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Nico Sturm ist zum zweiten Mal in seiner NHL-Karriere ein Stanley Cup Champion! Der 30-jährige Augsburger gewann den Heiligen Gral des Eishockeys bereits 2022 mit der Colorado Avalanche und kürte sich 2025 mit den Florida Panthers erneut zum Meister. Sturm ist der dritte Deutsche nach Uwe Krupp (1996 mit der Colorado Avalanche und 2002 mit den Detroit Red Wings) und Tom Kühnhackl (2016 und 2017 mit den Pittsburgh Penguins), der den Stanley Cup zweimal gewann. Hinter Sturm liegt eine unglaubliche Saison, die einer Achterbahnfahrt gleicht und das Zeug für einen Roman hätte.

Emotionen pur: Sturm feiert auf dem Eis mit seiner Familie

Als 26. und letzter Spieler bekam Sturm am späten Dienstagabend den Stanley Cup von Jonah Gadjovich in die Hand gedrückt. Der 1,91 Meter große Center drehte seine Ehrenrunde mit dem 20 Kilogramm schweren Silberling in der Hand und gab diesen danach weiter an General Manager Bill Zito.

„Das Ding anzufassen und hochzuheben ist genauso geil wie beim ersten Mal!“, stahlt Sturm im On-Ice-Interview mit NHL.com/de. „Ich habe zu Billy schon gesagt, wie unglaublich dankbar ich bin, dass er mich hier reingebracht hat, dass ich meinen kleinen Teil dazu beitragen durfte. Es ist unbeschreiblich!“

Auf dem Eis umarmte der frisch gebackene Champion erst seine Mitspieler. Als auch Familienmitglieder und Journalisten auf die Fläche gelassen wurden, hielt er sehnsüchtig Ausschau nach seinen Liebsten. Als diese ankamen, war der Jubel in der Familie Sturm ausgelassen.

„Meine beiden Brüder und meine Verlobte sind hier. Es ist überragend, das mit diesen Menschen zu teilen. Die freuen sich noch mehr als ich“, lacht Sturm, dessen Stimme bei den folgenden Worten kurz bricht: „Die Leute, die jetzt hier draußen sind, das sind die wichtigsten Menschen. Es geht nicht ohne den ganzen Support. Während der Saison gibt es immer Hochs und Tiefs, da braucht man Menschen, die einem den Rücken stärken. Da ist es das Schönste, das jetzt mit ihnen zu teilen.“

Nico Sturm ist nach dem Gewinn des Stanley Cup auf dem Eis im Interview

Vom Außenseiter zum Favoriten

Bei Saisonbeginn hätte Sturm von diesem ultimativen Ziel kaum weiter entfernt sein können. Er schnürte die Schlittschuhe für die San Jose Sharks, die schlussendlich als schlechtestes Team der gesamten NHL abschließen sollten. Allerdings: Am 6. März holten ihn die Panthers im Austausch für ein Viertrunden-Pick nach Florida. Für Sturm bedeutete das den Wechsel von einem krachenden Außenseiter zu einem Top-Favoriten.

„Es war schwer, auch für mich persönlich. Ich hatte doch zwei schwere Verletzungen während der Saison. Ich hatte mir im Januar den Fuß gebrochen, bin ewig mit dem Ding rumgelatscht und habe mich überhaupt nicht fit gefühlt. Ich hatte ein bisschen Angst, dass es auch die Trade Deadline beeinflussen würde“, blickt Sturm zurück.

Fast drei Jahre hatte er den Rebuild in San Jose vorangetrieben und war für die vielen jungen Spieler stehts ein Vorbild. „Sportlich gesehen waren es drei schwierige Jahre, es hat nicht immer Spaß gemacht. Ich habe noch einmal die Chance bekommen, ein kleines Puzzlestück in so einer Mannschaft zu sein, die so unglaublich tief und stark war.“

Ein wichtiger Rollenspieler

Für die Panthers nahm Sturm die Rolle des Faceoff- und Unterzahl-Experten in der vierten Reihe ein. Er absolvierte noch 15 Spiele in der regulären Saison, in den Playoffs kamen noch einmal acht Partien hinzu. Auch an neuer Wirkungsstätte ging er als Musterprofi voraus, machte Verteidiger Gustav Forsling den inoffiziellen Titel des Trainingsweltmeisters streitig und war stets gut gelaunt, auch wenn er seinen Stammplatz nach zwei Spielen in der Zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs gegen die Toronto Maple Leafs verlor.

„In einem Playoff-Run geht es nicht immer bergauf, sondern es gibt auch mal Niederlagen. Wir standen mit 0:2 mit dem Rücken zur Wand in der Toronto-Serie und waren im Finale mit 1:3 hinten in Spiel 3“, erinnert sich Sturm. In Spiel 4 des Eastern Conference Finals gegen die Carolina Hurricanes rotierte er noch einmal kurz in die Aufstellung. Im Stanley Cup Finale kam er nicht mehr zum Einsatz.

Floridas Erfolgsgeheimnis aber war, dass auch die Healthy Scratches am selben Strang zogen. Im Fall von Sturm war dieser in der Finalserie immer der erste und letzte Spieler im Training, arbeitete individuell mit viel Akribie mit den Skills-Coaches und hechtete in einer für manche vielleicht bedeutungslosen 2-gegen-2-Spielform mit dem Kopf voran Richtung Bande, um den Puck noch in der Zone zu halten. Gleichzeitig feuerte er seine Mitspieler an, hämmerte bei schönen Trainingstreffern mit dem Schläger gegen das Plexiglas, scherzte mit seinen Kollegen und blieb auch im Gespräch mit den Medien stets ein angenehmer und ausdauernder Gesprächspartner.

„Die Tiefe im Kader ist schon außergewöhnlich“, unterstreicht Sturm die große Stärke der Panthers beim erfolgreichen Cup-Run. „Es gab immer Spieler, die mal ausgefallen sind. Egal, wer reingekommen ist, es war nie Panik da. Wir haben eine dritte Reihe mit Lundell, Luostarinen und Marchand, mehr braucht man nicht sagen. Sie haben uns durch die letzten beiden Runden getragen. Ich glaube, die Tiefe im Kader war schon beeindruckend.“

Rupp beschreibt die letzte Etappe der Florida Panthers beim Gewinn des Stanley Cup

Die Party kann beginnen…

Und so verdiente sich Sturm seinen zweiten Stanley Cup mehr als redlich. An diesem historischen Dienstagabend strahlt er erst mit dem Stanley Cup in seiner Hand und dann mit seiner Familie um die Wette.

„Wo heute noch gefeiert wird, weiß ich nicht - ich kenne mich in Fort Lauderdale gar nicht so gut aus. Ich bin mir sicher, wir werden was finden. Ich freue mich jetzt, dass ich mal ein Kühles trinken darf und mich entspannen kann. Der Körper und der Kopf brauchen jetzt eine Pause“, grinst Sturm, der sich fest vorgenommen hat, den Stanley Cup wie schon 2022 in seine Geburtsstadt Augsburg zu bringen. „Wenn ich schon auf nächste Saison ausblicken darf: Es wird wieder viel Eishockey sein, ein kurzer Sommer, auch Olympia ist ja noch ein riesiges Ziel für mich in meiner Karriere. Dementsprechend wichtig wird jetzt auch die Pause. Jetzt feiern wir erstmal richtig!“

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