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Die NHL war in den ersten Dekaden ihrer nun 100-jährigen Geschichte eine rein nordamerikanische Angelegenheit.
Erst am 25. Januar 1965 betrat mit dem Schweden Ulf Sterner der erste Europäer diese große Bühne. Bevor mit Udo Kießling der erste Spieler aus dem deutschsprachigen Raum das Trikot eines NHL-Klubs überstreifte, sollten weitere 26 Jahre vergehen. In der Folgezeit fanden jedoch immer mehr Spieler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich den Weg nach Übersee. Zwar schaffte keiner den Sprung in die Top 100, dennoch haben einige von ihnen Triumphe gefeiert und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Für Kießling war das NHL-Gastspiel nach dem ersten Auftritt für die Minnesota North Stars wieder beendet. Seinen Landsmann Uli Hiemer zog es dagegen nicht so schnell zurück. Er trug von 1984 bis 1987 das Trikot der New Jersey Devils und ist der erste Deutsche mit einem langfristigen NHL-Engagement. 1988 feierte mit Ken Baumgartner der erste Akteur mit Schweizer Pass sein Debüt. Er stand seinerzeit bei den Los Angeles Kings unter Vertrag. Österreichs Premiere in Person von Torhüter Reinhard Divis (St. Louis Blues) ließ derweil bis 2002 auf sich warten.
Die drei Pioniere zogen im Laufe der Jahre zahlreiche Landsleute nach. Wie viele es bis heute genau gewesen sind, hängt davon ab, ob man die eingebürgerten Spieler hinzuzählt oder nicht. Lässt man diese außen vor, haben bislang 30 Schweizer, 26 Deutsche und sieben Österreicher mindestens eine Partie in der NHL bestritten. Die meisten Einsätze verzeichneten Marco Sturm (Deutschland/938), Mark Streit (Schweiz/747) und Thomas Vanek (Österreich/854).

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In der laufenden Saison 2016/17 sind 17 Schweizer, sieben Deutsche und drei Österreicher für ihre jeweiligen Klubs aktiv. Diese Statistik spiegelt gut das derzeitige Kräfteverhältnis untereinander wider. In den vergangenen Jahren waren es vor allem die Schweizer, die regelmäßig neue Spieler bei Vereinen in der NHL unterbrachten. Daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren kaum etwas ändern. Denn die Talente der Eidgenossen sind bei den Drafts regelmäßig besser positioniert als ihre deutschen oder österreichischen Altersgenossen.
Ein wenig Trost spendet den Deutschen eine andere Statistik. Drei Spieler aus ihren Reihen sind bislang als Stanley-Cup-Gewinner in die Annalen eingegangen. Einer mehr als bei der Schweiz. Uwe Krupp war der erste Deutsche, dessen Name auf dem Silberpokal eingraviert wurde. 1996 holte der Verteidiger mit der Colorado Avalanche den Titel. 2002 gewann der gebürtige Kölner erneut den Stanley Cup. Allerdings wurde er diesmal nicht auf dem Cup verewigt, da er in jener Saison nur acht Spiele bestritt und in den Finalspielen gegen die Carolina Hurricanes nicht auflief.

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Zweiter im Bunde ist Dennis Seidenberg. Er kam 2011 mit den Boston Bruins zu Titelehren. Im vergangenen Jahr folgte Tom Kuhnhackl mit den Pittsburgh Penguins. Die beiden Schweizer, die den Stanley Cup in die Höhe stemmten, waren David Aebischer (2001/Colorado Avalanche) und Martin Gerber (2006/Carolina Hurricanes).
Ein Österreicher kam noch nicht zu Stanley-Cup-Ehren. Immerhin holte sich Thomas Vanek in der Saison 2006/07 den NHL Plus/Minus Award. Im Trikot der Buffalo Sabres kam er nach der Hauptrunde auf einen Wert von +47.
Es ist fraglos schade, dass keiner der genannten Spieler in die Top 100 aufgenommen worden ist Aber wenn man bedenkt, dass selbst von den bedeutenden europäischen Nationen Russland, Schweden und Tschechien nur jeweils vier Akteure auf der Liste erscheinen, ist die Entscheidung zumindest nachvollziehbar.