Marco Rossi

Marco Rossi von den Ottawa 67's aus der Ontario Hockey League tut alles, was er kann, um zu Hause in Österreich in Form zu bleiben. Sein großer Wunsch ist es, dass er für die Playoffs in der OHL nach Kanada zurückkehren kann.
Der 18 Jahre alte Center befindet sich seit Dienstag wieder in seiner Heimat in Feldkirch. Einerseits ist er bitter enttäuscht, dass die beste Saison seiner Laufbahn wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochen werden musste. Aber andererseits ist er sehr dankbar dafür, dass er gesund ist und nun mit seiner Familie zusammen sein darf.

Die OHL verkündete am Mittwoch, dass die verbleibenden Partien der regulären Saison 2019/20 nicht mehr ausgetragen werden. Ob die Playoffs stattfinden, wird nach Worten von Commissioner David Branch zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
"Ich habe Gewichte, ein Fahrrad und ein Eishockey-Tor, auf das ich schießen kann", sagte Rossi. "Ich versuche einfach fit zu bleiben, da man ja nicht weiß, ob die Saison fortgesetzt wird oder nicht. Mein Vater hat mir geraten, gerade jetzt weiterhin eine professionelle Einstellung an den Tag zu legen. Unser Coach könnte morgen anrufen und mich zurückholen. Dann muss ich bereit sein."
Rossi wurde im Midterm-Ranking des NHL Central Scouting Bureaus für den NHL Draft 2020 an die fünfte Stelle bei den nordamerikanischen Skatern gesetzt. Er führt die Scorerwertung der Canadian Hockey League (OHL, Quebec Major Junior Hockey League, Western Hockey League) mit 120 Punkten (39 Tore, 81 Assists) aus 56 Spielen an. Es ist die höchste Ausbeute eines OHL-Spielers seit 2016/17, als es Alex DeBrincat bei Erie in 63 Begegnungen auf 127 Zähler gebracht hatte.
Rossi liegt acht Punkte vor Linksaußen Alexis Lafreniere von Rimouski, der vermutlich die Nummer eins beim NHL Draft 2020 sein wird. Lafreniere steht in der QMJHL mit 112 Punkten (35 Tore, 77 Assists) aus 52 Spielen an der Spitze.
Rossis Vater Michael war 20 Jahre lang Eishockey-Profi in Österreich, weshalb er seinen Sohn nicht nur während der Workouts wertvolle Ratschläge geben kann.
"Ich mache jeden Tag etwas. Da ich nicht mehr aufs Eis gehen darf, muss ich vor allem auf mein Körpergewicht achten. Würde ich die üblichen Portionen verspeisen, würde ich zwangsläufig zunehmen", erzählt Rossi. "Es kommt darauf an, clever zu sein. Ich habe gute Trainer in Österreich und Ottawa. Es ist eine ideale Mischung."
Laut Rossi hat die österreichische Regierung alle Leute angewiesen, wegen der Pandemie möglichst das Haus nicht zu verlassen. Aus diesem Grund genießen das tägliche Workout und die Zeit mit der Familie bei ihm höchste Priorität.
"Die ganze Lage ist heftig, aber ich denke, dass das Land gut reagiert hat", sagte er. "Wir dürfen nur in Ausnahmefällen nach draußen gehen und müssen uns an strenge Regeln halten. Ich stehe jeden Morgen gegen 8 Uhr auf. Dann trainiere ich zwei Stunden, esse zu Mittag, ruhe mich anschließend ein wenig aus und verbringe Zeit mit der Familie. Um 16 Uhr beginnt das Training mit meinem Vater. Das Wichtigste im Moment ist jedoch gesund zu bleiben."
Rossis Agent, Serge Payer von Unlimited Sports Management, sagte seinem Klienten, dass er die Zeit zu Hause so angehen sollte, wie sein Workout während der Offseason. "Egal, was man abseits des Eises unternimmt, es bringt einen nie auf den Fitness-Level, den man auf dem Eis benötigt. Dennoch besteht die Möglichkeit, mit dem Workout seine Kondition zumindest einigermaßen aufrechtzuerhalten", so Payer.
Rossi sagte, dass er ursprünglich in Kanada bleiben und sich dort fit halten wollte, als die ersten Nachrichten vom Virus aufkamen. Als sich die Situation verschlechterte, entschloss er sich, nach Österreich zu seinen Eltern und seinen zwei Schwestern zu fliegen.
"Sie haben alles geschlossen. Daher fragte ich unseren Coach (Andre Tourigny - d. Red.), was ich überhaupt noch machen kann, wenn ich mich weiter in Kanada aufhalte", sagte Rossi. "Als meine Eltern mitbekommen haben, dass nichts mehr geht, wollten sie, dass ich heimkomme. Das habe ich dann auch gemacht."
Rossi hat im Falle einer Rückkehr nach Kanada mehr als nur Playoff-Eishockey im Kopf. Gerne würden er und seine Teamkollegen die Schmach tilgen, die sie letzte Saison mit dem Aus nach sechs Spielen gegen Guelph erlitten hatten. "Natürlich hoffe ich auf die Playoffs. Wenn sie nicht ausgetragen werden können, ist es aber auch nicht weiter tragisch. Die Gesundheit zählt am allermeisten. Das, was wir jetzt erleben, ist wirklich ernst", betonte Rossi.