WPG@EDM: Draisaitl auf McDavids Vorlage im Powerplay

NHL.com/de blickt auf bedeutende deutschsprachige Spieler zurück, die ihre Schlittschuhe für einzelne Franchises geschnürt haben. In dieser Folge die Edmonton Oilers.

In der NHL gibt es Spieler, die das Gesicht eines ganzen Klubs sind. Sidney Crosby bei den Pittsburgh Penguins oder Alex Ovechkin bei den Washington Capitals sind dafür beste, aktuelle Beispiele. Bei den Edmonton Oilers ist ein Deutscher drauf und dran, eine ganze Ära zu prägen: Leon Draisaitl.
Der gebürtige Kölner wurde in seiner Heimatstadt sowie in Mannheim ausgebildet und wagte schon früh den Sprung über den "großen Teich": Im Jahr 2012 wechselte er zu den Prince Albert Raiders in die WHL und verzückte in der kanadischen Provinz Saskatchewan vor allem mit seinen Spielmacher-Fähigkeiten und einem klugen Passspiel. Zwei Jahre und 163 Scorerpunkte (59 Tore, 104 Assists) später wurde er im NHL Draft 2014 von den Oilers in der 1. Runde an 3. Stelle ausgewählt.
Noch im selben Jahr debütierte der Mittelstürmer in der NHL (36 Spiele, zwei Tore, sieben Assists), wurde dann aber zurück in die WHL geschickt, wo er bei den Kelowna Rockets weiter reifen konnte (32 Spiele, 19 Tore, 34 Assists). Für Draisaitl war das kein Rückschritt - vielmehr nahm er Anlauf, um in der Folgesaison endgültig in Edmonton durchzustarten: 2015/16 durchbrach er in 72 Spielen mit 19 Toren und 32 Assists die Schallmauer von 50 Scorerpunkten. Es folgten Spielzeiten mit 77 (29 Tore, 48 Assists) bzw. 70 Scorerpunkten (25 Tore, 45 Assists). Draisaitl entwickelte sich von einem hoffnungsvollen Talent zum Superstar.

Hockey at Home: Ep. 7 - Draisaitl talks career path

Zu seiner Übersicht und den präzisen Pässen kam nun auch noch ein eiskalter Torinstinkt hinzu, weshalb er spätestens seit der Saison 2018/19 in der Liga-Elite angekommen ist: Mit 50 Toren und 55 Assists punktete Draisaitl erstmals dreistellig (105 Scorerpunkte) und war mit dieser Ausbeute ligaweit der viertbeste Scorer und zweitbeste Torjäger (hinter Ovechkin mit 51). In der aktuellen Spielzeit hat der 24-Jährige diese bisherige Bestmarke bereits geknackt: Mit 110 Scorerpunkten (43 Tore, 67 Assists) gilt Draisaitl als Top-Favorit für die Art Ross Trophy als Top-Scorer sowie für die Hart Trophy als wertvollster Spieler.
Der 1,89 Meter große Linksschütze ist nicht nur des beste Scorer, sondern führt auch die Bestenlisten in Sachen Eiszeit unter den Stürmern (22:37 Minuten pro Spiel), Siegtreffer (zehn, wie David Pastrnak von den Boston Bruins) und Powerplay-Punkte (44) an. Draisaitl ist in allen wichtigen Situationen auf dem Eis, übernimmt als Assistenz-Kapitän Verantwortung und centerte über weite Strecken der Saison seine "eigene Reihe", ohne Connor McDavid an seiner Seite.
Zusammen mit McDavid, der bereits zweimal die Art Ross Trophy (2017 und 2018) und Hart Trophy (2018) gewinnen konnte, ist Draisaitl das Aushängeschild bei den Oilers.
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Hecht glänzt mit Scoring-Qualitäten
Vor Draisaitl waren bereits einige andere Spieler aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) bei den Oilers aktiv.
Im Jahr 2000 etwa spielten der deutsche Verteidiger Sven Butenschön und der Schweizer Michel Riesen für Edmonton. Butenschön blieb zwei Jahre und absolvierte 21 Spiele (ein Tor, ein Assist). Riesen, der 1997 in der 1. Runde an 14. Stelle von den Oilers gedraftet wurde, zählte ein Jahr zum Team und kam in zwölf Partien zum Einsatz (ein Assist).
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Mehr Spuren hinterließ der Deutsche Jochen Hecht. Der Stürmer kam für die Saison 2001/02 von den St. Louis Blues, absolvierte alle 82 Partien und sammelte 40 Scorerpunkte (16 Tore, 24 Assists), ehe es ihn im Sommer zu den Buffalo Sabres zog.
Ein kurzes Intermezzo in Edmonton hatte auch der Schweizer Torwart Martin Gerber in der Spielzeit 2010/11, als er dreimal in der NHL zum Zug kam (1,3 Gegentore/Spiel, 95,8 Prozent Fangquote). Für Gerber sollte es die letzte Station in der Liga sein.
Rieder mit schwierigem Jahr - Haas überzeugt
Auch der deutsche Flügelstürmer Tobias Rieder trug vor nicht allzu langer Zeit das Oilers-Trikot: In der Saison 2018/19 erlebte der Landshuter dort jedoch sein bislang schwierigstes Karrierejahr und blieb in 67 Einsätzen ohne Tor (elf Assists). Im Sommer 2019 schloss sich der Unterzahl-Spezialist dem großen Rivalen Calgary Flames an und darf auf ein Wiedersehen im "Battle of Alberta" in den Playoffs hoffen.

EDM@KLH: Draisaitl bedient Rieder zum ersten Tor

Neben Draisaitl gibt es aktuell einen weiteren Spieler aus dem deutschsprachigen Raum in Edmonton: Gaetan Haas. Der Schweizer wechselte vom SC Bern zu den Oilers und kam 2019/20 bislang auf 58 Spiele und zehn Scorerpunkte (fünf Tore, fünf Assists). Edmonton ist von den Qualitäten des Mittelstürmers überzeugt und verlängerte den Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2021.
Die Planungen mit Draisaitl sind dagegen deutlich langfristiger angelegt: Der "Deutsche Wayne Gretzky", wie er seit seiner Anfangszeit bei den Oilers genannt wird, ist vertraglich bis 2025 gebunden. Er hat also noch viel Zeit, um in die großen Fußstapfen einer Legende in Edmonton zu treten.