auch wenn es um viel Geld und den wichtigsten Vereinstitel im Eishockey geht, doch unterm Strich nur Nebensache ist.
Es wird diese Momente auch in der Zukunft in der NHL geben. Auf Geschichten, in denen die Gesundheit der Spieler auf dem Spiel steht, auch wie damals bei Alex Kovalev, legt sicherlich keiner Wert, doch nach solchen kleinen Episoden wie mit David Ayres sehnen sich die Fans und auch die Medien. Die NHL hat in dieser Hinsicht bestimmt noch mehr zu bieten. Ich bin gespannt, was da noch auf uns zukommt.
Axel Jeroma: Ein Gänsehautmoment aus den vergangenen Monaten ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Er ereignete sich vor Spiel 5 der Finalserie um den Stanley Cup 2019 zwischen den Boston Bruins und den St. Louis Blues am 6. Juni. Als der Hallensprecher im TD Garden bei der Startaufstellung der Bruins den Namen von Zdeno Chara verkündete, brandete tosender und langanhaltender Beifall im Publikum auf. Das Spotlight fiel auf Bostons Kapitän, der ein riesiges Gitter an seinem Helm trug und vor Schmerzen kaum in der Lage war, die Mundwinkel zu bewegen. In Spiel 4 hatte er nämlich einen Kieferbruch erlitten. Die Finalserie schien für ihn deshalb beendet.