Grubauers Top-Saves in dieser Saison

Torhüter Philipp Grubauer wähnte sich zum Beginn der NHL-Saison 2019/20 am Ziel, nachdem er seinen Konkurrenten um die Nummer 1 im Tor bei den Colorado Avalanche in seinem ersten Jahr in Denver, Semyon Varlamov, ausgestochen hatte und dieser im Sommer 2019 vom Management aus diesem Grund keine Vertragsverlängerung angeboten bekam. Der Russe schloss sich den New York Islanders an und Grubauer war auch wegen seiner Leistungen ab Februar und in den Stanley Cup Playoffs 2019 die neue erklärte Nummer 1 der Avalanche.

Doch der 28-jährige Rosenheimer wäre wohl der Letzte, dem man erklären müsste, dass in der NHL nichts als gegeben angesehen werden kann. Er weiß genau, dass man sich in der besten Liga der Welt tagtäglich beweisen und etablieren muss. Auf der Torhüterposition ganz besonders, denn frei nach dem Motto aus dem Film Highlander heißt es hier: "Es kann nur einen geben". Nur einer steht zwischen den Pfosten und wenn ein Torhüter wegen einer Verletzung ausfällt, dann kommt schnell ein anderer, der einem die begehrte Position streitig macht.
Genau das ist Grubauer in dieser Saison "passiert", so dass er jetzt vor dem Beginn der Stanley Cup Qualifikation am kommenden Wochenende um seinen Platz im Team kämpfen muss. Pavel Francouz heißt der neue Konkurrent, der allerdings laut kürzlicher Aussagen beider nicht als ein solcher angesehen wird.

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Francouz sprang insbesondere in die Bresche, als sich Grubauer am 15. Februar gegen die Los Angeles Kings beim Freiluft-Spiel der Navy Federal Credit Union NHL Stadium Series 2020 in der U.S. Air Force Academy zum zweiten Mal in dieser Spielzeit ernsthafter verletzte. Der tschechische Backup startete in zwölf der letzten 13 Spiele bis zur Unterbrechung der Saison am 12. März aufgrund von Bedenken anlässlich der COVID-19-Pandemie und verbuchte dabei acht Siege, sechs davon in Folge vom 19. bis 29. Februar mit einem Gegentorschnitt von 1,32 pro Spiel und 95,7 Prozent Fangquote, obwohl die Mannschaft mit vielen Ausfällen aus der Stammformation zu kämpfen hatte. In der gesamten Saison erreichte Francouz starke 21-7-4 mit einem Gegentorschnitt von 2,41 und 92,3 Prozent Fangquote in 34 Spielen.
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Grubauers Werte sind mit 18-12-4 einem Gegentorschnitt von 2,63 und einer Fangquote von 91,6 Prozent in 36 Einsätzen auch nicht schlecht, doch Francouz hat den Vorteil des letzten positiven Eindrucks. Letztendlich wird entscheidend sein, wer sich nach der über vier monatigen Pause in den vier Spielen bis zum Beginn der Playoffs besser präsentieren wird.
Colorados Trainer Jared Bednar hatte nach dem Training am Dienstag in Edmonton erneut bekräftigt, dass beide Torhüter in den Platzierungsspielen der Vorrunde gegen die St. Louis Blues (2.8.), Dallas Stars (5.8.) und Vegas Golden Knights (8.8.) zum Einsatz kommen werden. Bednar wird sich erst später entscheiden, vielleicht auch kurzfristig, wer beim ersten Spiel in der ersten Playoff-Runde die Nummer 1 sein wird.
"Wir werden derzeit nichts verkünden, weil wir Zeit haben", betonte Bednar darauf angesprochen. "Es ist wichtig, dass beide Torhüter spielen (..). Ich erwarte auch, dass beide in der Vorrunde spielen werden. Mir gefällt es beide spielen zu lassen und ihnen etwas Praxis zu geben, bevor wir in die Playoffs starten."

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Bereits im Vorbereitungsspiel am Mittwoch gegen die Minnesota Wild (3:2-Sieg) durften sich Grubauer und Francouz jeweils zu gleichen Teilen präsentieren. Der Deutsche begann die Partie und stoppte 18 von 20 Schüssen in 30:20 Minuten Eiszeiten und der Tscheche wehrte in der restlichen Zeit alle 14 Schüsse auf ihn ab.
"Ich meine beide waren gut", resümierte Bednar in der Pressekonferenz. "Ich denke Grubi hatte wahrscheinlich die schwierigeren Schüsse des Abends, weil wir im ersten Drittel nicht gut genug gecheckt haben in der Defensive (…). Aber er hat ein paar gute Saves gezeigt und uns in dieser Phase im Spiel gehalten. Frankie ist es da etwas leichter gefallen, aber ich denke beide waren auf der Höhe und zeigten die nötigen Saves, so dass wir heute gewinnen konnten. Das war ein wirklich guter Auftritt von beiden."
Grubauer selbst übt sich angesichts des Zweikampfes in gewohnt bayerischer Ruhe und Gelassenheit. "Ich denke nicht, dass es ein Wettkampf zwischen Frankie und mir ist", verdeutlichte Grubauer während des Trainingscamps in Denver. "Es ist ein Wettkampf zwischen den Colorado Avalanche und wen immer wir auch spielen werden. Wer immer zwischen die Pfosten berufen wird, der muss seine Arbeit tun. Es ist ein Mannschaftssport und jeder muss bereit sein." Ähnlich äußerte sich Francouz, der ebenfalls den Teamgedanken in den Vordergrund rückte.
Als Stanley Cup Sieger 2018 und mit Erfahrungen aus den Playoffs 2019, weiß Grubauer, worauf es ankommt und das hat er Francouz voraus, dem die Einsätze in der KO-Runde bislang fehlen.

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Grubauer wird sich allerdings in der ungewohnten Situation beweisen müssen, denn häufig hatte er keinen guten Saisonstart und wurde erst Ende der regulären Saison aufgrund der Spielpraxis so richtig warm. Im Vorjahr verdrängte er zum Beispiel durch eine starke Serie im Februar und März Varlamov endgültig und verdiente sich die Starterposition in den Playoffs, in denen er die Avalanche gegen die favorisierten Calgary Flames (4:1) erstmals seit 2008 wieder in die zweite Runde führte. Dort scheiterte Colorado erst nach sieben Spielen denkbar knapp an den San Jose Sharks. Die Auftritte, die Grubauer mit einem Gegentorschnitt von 2,30 und einer Fangquote von 92,5 Prozent abschloss, haben in Denver aber definitiv Appetit auf mehr gemacht.
Jetzt wird es für alle Spieler ein größerer Kaltstart, als das zu Saisonbeginn im Oktober nach Trainingscamp und mehreren Vorbereitungsspielen der Fall ist. Grubauer muss ebenfalls sofort auf der Höhe sein, will er seinen Platz im Tor behaupten.