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Wenige Änderungen für weiteren Erfolg

NHL.com/de 31 in 31: Die Weiterentwicklung der Islanders steht unter Barry Trotz im Fokus

von Stefan Herget @NHLde / NHL.com/de Chefautor

Ab dem 1. August nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.

In dieser Ausgabe geht es um die New York Islanders.

Die New York Islanders haben in der Saison 2018/19 viele überrascht, indem sie im Jahr eins unter dem neuen General Manager Lou Lamoriello und unter ihrem neuen Trainer Barry Trotz 103 Punkte holten und nur einen Zähler hinter dem Titelverteidiger Washington Capitals auf dem zweiten Platz der Metropolitan Division landeten. Erstmals seit der Saison 1985/86 waren sie mit dieser Punktzahl wieder unter den Top 5 der NHL vertreten. 

Weiterhin wandelte sich die Defensive von der Schießbude der Liga mit 293 Gegentreffern in der Saison 2017/18 zur besten der NHL mit 191 Gegentreffern in der Saison 2018/19. Mit elf Shutouts stellten sie sogar einen neuen Team-Rekord auf. All das weckte bei den Fans schon Erinnerungen an die erfolgreichen Zeiten Anfang der 80er-Jahre, als die Islanders ihre bisher vier Stanley Cups in Folge gewannen.

Die Entwicklung war umso erstaunlicher, da sich im Sommer 2018 der langjährige Topscorer und Kapitän John Tavares gegen eine Vertragsverlängerung bei den Islanders entschied und zu den Toronto Maple Leafs abwanderte.

Video: WSH@NYI: Greiss zieht rüber und stoppt Ovechkin

Doch während Tavares mit seinem neuen Team in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference scheiterte, ging die erstaunliche Reise der Islanders weiter, nachdem die Pittsburgh Penguins in der ersten Runde mit einem glatten Sweep nach Hause geschickt wurden. Danach kam allerdings ein ebenso glattes Aus nach vier Niederlagen gegen die Carolina Hurricanes in der zweiten Runde.

Lamoriello ist zuversichtlich, dass die Islanders ihre starke Saison wiederholen können und hat folgerichtig nur wenige Veränderungen am Kader vorgenommen. "Wir wissen, dass uns andere Teams jetzt ernster nehmen werden als sie es letztes Jahr getan hatten", sagte der GM. "Aber daran müssen wir wachsen und das entspricht unserem Charakter, so dass ich unglaubliches Vertrauen darin setze, dies mit dem Trainerstab, den wir haben, zu meistern."  

Die Schlüsselspieler

Trotzdem wollte Lamoriello in der Free Agency den ganz großen Clou landen und war Berichten zur Folge ernsthaft am vertragslosen Stürmer Artemi Panarin interessiert, der sich schließlich dem Lokalrivalen, den New York Rangers anschloss. Dabei hätte die Offensive etwas Auffrischung benötigt, denn der Erfolg wurde nur dank einer überragenden Defensive erreicht, angeführt von zwei starken Torhütern in den Personen Thomas Greiss und Robin Lehner, die gemeinsam die William M. Jennings Trophy gewannen.

Insofern dürfte die Rolle der Schlüsselspieler erneut an die Torhüter gehen. Doch nach dem Abgang von Lehner zu den Chicago Blackhawks muss Neuzugang Semyon Varlamov die Lücke neben Greiss schließen. Über Varlamov schweben allerdings ein paar Fragezeichen, nachdem er zuletzt erstens verletzungsanfällig war und zweitens durch unstetige Leistungen seinen Posten als Stammgoalie bei den Colorado Avalanche an Philipp Grubauer verlor.

In der Offensive wird mehr Verantwortung auf die drei Center Mathew Barzal, Brock Nelson und Casey Cizikas zukommen, wobei letzterer in der abgelaufenen Saison erstmals in seiner Karriere 20 Tore erzielen konnte. Trotzdem war die Torausbeute insgesamt nur befriedigend, in Überzahl sogar mangelhaft. Für eine Besserung müssen insbesondere die Top-6-Stürmer unter Führung von Anders Lee, Barzal und Jordan Eberle sorgen.

Video: VGK@COL: Varlamov vereitelt Marchessaults Torchance

Zuverlässigkeit weiterhin gefragt

Seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängerte Tom Kühnhackl und hofft auf Einsatzzeiten in der dritten und vierten Reihe. Die Islanders schätzen die Eigenschaften des 27-jährigen Landshuter, der sich in der NHL einen guten Ruf als penibler Bearbeiter der Gegner erarbeitete.

