Die Washington Capitals holen den Stanley Cup 2018. In Spiel 5 am Donnerstagabend (Ortszeit) in der T-Mobile Arena setzten sich die Caps mit 4:3 gegen die Vegas Golden Knights durch und gewannen somit auch die Final-Serie mit 4:1. Unter den siegreichen Hauptstädtern ist mit Backup-Goalie Philipp Grubauer auch ein Deutscher, der sich mit in die Geschichtsbücher eintrug.

Vegas-Coach Gerard Gallant nahm gleich zwei personelle Veränderungen in seiner Aufstellung vor: David Perron und William Carrier spielten für Ryan Carpenter und Ryan Reaves. Damit wurde die dritte und vierte Sturmreihe der Golden Knights neu zusammengestellt: Perron bildete eine Linie mit Cody Eakin und Tomas Tatar. Carrier ging mit Pierre-Edouard Bellemare und Tomas Nosek aufs Eis. Washingtons Trainer Barry Trotz vertraute dagegen demselben Lineup von Spiel 4.
Hol dir die aktuellsten Nachrichten zu den Stanley Cup Playoffs über Twitter auf [@NHLde]
1. Drittel: Washington riegelt die neutrale Zone ab
Die Fans in der T-Mobile Arena wurden vor dem Puck-Drop noch einmal bis in die Haarspitzen motiviert und angeheizt - genauso präsentierten sich dann auch die Knights auf dem Eis und setzten gleich zu Beginn harte Checks und drängten mit offenem Visier nach vorne. Washington riegelte in der Defensive mit gewohnt vielen geblockten Schüssen ab und ließen nur wenig Pucks bis zu Goalie Braden Holtby durchkommen. Immer wieder standen die Capitals in den Pass- und Schusswegen. Nach Puckeroberungen schalteten die Caps dann immer wieder schnell um und kreierten hin und wieder Gefahr durch Konterangriffe.
Im ersten Powerplay des Abends machte Washington dann ernst: Kapitän Alex Ovechkin und dann Verteidiger John Carlson scheiterten mit vielversprechenden Direktabnahmen - erst am stark parierenden Vegas-Goalie Marc-Andre Fleury, dann am Pfosten (13.). Die Golden Knights überstanden das Unterzahlspiel unbeschadet, taten sich danach aber weiter schwer, Durchschlagskraft in der Offensive zu generieren. Die Capitals riegelten bereits die neutrale Zone in einer 2-3-Formation komplett ab und erschwerten die Knights somit den Spielaufbau erheblich. Torlos ging es demnach in die erste Pause.
2. Drittel: Vier Tore in 6:32 Minuten, dann trifft Smith
Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs musste Vegas die nächste Strafe töten und tat dies erfolgreich. Vorne fehlten aber weiterhin die Passpräzision und das Tempo. Washington wusste den Raum um den puckführenden Spieler stets erfolgreich zu verknappen. Zudem lag das Scheibenglück auch nicht auf Seiten der Golden Knights: Ein Schuss von Deryk Engelland zische nur haarscharf am rechten Winkel vorbei - im Gegenzug markierten die Capitals das 1:0: Über Evgeny Kuznetsov und Tom Wilson wurde das Spielgerät schnell in die Spitze geleitet, wo Jakub Vrana seinen Alleingang eiskalt abschloss (27.)
Nach bangen und ungewohnt stillen Minuten in Las Vegas wurde es dann plötzlich wieder richtig laut: Ein Schuss von Nate Schmidt wurde vom Schlittschuh von Caps-Verteidiger Matt Niskanen zum 1:1 ins Tor abgefälscht (30.). Der Stadionsprecher hatte den Torschützen noch nicht verkündet, da wusste Washington schon wieder in Überzahl zu antworten: Nicklas Backstrom entdeckte Ovechkin vor dem linken Pfosten und setzte diesen mit einem Pass glänzend in Szene. Der Russe nahm direkt ab und stellte auf 2:1 (31.).
Doch damit nicht genug: Kurz darauf schickte Colin Miller den Puck vors Tor, wo ihn Tomas Tatar tückisch abfälschte und dann über den durch den Torraum segelnden David Perron in die Maschen fiel. Die Capitals machten von der Coaches' Challenge Gebrauch, doch diese wies nach, dass Perron von Christian Djoos ins Tor gecheckt wurde und Holtby somit nicht sträflich behinderte - der Treffer zählte, 2:2 (33.).
