Florian Bugl seb wran

Der NHL Draft 2021 ist für den 23. Juli angesetzt. NHL.com/de hält Sie über die aussichtsreichsten Talente und die spannendsten Themen auf dem Laufenden.

In dieser Ausgabe: Die Torhüter Florian Bugl und Sebastian Wraneschitz.
Während Deutschland beim NHL Draft 2020 mit Tim Stutzle (Nummer 3), Lukas Reichel (17) und John-Jason Peterka (34) ein erfolgreiches Jahr feierte und aus Österreich mit Marco Rossi (9), Thimo Nickl (104) und Benjamin Baumgartner (161) so viele Spieler gedraftet wurden wie noch nie, warten beide Länder in einem Bereich des Drafts bereits lange darauf, dass einer ihrer Nachwuchsspieler gezogen wird.
Philipp Grubauer ist der bisher letzte deutsche Torhüter, der gedraftet wurde. Die Washington Capitals wählten 2010 den jetzigen Torwart der Colorado Avalanche in der vierten Runde an 112. Stelle. Für das österreichische Eishockey ist die Wartezeit sogar noch länger. Reinhard Divis wurde beim NHL Draft 2000 in der achten Runde als Nummer 261 von den St. Louis Blues gewählt, Bernd Brückler ging 2001 in der fünften Runde an 150. Stelle an die Philadelphia Flyers, bestritt aber nie ein NHL-Spiel. Sie sind die einzigen Torhüter aus Österreich, die jemals gedraftet wurden. Das könnte sich bald ändern.
Ähnliches: [Unerwarteter Start in die Saison für Rookies]
Wraneschitz begeistert bei der Junioren-Weltmeisterschaft
"Der österreichische Torwart war sensationell", war während der Junioren-Weltmeisterschaft 2021 im Dezember auf der Webseite der International Ice Hockey Federation zu lesen. Gemeint war damit Sebastian Wraneschitz. Er stand in dem Turnier in drei von vier Spielen zwischen den Pfosten und kam auf eine Fangquote von 89,2 Prozent und 7,45 Gegentore pro Spiel. Diese Zahlen hören sich alles andere als beeindruckend an, sind aber schlicht und einfach dadurch zu erklären, dass er in diesen drei Partien 194 Schüsse auf seinen Kasten bekam. Der finnische Torwart Kari Piiroinen kassierte mit 174 Schüssen die zweitmeisten während des Turniers, bestritt aber doppelt so vielenPartien wie Wraneschitz. Die Statistik spiegelt nicht annähernd Wraneschitzs Leistungen wieder, die ungläubige Blicke von den Gegnern und Begeisterungsstürme bei den Fans und in den Medien hervorriefen.
Dieses Turnier war nicht nur ein Strohfeuer, denn Wraneschitz hatte bereits in den Monaten zuvor sein Potenzial bewiesen. Mit 18 Jahren ist er seit Saisonbeginn der zweite Torwart bei den Vienna Capitals in der ICE Hockey League. Er durchlief bereits den Nachwuchs der Capitals und kam vergangene Saison auf Leihbasis vereinzelt zu Einsätzen für die Nachwuchsabteilungen von Kiekko-Vantaa in Finnland und Skeleftea AIK in Schweden, ehe er in seine Heimatstadt zurückkehrte.

