MichaelisPrimary716

In der Saison 2020/21 hat Marc Michaelis bei den Vancouver Canucks sein Debüt in der NHL gegeben. In einer verrückten Saison mit Höhen und Tiefen erfüllte sich der 25-jährige Stürmer damit einen Kindheitstraum. Zur neuen Spielzeit möchte er unbedingt in die Liga zurückkehren.

Der Traum wird wahr
Am 5. März 2021 war es soweit: Marc Michaelis stand zum ersten Mal auf NHL-Eis. "Ein unglaubliches Erlebnis. Es war ein ganz besonderer Tag", erinnert sich der gebürtige Mannheimer. 20 Jahre habe er diesem entgegengefiebert.
Bei seiner Premiere setzte er sich mit den Canucks mit 3:1 gegen die Toronto Maple Leafs durch. Michaelis hatte von seinem Einsatz tags zuvor per SMS erfahren "Die Nacht war sehr kurz", erzählte er. "Am nächsten Tag bin ich dann in die Kabine gekommen und der Trainer hat gesagt, dass ich im Lineup stehen werde. Andere sagen, dass es sich ewig anfühlt, für mich flog die Zeit einfach vorbei. Das nächste Detail, an das ich mich erinnern kann, war der Moment, als ich auf dem Eis stand."

Marc Michaelis

Seine Rolle hatte Trainer Travis Green klar formuliert: "Er meinte, ich soll in der Defensive nichts anbrennen lassen, nach hinten checken, Schüsse blocken, Fehler minimieren und mir keine Turnover erlauben."
Dass in der Rogers Arena aufgrund der Coronavirus-Pandemie keine Fans zugelassen waren, verhinderte zwar ein Bilderbuch-Debüt, hatte aber dennoch seine Vorteile: "Dass keine Zuschauer da waren, hat es ein bisschen einfacher gemacht, glaube ich. Es hatte so mehr den Eindruck eines Trainingsspiels. Trotzdem ist es schade, dass ich dieses NHL-Erlebnis mit den Fans noch nicht hatte."
"Das war die schwerste Zeit meines Lebens"
Ehe der Traum von Michaelis tatsächlich Wirklichkeit wurde, musste der Stürmer schwierige Wochen überstehen. Im sogenannten "Taxi-Squad" war er vom NHL-Team abgeschottet und konnte mit der kleinen Gruppe nur bestimmte Inhalte ins Training integrieren. Seine Geduld wurde daher auf eine harte Probe gestellt. "Über zwei Monate zu warten, war hart für die Psyche. Ehrlich gesagt, war es die schwerste Zeit in meiner Eishockey-Karriere und in meinem Leben", betonte er.
Erschwerend kam hinzu, dass sich der Linksschütze selbst mit dem Coronavirus infizierte. "Anfang April wurde ich positiv getestet. Von einem Tag auf den anderen hieß es: zwei Wochen komplett in Isolation. Das war ein weiterer Hieb in die Magengrube. Ich hatte immerhin einen kleinen Balkon, auf dem ich viel Zeit verbracht habe. Ansonsten habe ich viel Fernsehen geschaut, gelesen und mit der Familie und Freunden telefoniert. Trotzdem wird es irgendwann ekelhaft, weil man sich nicht mehr ablenken kann."

Michaelis1

Die Covid-19-Erkrankung aber hat der 1,80 Meter große und 85 Kilogramm schwere Angreifer ohne Folgeerscheinungen überstanden: "Ich habe mir in Deutschland nochmal eine Zweitmeinung geholt und mich von einem Kardiologen durchchecken lassen."
Highlight-Spiele gegen Draisaitl und Kahun
Am Ende der Saison 2020/21 standen für Michaelis 15 NHL-Spiele zu Buche. "Es ist schade, dass ich keine Punkte beitragen konnte, denn ich bin natürlich auch ein offensiver Spieler", sagte er. "Aber das ist Motivation für mich für die nächste Saison. Es ist noch einiges an Potenzial nach oben da."
Zu den Highlights zählten die drei Duelle mit den Edmonton Oilers, wo Michaelis auf seine langjährigen Weggefährten Leon Draisaitl und Dominik Kahun traf. "Nach so vielen Jahren zum ersten Mal wieder gegen die beiden zu spielen, war surreal. Wir haben mit 13 Jahren zusammen angefangen, waren vielleicht 1,45 Meter groß und haben 40 Kilogramm gewogen. Dann treffen wir uns zehn Jahre später in der NHL. Es gibt auch ein Bild von uns vor dem ersten Spiel. Das habe ich mir ausgedruckt und in meine Wohnung gehängt."
Damals bei den Jungadlern in Mannheim ragte das Trio mit beeindruckenden Scoring-Zahlen heraus. "Da muss ich ehrlich sagen: Das hat viel mit Domenik und Leon zu tun", meinte Michaelis. "Bei meinen 70 Punkten habe ich in 90 Prozent der Fälle dem Leon die Scheibe zugespielt. Das Jahr darauf habe ich in einer anderen Reihe gespielt, im Training aber immer gegen die beiden spielen müssen. Schon damals konnten sie dich richtig schlecht aussehen lassen. Ich konnte also sowohl offensiv als auch defensiv viel von beiden lernen. Ohne sie hätte ich es wohl nicht geschafft, in Nordamerika Fuß zu fassen."

Marc Michaelis 1

Zukunft in der NHL?
In der NHL zu bleiben, ist das erklärte Ziel von Michaelis für die kommende Saison. Sein Vertrag bei den Vancouver Canucks ist ausgelaufen. Verhandlungen sind im Gange. "Die NHL steht im Vordergrund. Wenn der Weg durch die AHL führt, muss es halt so sein", sagte er. "Ich möchte diese Erfahrung, vor Fans und überall in den USA und Kanada zu spielen, unbedingt erleben. Ich werde mich fit halten und mich auf die Trainingscamps vorbereiten - egal wohin mein Weg mich dann führen wird."