Fiala

Es ist eine bereits zur Gewohnheit gewordene Tradition vieler NHL-Teams geworden. Einmal in der regulären Saison werden die Väter oder Mütter der Spieler eingeladen, auf einer Auswärtsreise mitzufahren, um hautnah zu erleben, wie hart ihre Söhne arbeiten und wie ein Spieltag bzw. so ein Trip abläuft. Der jeweilige Elternteil bekommt dann alles bis ins Detail gezeigt. Sie sehen die Räumlichkeiten in der heimischen Arena, nehmen an einzelnen Teambesprechungen teil, dürfen die Aufstellung vor dem Spiel in der Kabine verkünden und reisen schließlich zu den betreffenden Auswärtsspielen im Team-Flugzeug mit und übernachten im Team-Hotel.

Die Minnesota Wild luden die Väter ein, ihre derzeitige Auswärtsreise nach Vancouver und Edmonton am Mittwoch und Freitag mitzumachen und alle sind der Einladung gefolgt. Doch nicht alle Väter sind anwesend, stattdessen vertreten teilweise die Großväter ihre Söhne bzw. Schwiegersöhne.
So wie bei Kevin Fiala, dessen Opa väterlicherseits Jan die Reise mit angetreten hat. Die Eltern waren erst an Weihnachten und über Neujahr bei ihm zu Besuch und deswegen konnte sein Vater, der ebenfalls Jan heißt, aus beruflichen Gründen nicht erneut selbst die Reise antreten. So gerne Fiala seinen Vater dabei gehabt hätte, so sehr genießt er die Anwesenheit seines Großvaters, der mehr als ein würdiger Vertreter ist.

MIN@VAN: Fiala vom Kreis aus dem Handgelenk rein

"Es ist etwas ganz Spezielles meinen Großvater hier zu haben", erzählt Fiala am Donnerstag nach dem Training sichtlich erfreut. "Er hat wohl kein Spiel verpasst, als ich noch jung war und in der Schweiz gespielt habe. Da war er als Betreuer immer dabei. Auch jetzt oder seitdem ich im Ausland bin, schaut er online jedes Spiel. Ich bin sehr froh, ihn hier zu haben und er ist es auch."
Vor dem Training hatte die Mannschaft der Wild inklusive der Väter, Großväter und General Manager Bill Guerin ein Gruppenfoto zur Erinnerung gemacht. Kevin und Jan haben anschließend noch die seltene Gelegenheit zu einem Zweier-Foto genutzt. Alle Väter oder Großväter tragen die entsprechenden Trikots ihrer Söhne bzw. Enkel.
Jetzt sitzt Jan Fiala auf der Tribüne in der Nebenhalle des Rogers Place in Edmonton und schaut seinem Enkel beim Training zu. "Es ist ein tolles Erlebnis alles hier mal zu sehen und gezeigt zu bekommen", ist der Senior sichtlich begeistert. "Hautnah mitzuerleben, wie hart sie trainieren und was sie alles für den Erfolg tun müssen, ist beeindruckend."
Mit seinen bald 72 Jahren ist die Reise für ihn keine Leichtigkeit, doch er nahm sie gerne auf sich. Vor zwei Wochen ist er schon in Minnesota angekommen, um sich zu akklimatisieren und möglichst viel Zeit mit seinem Enkel Kevin zu verbringen. Dabei hatte er mit ein paar Widrigkeiten zu kämpfen und musste wegen einer Flugverspätung noch unfreiwillig eine Nacht in Amsterdam verbringen. Doch das jetzige Erlebnis entschädigt ausreichend für die Anstrengung.

VAN@MIN: Fiala trifft technisch stark in Überzahl

Es passte gut, dass die Wild seit dem Monatsbeginn nach dem All-Star Break bis auf ein Auswärtsspiel bei den Dallas Stars am 7. Februar nur Heimspiele hatten. Jetzt sind die Väter bzw. Großväter am Dienstag gemeinsam mit der Mannschaft nach Vancouver geflogen und am Mittwoch gleich nach dem Spiel gegen die Canucks nach Edmonton.
"Nach Vancouver waren es drei Stunden Flug, es sind schon weite Strecken, die hier zurückgelegt werden müssen", meint Jan mit viel Respekt. "Zum Glück waren es nach dem Spiel in Vancouver nur gut eine Stunde Flug bis Edmonton." Am Freitag nach der Partie geht es gleich zurück nach Minnesota und nächste Woche fliegt er wieder in die Schweiz. So schön die Zeit hier mit Kevin ist, auf die Heimat freut er sich dann auch wieder.
"Ich finde es super, ihn zur Arbeit mitnehmen zu können", verdeutlicht Kevin Fiala und ist der Organisation dankbar. "Ich finde es nicht selbstverständlich und es freut mich sehr, dass sie es möglich machen. Die Väter und Großväter lieben es hier zu sein und wir lieben es, sie hier zu haben."
Es hätte schließlich auch was mit Dankbarkeit zu tun und etwas zurückzugeben, weiß der Wild-Stürmer zu berichten. "Ohne meinen Großvater wäre ich nicht hier", sagt er selbstverständlich. "Er hat mich immer überall hingefahren und seit früher Kindheit an unterstützt. Das sind die Details, die wichtig sind, um später eine große Karriere zu haben."
Kevin Fialas Leistungen sind im Februar besonders gut. Sein Tor, das er zum 4:3-Sieg nach Shootout bei den Canucks in der Rogers Arena unter den Augen seines Großvaters beisteuerte, war sein sechstes Tor in den jüngsten acht Spielen. Hinzukommen noch fünf Assists. Ob es mit der Anwesenheit eines seiner größten Fans zu tun hat?

Fiala Großvater

"Es ist natürlich eine Extra-Motivation für uns alle hier", stellt Fiala das Team heraus. "Aber es freut mich, dass ich auf dieser besonderen Reise treffen konnte." Der 23-jährige St. Galler erzielte bereits nach 63 Sekunden das 1:0 der Wild, indem er trocken über die Schulter von Vancouvers Torhüter Jacob Markstrom einschoss. Schließlich benötigt Minnesota noch jeden Punkt, um die Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs zu schaffen. Sollte es nicht mehr klappen, dann wäre das Trostpflaster mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Heimatland entsprechend groß.
Jan Fiala, der seinen Enkel schon in seiner Zeit bei den Nashville Predators und während seinem Engagement in Schweden besucht hatte, genießt alles sichtlich. Er weiß auch, welche schwere Zeit Kevin zuletzt durchgemacht hat. Der Trade von Nashville nach Minnesota an der NHL Trade Deadline vor einem Jahr war kein leichter Schritt für ihn. Doch Kevin fühle sich bei den Wild zunehmend wohler und sei dort richtig angekommen, freut sich auch der Opa.
Diese Tatsache ist an den Leistungen abzulesen, denn Kevin hat in 54 Spielen dieser Saison mit 39 Punkten (15 Tore, 24 Assists) schon seinen Wert aus dem Vorjahr (13 Tore, 26 Assists) in 83 Spielen für Nashville und Minnesota eingestellt. Auch seine Bestleistung von 23 Toren und 25 Assists zu 48 Punkten in 80 Spielen aus der Saison 2017/18 ist noch in Bereich des Möglichen. Großvater Jan wird es von der Schweiz weiter intensiv verfolgen und die Daumen drücken, so viel ist klar.