Canada-Wins-MW

Die IIHF U20-Junioren-Weltmeisterschaft 2020 in Tschechien endete am Sonntag standesgemäß spektakulär. Kanada feierte den 18. Titel dieses Turnieres mit einer späten Aufholjagd und einem 4:3-Sieg im Finale gegen Russland. Noch in der Vorrunde sorgten die Russen für eine kleine Sensation, als sie den Kanadiern mit 6:0 die höchste Niederlage ihrer Geschichte im Rahmen dieser Veranstaltung zufügten, nachdem sie zuvor dem Gastgeber Tschechien zum Auftakt mit 3:4 unterlegen waren.

Die nächste Überraschung lieferte Deutschland, als sie nach einem guten Auftaktmatch, das sie gegen die USA trotz zweimaliger Führung mit 3:6 verloren, die Tschechen mit 4:3 besiegten. Leider reichte dieser Sieg für die Deutschen nicht für den Einzug ins Viertelfinale, denn Tschechien holte in der folgenden Partie einen weiteren Punkt gegen die USA und schickte Deutschland in die Relegationsspiele im Best-of-Three-Modus gegen den Fünften der Gruppe A Kasachstan.
Die Kasachen lieferten gegen die Schweiz zum Auftakt noch ihr bestes Spiel ab und unterlagen mit 3:5. Die Jungs vom Schweizer Trainer Thierry Paterlini absolvierten eine gute Vorrunde und belegten nach drei Siegen und einer Niederlage gegen Schweden (2:5) den zweiten Platz in der Gruppe. Nach einem 7:2 gegen die Slowakei behielten die Schweizer auch gegen Titelverteidiger Finnland mit 5:2 die Oberhand. Somit waren die Erwartungen hoch für das Viertelfinale, in dem sie im Vorjahr als krasser Außenseiter die Schweden bezwungen hatten. Doch der Gegner Russland erwies sich in der Runde der letzten Acht als zu stark, obwohl sich die Schweizer teuer verkauften und nur mit 1:3 verloren.
"Es ist bitter", resümierte Paterlini. "Bis zum Schluss haben wir gehofft und daran geglaubt, den Anschluss erzielen und noch einmal herankommen zu können. Aber ich glaube, dass wir uns insgesamt sehr gut verkauft haben und stolz auf unsere Leistung sein können, auch wenn wir jetzt natürlich enttäuscht sind."

Beste Schweizer Spieler im Turnier waren die Stürmer Valeri Nussbaumer (zwei Tore, fünf Assists) und Matthew Verboon (drei Tore, drei Assists) sowie Verteidiger David Aebischer mit sechs Vorlagen.
Die deutsche Mannschaft schaffte letztendlich den Klassenerhalt durch zwei klare Siege gegen Kasachstan mit 4:0 und 6:0 im ersten und dritten Spiel, nachdem sie das zweite Duell überraschend mit 1:4 verloren hatten.
"Wir haben unser Ziel - den Klassenerhalt - erreicht", betonte Bundestrainer Tobias Abstreiter. "Es war eine schwere Aufgabe für die Jungs. Wir sind sehr stolz auf unsere Spieler, wie sie letztlich diese Aufgabe gemeistert haben. Ich freue mich sehr, dass wir weiterhin in der Top-Division spielen werden. Wir haben gesehen, was auf dem Level notwendig ist, um gegen die anderen Nationen mitzuhalten und bestehen zu können. Wir müssen auch in der Zukunft fleißig sein."
Die besten deutschen Spieler wurden Stürmer Dominik Bokk (sechs Tore, zwei Assists), Verteidiger Moritz Seider (sechs Assists) und Torhüter Henrik Hane (90,8 %, 2,49 Gegentorschnitt, 2 Shutouts).

