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Schon beim Betreten des Verizon Centers am Mittwochabend war sie zu spüren, die Spannung auf ein großes Sportereignis. Mehrere Tausend Fans der Washington Capitals hatten diesem Tag entgegengefiebert und strömten früher als üblich in das Stadion. Die Vorfreude, auf genau diesen Moment, war ihren Gesichtern anzusehen. Sie zählten zu den Glücklichen, die sich eine Eintrittskarte besorgt oder sogar unter dem Weihnachtsbaum gefunden hatten, ohne Vorahnung, was in diesem Aufeinandertreffen mit den Pittsburgh Penguins alles möglich sein könnte. Der ein oder andere Besucher hat mit großen Dollarscheinen seinem Glück einen Vorschub geleistet, indem er sich ein Ticket von jenen ergatterte, die mehr Wert auf Bares legen - es dürften nicht viele gewesen sein.

18.610:33 Minuten stand Alex Ovechkin in seiner NHL-Karriere für die Capitals auf dem Eis bis er die 1000 voll hatte. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass er alle 18:37 Minuten einen Scorerpunkt für sich verbuchen konnte.
Gerade einmal 38 Sekunden war die Partie gegen die Penguins alt, als Ovechkin die schwarze Hartgummischeibe hinter Marc-Andre Fleury im Netz versenken sollte. Der Eishockeykünstler setzte im Mittelabschnitt sogar noch einen drauf und erhöhte mit seinem 546. NHL-Tor, seinem 1001. Scorerpunkt auf 2-0. Am Ende konnten sich die Zuschauer und seine anwesende Familie, seine Ehefrau, seine Eltern und sein Bruder, über einen 5-2 Erfolg der Capitals freuen.
"Ich habe schon vor dem Spiel darüber nachgedacht und dass es mir zuhause gelingt ist schon etwas Besonderes. Ich bin begeistert und überglücklich. Es ist ein großer Moment für mich und die Organisation", beschrieb der Ausnahmeathlet seine Gefühle über das Erreichte. "Es spielt für mich keine Rolle, ob ich mit einem Tor oder einem zweiten Assist die 1000 erreiche, ein Punkt ist ein Punkt."
Auch für Ovechkins Mitspieler, wie Nicklas Backstrom, der Ovechkin zum Meilenstein die Scheibe auflegte, war es kein Spiel wie jedes andere: "Wir haben uns keinen Kopf darüber gemacht, wer ihm die 1000 möglich macht. Er ist solch ein großartiger Spieler, das hat er auch heute Abend wieder gezeigt. Wir freuen uns sehr für ihn." Sturmkollege Justin Williams erzählte, dass er den Zeitpunkt, zu dem das Tor fiel, nicht fassen konnte: "Ich habe mit dem Kopf geschüttelt, nicht weil ich es ihm nicht zugetraut hätte, sondern, weil er es tatsächlich so schnell umgesetzt hat", und fügte schmunzelnd hinzu: "Eigentlich hat es lange genug gedauert."

Es war schon lange keine Frage mehr, ob er es schaffe die 1000er Marke zu knacken, die Frage lautete nur noch Wann? 880 NHL-Spiele hat 'Ovi', wie er auch von seinen Mitspielern liebevoll genannt wird, seine Knochen hingehalten, Verteidiger schwindlig gespielt, sich beim 'Mischen' der Scheibe, so wie nur er es kann, eben nicht das Handgelenk gebrochen und dabei weltweit Eishockeyfans mit seinem Können in Verzückung versetzt. In jeder Arena wurde ihm Anerkennung gezollt, wenn er wieder einmal im Alleingang ein Spiel zugunsten der Capitals entschieden hatte. 475 seiner 1000 Scorerpunkte erzielte der 30-Jährige in fremden Stadien, wenn er auf dem Eis stand, konnten die Capitals 474 Siege feiern und mussten sich nur 293 Mal geschlagen geben.
Der russische Außenstürmer meldete sich gleich in seiner ersten NHL-Partie, am 5. Oktober 2005 gegen die Columbus Blue Jackets, mit zwei Toren eindrucksvoll in der besten Eishockeyliga der Welt an. Auch in den folgenden sieben Partien war der damals 20-Jährige für mindestens einen Scorerpunkt gut. Weitere 990 sollten in den folgenden gut elf Jahren bis zum heutigen Tag folgen. Ovechkin hatte das Glück, dass er von größeren Verletzungen verschont blieb - oder war er einfach nur zu schnell? In keiner Spielzeit verpasste er mehr als zehn Partien seiner Capitals.
Die Carolina Hurricanes bekamen es laut hockey-reference.com am häufigsten mit Ovechkin zu tun. 67 Mal mussten sie gegen ihn antreten. Sie kassierten dabei 32 Tore von ihm und zu weiteren 45 Gegentreffern leistete der sechsfache Maurice 'Rocket' Richard Trophy Gewinner die Vorarbeit. Gegen kein anderes NHL-Team konnte Ovechkin in der Summe mehr Punkte einfahren als gegen die Hurricanes. Es gibt aber noch einige Mannschaften gegen die Ovechkin noch effektiver punktete. Die St. Louis Blues müsste es schlaflose Nächte bereiten, wenn ein Spiel gegen Washington bevorsteht. Im Durchschnitt erzielte Ovechkin 1,64 Punkte pro Spiel gegen die Blues (14 Spiele, 13 Tore, 10 Assists). Die im Schnitt zweitmeisten gelangen ihm mit 1,58 gegen die Anaheim Ducks (12Sp, 9T, 10A), gefolgt von den Calgary Flames (1,54 Pkt/Sp) und den Winnipeg Jets (1,44 Pkt/Sp). Bei nur neun Gegnern lag Ovechkins Erfolgsquote unter einem Scorerpunkt pro Spiel, selbst sein schlechtester Schnitt von 0,71, in 14 Partien gegen die Vancouver Canucks, ist beeindruckend.
In der Geschichte der NHL konnten nur 23 von 83 Spielern, die zum erlauchten Kreis der 1000er gehören, den Meilenstein in weniger Spielen erreichen als Washingtons Ausnahmestürmer. Chapeau!