Mit einer gnadenlos effektiven Vorstellung in Spiel 4 des Stanley-Cup-Finals haben sich die Washington Capitals am Montagabend (Ortszeit) in der Capital One Arena mit 6:2 gegen die Vegas Golden Knights durchgesetzt. Damit gehen die Caps in der Serie mit 3:1 in Führung und haben bereits eine Hand am Stanley Cup.

überhaupt zwei Playoff-Niederlagen in Folge hinnehmen musste, hingegen schon: Mit der Hereinnahme von Tomas Tatar für David Perron versprach er sich vor allem mehr Scoring-Touch. Tatar rückte nach fünf Spielen ohne Einsatz in die dritte Reihe der Golden Knights und stürmte neben Cody Eakin und Ryan Carpenter. Alex Tuch wurde befördert und bildete die zweite Linie mit Erik Haula und James Neal.
1. Drittel: Neal lässt liegen - Washington eiskalt
Vegas hatte sich vorgenommen, zu seinem typischen Spielstil zurückzukehren und setzte diesen Matchplan ab dem ersten Puck-Drop um: Die Golden Knights spielten die Scheiben tief, fuhren mit Vollgas hinterher und gingen direkt ins aggressive Forechecking über (Dump-And-Chase). Das Ergebnis: Viel Zeit in der gegnerischen Zone, viele Schüsse und gute Torchancen. Die beste hatte James Neal im Powerplay, doch statt aus der Nahdistanz ins halbleere Tor einzuschieben, beförderte er das Hartgummi an den rechten Innenpfosten (5.).

Dies sollte sich wenig später rächen: Die Capitals, die sich bis dahin nur aufs Kontern beschränkt hatten, suchten nach einer TV-Unterbrechung in der ersten Überzahl den Weg nach vorne. Evgeny Kuznetsov blieb noch mit einem Schuss an Marc-Andre Fleury hängen, den schlingernden Puck wusste T.J. Oshie zu bändigen und staubte aus der Nahdistanz zum 1:0 ab (10.). Er hatte den bisherigen Spielverlauf damit auf den Kopf gestellt (2:9 Torchancen zu diesem Zeitpunkt).
Die Knights ließen sich vom Gegentreffer nicht sonderlich beeindrucken und vertrauten weiterhin auf ihre Hockey-DNA. Allerdings fehlte den Gästen nach wie vor das Scheibenglück vor dem gegnerischen Tor. Eiskalt dagegen Washington: Nach gewonnenem Bully im Offensivdrittel servierte Kuznetsov für Tom Wilson in den Slot, der sich nicht lange bitten ließ und auf 2:0 stellte (17.). Doch damit nicht genug: 21 Sekunden vor der Sirene bekam Vegas den Puck nicht aus der Zone. Die Caps blieben auf dem Gaspedal stehen, und Devante Smith-Pelly lupfte die Scheibe zum 3:0-Pausenstand unter die Latte (20.). Brutal: Die Golden Knights sahen sich trotz 25:14 Versuchen ein Tor zu erzielen deutlich in Rückstand.
"Wir hatten einen guten Start, haben aggressiv gespielt. Und die hatten drei kleine Chancen und haben drei Mal die Scheibe ins Tor geschossen", haderte der Schweizer Vegas-Verteidiger Luca Sbisa mit dem Spielverlauf.
2. Drittel: Carlson erhöht im Powerplay
Auch im Mitteldrittel waren die Knights die aktive Mannschaft (11:5 Schüsse), starben aber allzu oft in Schönheit und suchen meist lieber einen weiteren Pass, statt den Schuss. Auch zwei Powerplay-Möglichkeiten wusste Vegas nicht zu nutzen - Ryan Carpenter drückte aus aussichtsreicher Position mit der Rückhand etwas zu spät ab (29.). Beim Abschluss schienen die Golden Knights mit fortschreitender Spieldauer immer mehr zu verkrampfen.

Die Caps zeigten hingegen ein beeindruckendes Penalty Killing, das die Zuschauer aus den Sitzen hob und hatten mit Braden Holtby einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten. Washington verwaltete den Vorsprung gekonnt, lauerte auf Fehler und schaltete dann blitzschnell um. Zudem blieben die Hausherren weiterhin gnadenlos effektiv: In Überzahl spielte Kuznetsov einen herrlichen Querpass zu John Carlson, dessen fulminante Direktabnahme unhaltbar im rechten Winkel einschlug (36.). Mit dem erst 14. Torschuss (!) stellten die Capitals auf 4:0.
3. Drittel: Vegas trifft - Capitals antworten
Nach 45 Minuten und 43 Sekunden sollte der Tor-Bann bei Vegas schließlich brechen: Im Powerplay wurde Neal an der Grundlinie angespielt, drehte sich nach innen und verwandelte mit einem Schuss ins linke Kreuzeck zum 1:4 (46.). Wirklich geöffnet war der Knoten bei den Golden Knights dadurch zunächst aber nicht. Immer wieder brachte Washington einen Spieler in die Schussbahn und führte die Statistik mit unglaublichen 24:8 (!) geblockten Schüssen an.
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Erst Reilly Smith zündete wieder einen Funken Hoffnung: Der Flügelstürmer wurde rechts vom Tor stark von Jonathan Marchessault freigespielt und narrte Holtby mit einem Vorhand-Rückhand-Move zum 2:4 (53.). Vegas war somit plötzlich wieder dran - wenn auch nicht lange. Kurz darauf nämlich zeigten sich die Caps in einer Vier-gegen-Vier-Situation erfolgreich: Nicklas Backstrom servierte quer für Michael Kempny, dessen Direktabnahme passte - 5:2 (54.). Dies war aber noch nicht der Endstand: In einer hitzigen Schlussphase saßen die Knights zu oft auf der Strafbank - Washington gelang bei einem Fünf-gegen-Drei-Powerplay durch Brett Connolly auch noch das 6:2 (59.).
Sbisa: "Diese Niederlage tut weh"
"Es war ein wichtiger Sieg heute. Wir hatten natürlich auch ein bisschen Glück, aber das brauchst du", so der deutsche Caps-Goalie Philipp Grubauer und tritt sogleich auf die Euphoriebremse "Wir sind sehr fokussiert und müssen noch ein Spiel gewinnen. Wir dürfen uns nicht in die Irre führen lassen, nur weil wir jetzt ein wenig näher dran sind als Vegas. Es kann noch viel passieren."
"Diese Niederlage tut ein bisschen weh", musste Sbisa einräumen. "Aber Kopf hoch: Wir haben gut gespielt, viel besser als in den Spielen zuvor. Das letzte Mal, als ich geschaut habe, musste man noch vier Spiele gewinnen, um den Stanley Cup zu holen. Auch mit dem Rücken zur Wand kann man noch viel erreichen. Jetzt gehen wir nach Hause, können dort vor unseren eigenen Fans spielen und es wird schon gutgehen."
Die Capitals führen in der Final-Serie mit 3:1 und brauchen nur noch einen Sieg für den Gewinn des Stanley Cups. Spiel 5 steigt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (2 Uhr MESZ) in der T-Mobile Arena in Las Vegas. Für die Golden Knights ist es ein Elimination Game.