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Scott Darling und Eric Fehr sind wie fast alle Eishockeyspieler dieser Tage. Darling, ein früherer NHL-Torwart, und Fehr, ein ehemaliger NHL-Stürmer, befinden sich in Heim-Quarantäne, warten das Pandemie-Geschehen ab.

Sie wissen jedoch schon, dass sie in dieser Saison kein Eishockey mehr spielen werden, nachdem ihre jeweiligen Ligen die Spielzeit im März abgebrochen haben. Beide freuen sich darüber, dass sie wieder in Nordamerika sind, nachdem sie sich so nah an Italien befunden hatten, eines der Länder, das vom Virus mit am härtesten getroffen wurde.
"Ich kann euch jedes Detail meines Hauses beschreiben, nachdem ich hier zuletzt so viel Zeit verbracht habe", scherzte Darling. "Aber es war gut so."
Darling, der in der vergangenen Saison noch für die Carolina Hurricanes aktiv war, war zuletzt für den HC Innsbruck in der Erste Bank Eishockey Liga in Österreich aktiv, als die Liga den Spielbetrieb am 10. März einstellte. Innsbruck liegt rund 20 Minuten von der Italienischgen Grenze entfernt.
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"Ich persönlich bin einfach dankbar dafür, dass ich daheim sein darf, und nicht länger in Österreich sein muss", sagte Darling, der seine erste Saison dort verbrachte.
Fehr, der seine erste Spielzeit in der Schweiz verbrachte, dort für HC Genève-Servette auflief, kann das nachvollziehen.
"Die Liga wurde am 12. März abgebrochen. Wir sind dann am 15. heimgeflogen", sagte Fehr, der in der Saison davor bei den Minnesota Wild aktiv war. "Wir sind so schnell es ging ausgereist."
Genève-Servette ist in der Stadt Genf beheimatet, was rund eine Stunde von Italien entfernt liegt. Bis zum Donnerstag gab es in Italien über 25.000 Tote aufgrund des Corona-Virus, was laut Reuters die höchste Opferzahl in Europa ist.
So beunruhigend es für Darling und Fehr auch gewesen sein mag das Land zu verlassen, wo so viele Flüge abgesagt wurden, Michael Lawrence musste noch mehr durchmachen.

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Der Torhüter des HC Lugano aus der National League ist daheim in Ottawa und kämpft mit dem Corona-Virus, nachdem er am 31. März positiv getestet wurde. Lugano liegt rund 30 Minuten von der Italienischen Grenze entfernt.
Für Darling, Fehr und Lawrence wurde Eishockey in Übersee rasch von einer Freude zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit. Die Sorge rund um das Corona-Virus sorgte dafür, dass Spiele zunächst ohne Fans ausgetragen wurden, dann die Spielzeiten abgesagt wurden. Zudem geriet die Heimreise zum Sorgenkind. Im Fall von Lawrence kam noch der Kampf gegen das Virus selber hinzu.
"Wir hatten in der ersten Runde der Playoffs Zürich auf dem Plan", sagte Lawrence, der beim HC Lugano Elvis Merzlikins, den Torhüter von den Columbus Blue Jackets für zwei Jahre trainiert hatte (2017-19), und der mit Malcom Subban, dem Torhüter der Chicago Blackhawks, gearbeitet hat.
"Doch es gab so viele Unsicherheiten. Es kam also so, wie es wohl kommen musste, schätze ich. Du gehst zur Arbeit und bereitest dich auf eine solche Serie vor. Doch leider kommt es dann nicht dazu, die Liga wird abgesagt. Das war beängstigend."
Die Erste Bank Eishockey Liga stand kurz vor den Viertelfinalbegegnungen, als die Saison beendet wurde. Die Mannschaften von Fehr und Lawrence befanden sich in der Vorbereitung darauf, als die Saison abgebrochen wurde. Es war der gleiche Tag, an dem die NHL aufgrund der Entwicklungen rund um das Virus in die Pause ging.

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Doch bereits bevor es zur Absage kam, führten die Entwicklungen zu schwindendem Zuschauerinteresse und dem Emde einiger Traditionen auf dem Eis.
"In Europa schüttelt man sich nach jedem Spiel die Hände. Das durften wir zuletzt schon nicht mehr tun", sagte Darling. Es gibt auch ein Team aus Bozen in der Liga, was in Norditalien beheimatet ist. Gegen sie wollte niemand mehr spielen. Was sollte man also tun? Wir wollten da nicht mehr hin. Doch wir sind ausgeschieden, was unsere Saison beendet hat."
Fehr musste verletzungsbedingt aussetzen, als Servette Genf gegen Lausanne in Genf am 28. Februar antrat. Er berichtet von einer Atmosphäre, die mehr einem Trainingsspiel entsprochen habe. Lawrence berichtet von ähnlich bizarren Erlebnissen als der HC Lugano gegen HC Ambrì-Piotta, seinen Ligarivalen am 29. Februar antrat.
"Normalerweise ist die Halle immer voll. Alle singen und klatschen. Es ist immer richtig was los. Das ist toll, wenn man da mit dabei sein kann", erklärte Lawrence. "All das gab es da schon nicht mehr. Das war sehr befremdlich, total komisch das mitzuerleben. Das waren ganz verrückte Zeiten."
Auch Anfang März wurde noch trainiert und sich auf die Playoffs vorbereitet. Die Einheiten waren laut Fehr intensiv, und doch herrschte eine komische Atmosphäre.