Kühnhackl kam in der regulären Saison auf 36 Einsätze und erzielte vier Tore und bereitete fünf weitere vor. Sicher hofft er darauf, in den kommenden Monaten häufiger eingesetzt zu werden, doch die Konkurrenz um die begehrten zwölf Plätze im Sturm ist auch dank der nachstrebenden Talente groß.

Video: WSH@NYI: Kuhnhackl stiehlt Puck, trifft nach Konter

Sie können nachrücken

Im Sturm werden Oliver Wahlstrom und Kieffer Bellows gute Chancen eingeräumt, zu ihrem NHL-Debüt zu kommen. Damit sind sie ernsthafte Konkurrenten von Kühnhackl um einen Platz im Kader.

Wahlstrom wurde beim NHL Draft 2018 an elfter Stelle ausgewählt und wechselte zum Ende der Saison 2018/19 vom Boston College zu Bridgeport in die AHL. Nach zwei Toren und einem Assist in fünf Spielen der regulären Saison, ließ der 19-jährige US-Amerikaner in fünf Spielen der Playoffs weitere zwei Tore und zwei Assists folgen und gab so schon einmal eine tolle Visitenkarte ab.

Der beim NHL Draft 2016 an 19. Stelle ausgewählte Bellows absolvierte die komplette Spielzeit in Bridgeport und verbuchte in 73 Spielen zwölf Tore und sieben Assists. Zwar wurde von dem 21-jährigen US-Amerikaner mehr erwartet, doch in den Playoffs konnte er in fünf Spielen mit zwei Treffern und einer Vorlage überzeugen.

Mit der Empfehlung von der zweiten Memorial Cup Meisterschaft in Serie kommt Verteidiger Noah Dobson in das Trainingscamp. Der zwölfte Zug beim NHL Draft 2018 spielte vergangene Saison in der QMJHL für Acadie-Bathurst sowie Rouyn-Noranda und verbuchte in 56 Spielen 15 Tore und 37 Assists zu 52 Punkten. Der 19-jährige Kanadier will um seinen Platz im Kader kämpfen.

 

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Stärken

Eindeutig das System! Viele ehemalige und aktive NHL-Spieler bestätigten in Interviews schon häufiger, dass gegen eine von Trotz trainierte Mannschaft unheimlich schwer zu spielen sei, weil er ein sehr kompaktes System spielen lasse. Nicht umsonst verwandelte er die Schießbude der Liga zur besten Abwehr.

Dementsprechend könnte es lauten "der Star ist der Trainer" und fast stimmt es auch! Trotz gewann 2019 den Jack Adams Award als bester Trainer der Saison und einen richtigen Star haben sie bei den Islanders unter den Spielern seit dem Abgang von Tavares nicht mehr. Vielleicht war es für die Mannschaft sogar gut, dass Lamoriello in seinem Werben um Panarin scheiterte, denn das Kollektiv funktionierte zuletzt bestens und daran dürfte sich kaum etwas geändert haben.

Außerdem dürfte im Oktober ein bereits eingespieltes Team, bestens vertraut mit der Taktik des Trainers, an den Start gehen, was sich als Vorteil gegenüber der Konkurrenz erweisen könnte. 

 

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Entwicklungspotenzial

Die Offensive hat bei der Torausbeute sicher Nachholbedarf. Nur der 22. Platz in der NHL mit 223 Toren war schließlich nur hinnehmbar, weil die Islanders die wenigsten Gegentore kassierten. Der Abgang von Valtteri Filppula, der immerhin 17 Tore erzielte, zu den Detroit Red Wings, bedeutet, dass auch diese Lücke zusätzlich geschlossen werden muss. Er spielte in allen Situationen und war mit seiner Erfahrung eine Bereicherung.

Mit nur 14,5 Prozent Erfolgsquote im Powerplay waren die Islanders zusätzlich das drittschlechteste Team der NHL. Auch hier ist eine deutliche Steigerung vonnöten, doch aufgrund der Untätigkeit auf dem Spielermarkt muss sich zeigen, wer vom bestehenden Personal hier für eine Besserung sorgen kann.

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Playoff-Chancen

Die Planungen für die neue Belmont Park Arena laufen auf Hochtouren und sie soll zur Saison 2021/22 eröffnen. Das große Ziel der Islanders ist es spätestens dann wieder fest zu den Spitzenteams der NHL zu gehören. Nach der unerwartet guten Saison wird es allerdings schwierig werden, das Erreichte zu wiederholen, zumal die Personalie Varlamov nicht unkritisch ist. Viele Vertrauen auf die Fähigkeiten von Trotz und setzen auf das eingespielte Team, doch andere Mannschaften haben personell deutlich aufgerüstet, so dass es für die Islanders ein größerer Kampf werden dürfte, erneut in die Playoffs einzuziehen. Womöglich mit keinem guten Ende. 

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