Der letzte Akkord war in diesem packenden Drittel aber noch lange nicht gespielt: Auf der einen Seite traf Chandler Stephenson bei einem halbleeren Tor nur den linken Pfosten (37.). Auf der anderen Seite entschied sich Alex Tuch im Slot statt für einen Schuss für einen irren Querpass, den Reilly Smith dann ins Tor schoss (40.). Die Knights gingen erstmals in dieser Partie in Führung und nahmen diese auch mit in die Kabine (40.).
3. Drittel: Smith-Pelly trifft artistisch - Eller staubt ab
Im dritten Abschnitt entwickelte sich ein munteres Hin und Her, weil auch die Hauptstädter nun mehr Risiko in die Waagschale werfen mussten. Es resultierten gute Möglichkeiten zudem blieb die Begegnung intensiv und physisch geprägt. Das Puckglück aber hatten weiterhin die Caps inne: Brooks Orpik hielt die Scheibe um Haaresbreite noch auf der blauen Linie und warf diese im letzten Moment nach vorne. Devante Smith-Pelly stoppte das Hartgummi im vollen Lauf und verwandelte im Fallen artistisch zum 3:3 (50.).
Das Momentum schlug plötzlich wieder Richtung Washington aus. Und wie! Ein Schuss von Brett Connolly rutsche Fleury im Zeitlupentempo durch die Beine. Lars Eller reagierte am schnellsten und kehrte den Puck zum 4:3 ins Tor (53.). In der Folge versuchte Vegas noch einmal alles, doch die Capitals schienen gegen jedes Mittel resistent zu sein. 2:04 Minuten vor Schluss nahmen die Knights Fleury für einen zusätzlichen Stürmer aus dem Tor und gingen "all in", doch auch das half nichts mehr. Es blieb beim 4:3.
Washington schreibt Geschichte
Damit stand fest: Die Washington Capitals holen erstmals in ihrer Franchise-Geschichte den Stanley Cup. Philipp Grubauer ist der vierte Deutsche nach Uwe Krupp (Colorado Avalanche 1996, Detroit Red Wings 2002), Dennis Seidenberg (Boston Bruins 2011) und Tom Kühnhackl (Pittsburgh Penguins 2016 und 2017) und der erste deutsche Goalie überhaupt, der die begehrte Trophäe gewinnen konnte.
Ovechkin: "Es ist unglaublich"
"Seitdem man klein ist, träumt man davon. Es ist unbeschreiblich. Man kann es gar nicht fassen", rang Grubauer nach Worten. "Es ist wie im Traum", umriss auch Ovechkin die Szene des Triumphs. Der Kapitän war der erste, der den Stanley Cup in Empfang nahm und zuvor auch noch mit der Conn-Smyth-Trophy für den wertvollsten Spieler in den Playoffs ausgezeichnet. "Ich kann nicht beschreiben, was ich fühle. Es ist unglaublich", so der Russe.
Der Jubel bei den Capitals war grenzenlos. 44 Jahre hatte Washington auf den ersten Stanley-Cup-Gewinn warten müssen. "Es waren Jahre mit gebrochenen Herzen, Jahre in denen wir alles abgerissen und neu aufgebaut haben. Diese Mannschaft hat nie aufgegeben - jetzt haben wir es endlich geschafft", zeigte sich Holtby erleichtert. In der Jubeltraube lief die Zeit dann plötzlich wieder rückwärts, wie Verteidiger Matt Niskanen bemerkte: "Es war so, als wären wir Zehnjährige, die gerade ihr erstes Hockey-Turnier gewonnen haben."
Marchessault: "Wir werden zurückkommen"
"Riesige" Enttäuschung dagegen auf der anderen Seite, wie Golden-Knights-Verteidiger Luca Sbisa erklärte. "Wir sind alle ein bisschen sprachlos. Wir waren so nahe dran. Das Märchen ist jetzt zu Ende. Es tut weh." Trotz des bitteren Final-Aus wurden die Knights-Spieler vom eigenen Anhang mit großem Jubel verabschiedet. Vegas-Stürmer Jonathan Marchessault gab ein Versprechen ab: "Ich weiß eines: Wir werden zurückkommen!"