Draisaitl 3-5

Die Edmonton Oilers haben am Dienstagabend bei den Boston Bruins einen 2:1-Auswärtssieg gefeiert. In der Hauptrolle: Der deutsche Superstar Leon Draisaitl, der einen Doppelpack mit einer großen Portion Drama erzielte.

Hang zum Drama: Draisaitl gleicht spät aus und erzielt den OT-Winner

80 Sekunden vor dem Ende des dritten Drittels lagen die Oilers noch mit 0:1 zurück, dann lenkte Connor McDavid den Puck von der rechten Seite in die Spielertraube vor dem Tor, wo Draisaitl den Puck so abfälschte, dass er im hohen Bogen über Bruins-Torwart Linus Ullmark hinweg zum 1:1 im Tor landete (59.).

In der damit erzwungenen Overtime zog erneut McDavid die Aufmerksamkeit mit einer Einzelaktion auf sich und spielte dann im Rückraum Draisaitl frei, der mit einer Direktabnahme aus der „Rockstar Zone“ im rechten Faceoffkreis zum 2:1-Siegtreffer traf. Sein Schuss wurde noch vom Schläger-Schaft von Bostons Verteidiger Brandon Carlo entscheidend abgefälscht.

„Es war ein schöner Pass von McDavid auf mich. Ich hatte natürlich Glück bei meinem Schuss, aber das nehme ich gerne mit“, sagte Draisaitl hinterher. „Das war ein Zeichen von Reife in unserer Mannschaft. Es ist schwer, hier zu spielen. Sie sind ein schwerer Gegner, der jedes Spiel wie ein Playoff-Spiel angeht. Wir sind aber geduldig geblieben.“

Für Draisaitl war es das zwölfte Overtime-Tor seiner NHL-Karriere. Er hat damit die zweitmeisten aller aktiven Oilers-Spieler nach McDavid (16). Es war auch der 60. Siegtreffer des 28-jährigen Kölners, was die viertmeisten in Edmtons Franchise-Geschichte sind. In den letzten sieben Partien markierte der deutsche Center in fünf Mehrfach-Punkte-Spielen zwölf Punkte (5-7-12). Das zwischenzeitliche 1:1 war übrigens sein 57. Ausgleichstreffer. Seitdem er in der NHL spielt (Saison 2014/15) kamen nur vier Spieler auf genauso viele oder mehr (Alex Ovechkin, 74; Jeff Skinner, 63; McDavid, 61; Steven Stamkos, 57).

Rettungsaktion von Nugent-Hopkins macht das Comeback möglich

1:55 Minuten vor Schluss hätte das Spiel eigentlich zu Gunsten der Bruins entschieden sein müssen. Bei gezogenem Torwart schoss Oilers-Verteidiger Evan Bouchard einen Gegner an der blauen Linie an. Bostons Danton Heinen hatte augenscheinlich freie Bahn für ein Empty-Net-Tor, doch Ryan Nugent-Hopkins kam von hinten angeschossen und zwang den Angreifer zu einem Fehlschuss (59.).

„Das Spiel ist vorbei, wenn der reingeht. Soviel steht fest“, kommentierte Edmontons Stürmer Mattias Janmark diese kritische Szene. „So einen Einsatz brauchen wir, und ich habe das Gefühl, dass jeder diesen auch bringt.“

„Er bekommt wahrscheinlich nicht genug Lob dafür, wie hart er arbeitet“, verteilte auch Draisaitl ein Sonderlob. „Er ist einer der besten der Welt, wenn es darum geht, Spieler von hinten einzuholen. Ohne diese Aktion würde ich jetzt nicht hier stehen und über einen Sieg sprechen.“

So aber gelang den Oilers der fünfte Sieg in Serie und der 20. Comeback-Sieg der Saison (Top-Wert zusammen mit den New Jersey Devils).

Mit zwei Assists verlängerte McDavid (0-2-2) seine persönliche Punkteserie auf zwölf Spiele (2-26-28), steht nun bei 99 Scorerpunkten (23-76-99) und damit kurz davor, in der vierten Saison in Folge und zum siebten Mal in seiner NHL-Karriere die 100-Punkte-Marke zu knacken. Bouchard (0-2-2) verbuchte zwei Secondary Assists. Torwart Stuart Skinner entschärfte 25 von 26 Schüssen (96,2 Prozent Fangquote).

Bruins üben Selbstkritik

Lange Gesichter gab es derweil bei Boston, das fünf der letzten sieben Spiele verlor (2-1-4).

„Wir lassen uns das Spiel in der letzten Minute entgleiten“, ärgerte sich Ullmark (24 Saves, 92,3 Prozent Fangquote). „Ich selbst habe Mitschuld, denn es gibt keinen Grund, den Puck am Schluss festzuhalten. Ich hätte das Spiel laufen lassen und vielleicht ein Empty-Net-Tor einleiten können.“

„Es sollte heute einfach nicht sein“, haderte Angreifer Pavel Zacha, der die 1:0-Führung erzielt hatte (45.). „In den letzten fünf bis zehn Minuten im dritten Drittel müssen wir einfach weiter Druck machen, statt uns zurückzuziehen. Wir müssen auf das nächste Tor gehen und mehr in der Offensive spielen.“

Edmonton auf Roadtrip – Boston mit Homestand

Für Edmonton war es ein gelungener Start eines Vier-Spiele-Roadtrips, der die Oilers im weiteren Verlauf noch zu den Columbus Blue Jackets, Buffalo Sabres und Pittsburgh Penguins führen wird.

Boston genießt dagegen viermal Heimrecht in Folge und empfängt nun die Toronto Maple Leafs, Pittsburgh Penguins und St. Louis Blues.