Eine Duftmarke für den kommenden NHL Draft 2020 setzte die Sturmreihe der drei 17-Jährigen John-Jason Peterka (vier Tore, zwei Assists), Tim Stützle (fünf Assists) und Lukas Reichel (drei Tore, zwei Assists). Sie dürften dick rot unterstrichen in den Notizbüchern der NHL-Scouts notiert sein. Stützle von den Adler Mannheim, der in den letzten beiden Spielen mit Fieber fehlte, wird in der ersten Runde des Drafts erwartet, für Peterka und Reichel, die bisher ab der zweiten Runde gehandelt wurden, dürfte sich die Ausgangsposition verbessert haben.
Seine Favoritenstellung für den Draft untermauerte Kanadas Stürmer Alexis Lafreniere, der in den ersten zwei Spielen des Turniers noch verletzt fehlte, aber fünf Auftritte ausreichend waren, um mit vier Toren und sechs Assists den vierten Platz in der Scorerwertung einzunehmen und zurecht als wertvollster Spieler (MVP) ausgezeichnet zu werden. Nicht umsonst wird er als die potenzielle Nummer 1 beim NHL Draft 2020 am höchsten gehandelt.
"Während die Top-Nachwuchsleute dieses Jahrgangs weiterhin ihre Unterschiede herausarbeiten, hat sich Lafreniere mit seinem Spielniveau weiter abgehoben, um die beste Auswahl beim NHL Draft 2020 zu sein", verdeutlichte der Director of NHL Central Scouting Dan Marr. "Verletzungen sind Teil des Spiels und es war zum Glück nicht so schlimm, wie es aussah."
Das WJC Media All-Star Team umfasst neben Lafreniere, Torhüter Joel Hofer (St. Louis Blues) von Kanada, Verteidiger Alexander Romanov (Montreal Canadiens) von Russland und Rasmus Sandin (Toronto Maple Leafs) von Schweden sowie die Stürmer Samuel Fagemo (Los Angeles Kings) von Schweden und Barrett Hayton (Arizona Coyotes) von Kanada.

WJC Lafreniere celebrates

Fagemo gewann mit 13 Punkten (acht Tore, fünf Assists) vor Hayton mit zwölf Punkten (sechs Tore, sechs Assists) und dem Schweden Nils Hoglander mit elf Punkten (fünf Tore, sechs Assists) die Scorerwertung. Hofer wurde mit einer Fangquote von 93,92 Prozent und einem Gegentorschnitt von 1,6 pro Spiel (GAA) vor dem Schweden Hugo Alnefeld (92,40 %, 2,12 GAA) und den Russen Amir Miftakhov (91,86 %, 2,12 GAA) der beste Torwart.
Die Schweden gewannen durch ein 3:2 im Spiel um Bronze gegen Finnland ihre 19. Medaille in der Geschichte. Seit 2012 warten die Skandinavier auf einen Titelgewinn in dieser Altersklasse und sind in zwei Jahren 2022 Gastgeber des Turniers in Stockholm. Nachdem sie im Vorjahr im Viertelfinale überraschend mit einem 0:2 an der Schweiz gescheitert waren, war eigentlich Gold das angestrebte Ziel der Schweden. Im 13. Jahr in Folge überstanden die Schweden die Gruppenphase ohne eine Niederlage, doch in der KO-Runde setzte es nach einem souveränen 5:0 gegen Tschechien im Viertelfinale, eine unglückliche 4:5-Niederlage in der Verlängerung gegen Russland im Halbfinale. Die Träume endeten wieder einmal jäh. Doch die siebte Bronzemedaille in der Historie stimmte wenigstens etwas versöhnlich.
So bleibt den Schweden und den anderen Nationen nur, es in 2021 besser zu machen, wenn vom 26. Dezember 2020 bis 5. Januar 2021 die nächste Junioren-Weltmeisterschaft in Kanada ausgetragen wird. Spielorte sind dann Edmonton und Red Deer, Alberta.
Die Deutschen und die Schweiz werden in der Gruppe A gemeinsam mit den beiden letzten Weltmeistern Kanada und Finnland sowie der Slowakei in Edmonton antreten. Der Aufsteiger Österreich darf sich in der Gruppe B in Red Deer mit den USA, Russland, Schweden und Tschechien messen.