Marco Sturm

Im Januar wird NHL.com International einen Fokus auf Philanthropie, also menschenfreundliches Denken und Verhalten, legen. In diesem Rahmen stellt NHL.com/de drei wohltätige Initiativen rund um das Eishockey mit einem Bericht vor.

In dieser Ausgabe: Die Marco Sturm Stiftung
Wer die Website der Marco Sturm Stiftung öffnet, dem springt sofort das Gesicht des Namensgebers mit dem für ihn typischen netten und sympathischen Ausdruck entgegen. Dabei geht es um ein ernstes Thema, denn der Zweck der Stiftung ist die Förderung und Unterstützung von krebskranken Kindern.
Doch es gibt kaum einen besseren Vertreter, diese schwere und manchmal tödliche Krankheit anzupacken und die Leiden der Betroffenen und ihrer Familien wenigstens etwas zu lindern. Eine Krebserkrankung ist immer schlimm, aber gerade bei Kindern, die erst am Anfang ihres Lebens stehen, eine Katastrophe. In solchen Momenten kommt jede Hilfe recht. Eine Aufgabe, der sich der frühere NHL-Stürmer Marco Sturm mit seiner Stiftung seit 2004 verschrieben hat, wenn auch im bewusst kleinen Rahmen ohne große Verwaltung.
"Mir hat das in Amerika sehr gut gefallen, dass jede NHL-Mannschaft kranke Kinder unterstützt. Die Spieler machen Krankenhausbesuche, speziell bei krebskranken Kindern", erzählt Sturm im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de. 1997 war er als 18-Jähriger vom EV Landshut zu den San Jose Sharks nach Kalifornien gewechselt und startete dort eine für einen deutschen Spieler bis dahin einzigartige NHL-Karriere, die annähernd 15 Jahre und über 1.000 Spiele in der besten Liga der Welt andauerte.

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"Das hat mich inspiriert und ich habe gemerkt, dass mir das viel gibt, wenn die Kinder begeistert sind", fährt Sturm mit seinen Schilderungen fort, wie es zur Idee einer Stiftung kam. "Alleine das Lächeln, das sie gehabt haben, immer wenn wir gekommen sind, aber natürlich auch, wenn sie Geschenke bekommen haben. Das war eine tolle Sache für mich."
Ein persönlicher Schicksalsschlag war letztendlich ausschlaggebend, etwas Eigenes umzusetzen. "Zu dieser Zeit sind leider meine Mama und Schwiegermama an Krebs verstorben", schildert Sturm weiter. "Dann kam der Gedanke, wenn ich schon die Möglichkeit habe, als Sportler und Athlet, würde ich gerne helfen und irgendwie bin ich auf die kranken Kinder und speziell krebskranke Kinder gekommen. Wir haben zeitnah eine Stiftung gegründet und seitdem läuft das."
Gewiss keine leichte Aufgabe, denn neben erfreulichen Heilungen, gibt es immer wieder Momente der Verzweiflung und Hilfslosigkeit, wenn die Krankheit schließlich doch einen kleinen Menschen besiegen konnte.
"Ich bin froh, das Projekt zu haben und bekomme jedes Jahr mit, was wir wieder erreichen konnten", stellt Sturm zufrieden fest. "Es macht Freude, kranke Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Gerade die Familien geben alles für die Kinder und müssen teilweise ihre Jobs aufgeben, um voll für sie da zu sein. Sie haben deswegen kein Geld mehr für irgendetwas anderes. Es ist schön, wenigstens einen kleinen Teil von dem Ganzen ausgleichen zu können."