Sebastian Wraneschitz

Seit September bildet Wraneschitz mit Veteran und Nationaltorwart Bernhard Starkbaum ein Duo im Tor der Capitals. Dort setzte er bereits früh in der Saison ein Ausrufezeichen. Im Oktober kam er zu drei Einsätzen. Und während er im ersten Spiel bei 20 Schüssen vier Tore kassierte, hielt er über die nächsten beiden Partien 50 von 51 Schüssen und feierte bei einem 4:0-Sieg gegen Dornbirn am 16. Oktober seinen ersten Shutout. Das brachte ihm die Wahl zum Nachwuchsspieler des Monats ein. Insgesamt kommt er in elf Einsätzen auf eine Fangquote von 89,7 Prozent und 2,89 Gegentore pro Spiel, und er verhalf den Capitals mit einer Bilanz von 5-6-0 zum vierten Platz, was die direkte Qualifikation für die Playoffs bedeutet.
Mit seiner ruhigen und sicheren Ausstrahlung und guter Technik schaffte es Wraneschitz auf die Players-to-Watch-Liste des Central Scouting Service der NHL für den NHL Draft 2021. Er bekam die Wertung C, was einen Draft in den späteren Runden in Aussicht stellt. Er könnte der erste österreichische Torwart seit zwei Jahrzehnten werden, der gedraftet wird und langfristig Starkbaum als Nummer eins der Nationalmannschaft ersetzen.
Bugl bleibt nach historischem Erfolg bescheiden
Bei der Junioren-WM konnte sich neben Wraneschitz auch Florian Bugl im Tor der deutschen Mannschaft von seiner besten Seite präsentieren. Bugl verpasste die ersten zwei Spiele, zwei Niederlagen, da er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Es sah schlecht aus für die deutsche Mannschaft, das Aus nach der Vorrunde stand kurz bevor.
Doch Bugl sicherte Deutschland in den nächsten beiden Spielen zwei Siege gegen die Slowakei und die Schweiz und damit erstmals in der Eishockey-Geschichte die Qualifikation für das Viertelfinale. Dort hielt er das Spiel gegen Russland bis zum Ende spannend und die Mannschaft schied erhobenen Hauptes mit einer 1:2-Niederlage gegen den Eishockey-Goliath aus. Insgesamt kam Bugl in seinen drei Auftritten auf 89,7 Prozent Fangquote und 2,95 Gegentore pro Spiel. Wie Wraneschitz verdiente sich der 18-Jährige einen Platz auf der Players-to-Watch-Liste. Wie Wraneschitz wurde er mit einem C bewertet.
"Natürlich ist das immer in den Köpfen von allen, dass das eine gute Chance ist, sich vor den Scouts und Teams zu präsentieren", gab Bugl im Interview mit der Webseite der Alps Hockey League zu, lenkte das Rampenlicht aber gleich wieder von sich ab. "Aber ich glaube, der primäre Fokus liegt nicht darauf, sich selbst zu präsentieren, sondern das Land zu repräsentieren und so weit wie möglich zu kommen."

Florian Bugl

Bugl, der aus dem Nachwuchs des EV Landhut kommt, verbrachte die vergangenen Jahre in der Red Bull Hockey Academy und hütet das Tor der Red Bull Juniors in der Alps Hockey League. Mit einer Bilanz von 11-8-0, 91,7 Prozent Fangquote, 2,56 Gegentoren pro Spiel und drei Shutouts hält er die Mannschaft auf dem vierten Platz und damit auf Playoff-Kurs. Sollte er mit dem Team die Playoffs erreichen und dort weit kommen, könnte er sich bei den Scouts weitere Punkte verdienen und seine Chancen auf den Traum von der NHL nochmal deutlich verbessern.
"Ich habe nicht wirklich darauf spekuliert oder darauf gehofft", kommentierte Bugl seinen Platz auf der Liste des Central Scouting gegenüber der Alps Hockey League bescheiden. "Es kam relativ überraschend. Jetzt, wo ich auf der Liste stehe, ist das natürlich eine Ehre. Das zeigt, dass ich irgendetwas richtig gemacht habe, das heißt aber natürlich nicht, dass man jetzt aufhören darf zu arbeiten, sondern dass man jetzt viel mehr machen muss."
Bei aller Bescheidenheit ist unstrittig, dass sowohl für Bugl, als auch für Wraneschitz ein Platz auf der Liste bereits eine große Auszeichnung ist. Mit etwas Glück und der von Bugl angesprochenen harten Arbeit, können die beiden eine lange Durststrecke bei einem NHL-Draft für die Torwartabteilungen ihrer Nationen beenden.