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"Es wurde viel diskutiert in dieser Phase. Jeder kam mit einer neuen Idee, mit neuen Gedanken", sagte Fehr. "Es wurde viel getuschelt. Jeder versuchte herauszubekommen was los war. Es gab viele Treffen, deren Ende wir immer noch abgewartet haben, bevor wir von der Halle nach Hause gefahren sind. Es war eine ungewöhnliche Zeit."
Als die Saison dann offiziell beendet war, konzentrierte sich das Interesse der Spieler auf die jeweilige Heimreise. Darling reiste alleine Anfang März. Seine Verlobte und ihr Hund waren schon im Januar nach Chicago zurückgekehrt. Fehr und seine Familie reisten am 15. März zurück nach Winnipeg, nachdem die Liga drei Tage zuvor beendet wurde.
"Wir konnten keine Flüge buchen, bevor die Saison nicht offiziell beendet war. Dann dauerte es noch ein paar Tage, bis wir einen Flug erwischten", sagte Fehr, der gemeinsam mit seiner Drau und den drei Kindern (6,3,1 Jahre alt) zurück nach Kanada reiste. "Wir hatten Glück und kehrten ohne Ärger zurück nach Hause. Doch das war zu der Zeit als Premierminister Justin Trudeau davon sprach die Grenzen zu schließen. Das hat uns etwas nervös gemacht."
Mitte März sahen die Regeln der WHO (World Health Organization) noch nicht vor, dass man in der Öffentlichkeit Schutzmasken tragen sollte, wenn man nicht schon krank war oder Husten hatte. Lawrence berichtete davon, dass rund 30 Prozent der Passagiere auf seinem Flug nach Toronto Masken trugen. Fehr sagte, bei ihm seien es rund 10 Prozent gewesen. Weder Lawrence noch Fehr und seine Familie trugen welche. Zu diesem Zeitpunkt fühlten sie sich alle noch wohl so.

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Die Flüge selber verliefen problemlos. Lawrence sagte, der meiste Stress sei noch vor dem Abflug zu spüren gewesen.
"Es wurde Flüge abgesagt. Dann gab es so viele Regeln der Regierungen zu beachten. Und man war unsicher, ob der Flug wirklich stattfinden würde", erklärte Lawrence. "Unser Team hat das wirklich gut gemacht. Auch unser General Manager, Hnat Domenichelli, hat sich toll darum gekümmert, dass sich um alle ausländischen Trainer und Spieler bestmöglich gekümmert wurde. Toll wie sich darum gekümmert wurde, dass alle gut in ihre jeweilige Heimat gekommen sind."
Daheim ließ der Stress jedoch nicht nach. Fehr sagte, dass seine Familie und er sich nach rund einer Woche krank gefühlt hätten. Genf, wo die Fehrs wohnten, zählte zu den am meisten betroffenen Regionen der Schweiz. Laut Statiista.com gab es dort 4.852 bestätigte Fälle bis zum 22. April. Nur in Vaud (5.154) waren es mehr.
"Weil wir aus der Schweiz nach Kanada kamen, wollten sie, dass wir einen Test machen, um sicherzustellen, dass wir das Virus nicht hätten. Alle Tests waren negativ, was uns sehr erleichtert hat. In Genf gab es ja viele Betroffene."
Lawrence fühlte sich zwei Tage nach seiner Rückkehr nach Kanada krank. Er wurde am 17. März auf das Corona-Virus getestet. Am 31. März wurde ihm mitgeteilt, dass der Test positiv war. Bis zu dem Zeitpunkt, als ihm das Ergebnis mitgeteilt wurde, fühlte er sich schon wieder etwas besser. Lawrence sagte, er habe zwei schlechte Nächte gehabt, in denen er mit Migräne und Herzrasen gehabt hätte.
"Man fühlt sich dann einfach schlapp", sagte Lawrence.
Lawrence betonte, dass es ihm inzwischen schon wieder deutlich bessergehe. Ab und zu fühlt er sich noch etwas abgeschlagen, doch Kopfschmerzen habe er schon länger nicht mehr gehabt. Er mache jeden Tag Yoga und freue sich darauf, dass sein Leben schrittweise wieder ganz normal wird. Dazu gehört für ihn auch eine Rückkehr zum HC Lugano. Er hat dort noch zwei Jahre Vertrag.
"Wir werden uns da durchkämpfen", betonte Lawrence. "Unsere Gesellschaft und unsere Kultur sind schon mit anderen schwierigen Phasen konfrontiert gewesen. Diese harten Zeiten werden vorübergehen."