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In den fast 20 Jahren des Bestehens hat Sturm so einiges im Zusammenhang mit seiner Stiftung erlebt. Bescheiden wie er ist, möchte er keinen besonderen Fall hervorheben, sondern mit seinen Ausführungen eher allgemein bleiben. Ein Anliegen, das ihm gegenüber leicht zu respektieren ist.
"Es ist wahrlich nicht einfach, besonders wenn man selbst Kinder hat", räumt Sturm die Ohnmacht ein, die ihm bei manchen schweren Schicksalen begegnet ist. "Mittlerweile komme ich etwas besser damit zurecht, aber am Anfang war es schwer, dies alles zu sehen und zu verarbeiten. Aber wenn man die Dankesbriefe von den Kindern und Eltern bekommt, ist das wunderschön. Man muss oft weinen, manchmal vor Glück und manchmal, weil es leider nicht gut ausging, aber man selbst einen kleinen Beitrag zur Linderung leisten konnte. Es ist definitiv eine bewegende Aufgabe. Ich bin froh, dass ich sie habe und das war auch das Ziel."
Sturm war nach seiner aktiven NHL-Karriere nur ein paar Jahre in Deutschland ansässig. In seiner letzten Saison spielte er in der DEL bei den Kölner Haien und ein paar Jahre später bekleidete der heute 44-jährige Dingolfinger das Amt des Bundestrainers. Im Herbst 2018 kehrte er nach dem überraschenden Gewinn der Silbermedaille mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Südkorea in die USA zurück und schloss sich der NHL-Organisation der Los Angeles Kings an. Im Sommer 2022 tauschte er seinen angestammten Posten als Assistenztrainer der NHL-Mannschaft gegen den des Cheftrainer des AHL-Farmteams Ontario Reign ein.
"Die Stiftung ist fast nur in Deutschland im Raum Niederbayern und teilweise in Oberbayern tätig. Ich selbst bin beinahe das ganze Jahr in Amerika", bekennt Sturm. "Daher bekomme ich die Schicksale derzeit nicht so hautnah mit, sondern kann sie nur anhand der Briefe, die ich lese, nachvollziehen. Da sind schon richtige Hämmer dabei. Aber wenn ich im Sommer in Deutschland bin, nutze ich die Zeit für Treffen oder mache ein Eishockey-Training mit betroffenen Kindern oder unterstütze Kinder dabei, zum Eishockey gehen zu können. Alleine das, einmal aus dem Krankenhaus herauszukommen und in ein Eishockeystadion zu fahren, um ein Spiel anzuschauen, ist eine schöne und willkommene Abwechslung."

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Weil er nicht ständig vor Ort ist, hat Sturm vertraute Personen, die sich um die Belange kümmern. "Ich bin teilweise zu weit weg, um alles managen und überblicken zu können und bin deswegen sehr froh, dass ich meinen Vater [Hans Sturm] und meine Familie habe, die mir da sehr weiterhelfen. Auch Josef Hiendl zähle ich dazu, der das ganze Finanzielle für mich macht", sagt er. "Da brauche ich Leute, denen ich vertrauen kann. Das habe ich, egal ob in meiner Stiftung oder hier in meinem Trainerstab und das ist wichtig."
Die zurückliegende Corona-Zeit war auch für die Marco Sturm Stiftung nicht einfach, weil die Spendenbereitschaft zurückgegangen ist und weniger öffentliche Aktionen möglich waren, um großzügige Spenden zu sammeln. Konkrete Zahlen will Sturm nicht nennen, doch die Einbußen waren seinen Worten zufolge spürbar. Er verbindet diesen Umstand aber sofort mit einem Dank. "Ich bin sehr, sehr glücklich über die Personen, die immer wieder an die Marco Sturm Stiftung spenden", betont er. "Wir haben mittlerweile einige Leute, die uns sogar in ihr Testament eingesetzt haben. Dafür bin ich enorm dankbar und freue mich sehr."
Seine nette und sympathische Art tritt hier auch wieder zu Tage. Er gibt der Stiftung schließlich nicht nur seinen Namen, sondern zugleich das freundliche Gesicht. Etwas, das in schwierigen Zeiten sehr wichtig sein kann.