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Klare spielentscheidende Fehler sind bei einem Torhüter von der Klasse eines Marc-Andre Fleury von den Vegas Golden Knights sehr selten. Doch in Spiel 3 vom Stanley Cup Halbfinale gegen die Montreal Canadiens am Freitag rieben sich die Fans der Kanadier knapp zwei Minuten vor dem Ende im weiten Rund des Bell Centre und vor den Bildschirmen freudig verwundert und schadenfroh die Augen.

Einen tief gespielten Puck fing Fleury beim Stand von 2:1 für seine Golden Knights hinter seinem Tor ab, stoppte ihn zunächst, verlor danach jedoch die Kontrolle über das Spielgerät, das schließlich von seinem Schläger durch seine Beine vor das Tor zum einschussbereiten Canadiens-Stürmer Josh Anderson rutschte. Dieser hatte keine Probleme die Scheibe zum 2:2-Ausgleich ins verwaiste Gehäuse zu schieben.
"Ich bin rausgegangen, um den Puck zu spielen, wie ich es jeden Tag mache", schilderte Fleury am Samstag die kuriose Szene. "Irgendwie konnte ich die Scheibe nicht kontrollieren und sie ging zwischen meinem Schläger und den Füßen hindurch. Ich hatte keine Kontrolle und habe den Puck verloren und als ich mich umdrehte, lag sie schon im Netz."

VGK@MTL, Sp3: Roy nutzt einen Turnover zum Tor

Die Partie ging in die Verlängerung, die Anderson nach 12:53 Minuten mit dem Siegtreffer der Canadiens beendete und Montreal in der Best-of-7-Serie mit 2:1 in Führung brachte.
"Ich habe schon einige Dinge wie dieses erlebt", erklärte Fleury weiter. "Natürlich wäre es gut gewesen am vergangenen Abend die Führung in der Serie festzumachen, aber die Serie ist immer noch jung und es gibt noch viel Eishockey zu spielen. Ich darf mich nicht zu lange damit beschäftigen und muss nach vorne auf das nächste Spiel schauen."
Vegas Trainer Peter DeBoer ist überzeugt, dass Fleury die Klasse hat, die Szene hinter sich zu lassen und gestärkt zurückzukommen. "Ich habe mich heute Morgen mit ihm unterhalten und es geht ihm großartig", berichtete er am Samstag. "Wir wären ohne ihn nicht hier. Er wird nach vorne schauen, das aus dem Gedächtnis streichen und für nächste Spiel bereit sein."
Die Aktion von Fleury wäre in den Hintergrund gerückt, hätten die Stürmer der Golden Knights zuvor ihren Job ordentlich erledigt. Das Torschussverhältnis lautete am Ende 45 zu 27 zu ihren Gunsten, inklusive vier ungenutzter Überzahlspiele. Nach zwei Drittel waren es 30 zu 8 und es stand nur 1:1.

VGK@MTL, Sp3: Suzuki und Caufield im Zusammenspiel

"Wir hätten aus ein paar mehr Chancen in der regulären Spielzeit Kapital schlagen müssen, und wir würden nicht einmal darüber [Fleurys Fehler] reden", sagte Vegas Kapitän Mark Stone. "Wir hatten viele Chancen, die wir nutzen müssen, um zu treffen. Fleury hat das ganze Jahr über großartig für uns gespielt. Es ist ein Fehler. Wir hätten ihm aus der Patsche helfen müssen."
Ein Fehler, der jedoch teuer zu stehen kommen kann, wenn die gesamte Mannschaft von Vegas, aber insbesondere der Angriff der Golden Knights, nicht die nötige Reaktion zeigen wird bzw. dieses Ereignis die Canadiens in ihrem Selbstbewusstsein noch mehr bestärken könnte, den Favoriten mehr als nur Paroli zu bieten. Zu eng geht es in den Stanley Cup Playoffs zu und kleine Momente, wie diese, können das Momentum ganzer Serien drehen.
"Von solchen Ereignissen kann man sich nur schwer erholen", gab DeBoer zu. "Wir haben zwischen dem dritten Drittel und der Overtime darüber gesprochen, dass wir versuchen, unser Glück zurückzubekommen. Ich fand nicht, dass wir in der Verlängerung schlecht waren. Aber es gibt keinen Zweifel daran, dass wir in der Overtime ein wenig negativ abgefallen sind, was ihnen mit Sicherheit etwas Auftrieb gegeben hat, um in die Extraschicht zu gehen. Ich denke, das war es, was man in der Verlängerung gesehen hat."

VGK@MTL, Sp3: Anderson sorgt für den späten Ausgleich

Die Golden Knights haben nur zwei ihrer acht Tore in der Serie (4:1, 2:3, 2:3 OT) durch Stürmer erzielt und mit Nicolas Roy dem Torschützen zum 1:0 in Spiel 3 und Mattias Janmark zum 3:1 in Spiel 1 waren es zwei Angreifer der dritten Reihe, die getroffen haben. Tore von den eigentlichen Torjägern Stone, Max Pacioretty, Jonathan Marchessault, William Karlsson und Alex Tuch sind bislang Fehlanzeige. Verteidiger Alex Pietrangelo hat drei der insgesamt vier erzielten Tore der Golden Knights in Spiel 2 und 3 markiert.
"Sie kämpfen wie jeder andere auch", verteidigte DeBoer seine Top-6-Stürmer. "Es ist nicht einfach, Offensive gegen starke Gegner in den Playoffs zu kreieren. Sie gehen damit um. Mir hat gefallen, wie sie aufgetreten sind und gearbeitet haben. Klar müssen wir mehr Tore schießen, auch sie. Doch ich bin davon überzeugt, dass sie das auch wieder zeigen werden."

VGK@MTL, Sp3: Anderson sichert den Sieg in Spiel 3

Erschwerend kommt hinzu, dass Vegas schon insgesamt zehn Powerplays gegen Montreal ungenutzt gelassen hat. "Ich denke, dass wir uns derzeit zu viele Gedanken darüber machen", stellte Janmark klar. "Vielleicht haben wir auch nicht das Selbstvertrauen, aber wir brauchen einfach auch mal etwas Glück und wenn ein Tor fällt, dann kommen wir auch wieder in einen Lauf."
Etwas kritischer sieht es Stürmer Reilly Smith. "Es gibt eine Menge Probleme", räumte er ein. "Ich glaube nicht, dass man nur ein einziges Problem [Powerplay] ausmachen kann. Unsere Breakouts waren schlecht. Wir kommen nicht gut mit dem ausgeübten Druck zurecht. Wir bringen den Puck nicht sehr gut aus unserer Zone und zeigen keine gute Arbeit vor dem Netz, um Rebounds zu holen. Es gibt also eine Menge Dinge, die wir besser machen müssen, und das kostet uns im Moment die Serie."
Dem widerspricht DeBoer, der davon überzeugt ist, dass das Powerplay der einzige Teil des Spiels der Golden Knights war, der verbesserungswürdig ist und dass sie sich auf das Positive konzentrieren müssen, wenn sie in Spiel 4 am Sonntag (8 p.m. ET; NHL.tv, DAZN; Mo. 2 Uhr MESZ) im Bell Centre antreten.
"Wir haben keine Panik", beteuerte DeBoer am Samstag. "Wenn wir in der nächsten Woche so spielen können, fällt es mir schwer zu glauben, dass sie uns noch zwei Mal schlagen werden. Wir müssen morgen ein Spiel gewinnen, dann gehen wir mit einem Unentschieden heraus und bekommen das Heimrecht zurück. So einfach kann sich das Momentum wieder ändern."