sibsa-hischier

Die Feiertage sind da und auch die Spieler und Trainer in der NHL haben nun Gelegenheit ihre blauen Flecken und schmerzenden Gelenke im Kreise der Familie unter dem Christbaum ein wenig zu kurieren. Drei Tage gibt es keine Spiele in Liga, bevor die Mission Stanley Cup am 27. Dezember wieder in Angriff genommen wird. Das ist ein guter Zeitpunkt, die bisherige Saison Revue passieren zu lassen und das Geschehene zu analysieren. Knapp die Hälfte der regulären Saison liegt hinter uns, es gab Enttäuschungen und positive Überraschungen, Teams die Erwartungen übertroffen haben und Klubs die deutlich den eigenen Erwartungen und Ansprüchen hinterherhinken.

Die wohl deutlichste Überraschung, die Fans auf der ganzen Welt von Beginn der Spielzeit 2017/18 in Atem hielt und begeistert, sind die Vegas Golden Knights. Der Neuling in der Liga startete mit einem echten Knall in seine Debütsaison. Das Team aus der Wüste Nevadas gewann seine ersten drei NHL-Spiele. Na gut, dachten sich viele, auch ein blindes Huhn findet Mal ein Korn. Anfängerglück. Doch die Golden Knights machten schnell deutlich: Wir sind nicht hier, um Kanonenfutter und Punktelieferant für den Rest der Liga zu sein, wir wollen ernst genommen werden, wir wollen den Cup. In den ersten neun Partien musste sich die Truppe aus der Kasinostadt nur einmal geschlagen geben und so stehen sie nun, nach 34 Begegnungen, mit 48 Punkten (23-9-2) auf Rang eins der Western Conference und auf Platz zwei der gesamten Liga.
Auch im Osten gibt es Fans, die wohl kaum ihren Augen trauen, angesichts der Tabellenposition ihrer Helden auf dem Eis. Die New Jersey Devils traten in der gefürchteten Metropolitan Division mit einem sehr jungen Team an, mit vielen unbekannten Größen und wenig großen Namen. Doch genau diese jungen, unbekannten Talente, führten die Devils nun an die Spitze ihrer Division. Mit 47 von 70 möglichen Zählern (21-9-5) kämpften sie sich auf Rang eins der schwierigen Gruppe. Drei Debütanten spielten dabei eine besonders große Rolle.
Der Schweizer Nico Hischier war im Sommer der Draft Pick Nummer eins der Devils und liegt mit 21 Punkten (fünf Tore, 16 Assists) auf Rang vier der teaminternen Scorerliste. Noch besser hat es Will Butcher gemacht. Der 22-jährige Verteidiger war im Sommer der begehrteste Free Agent der College-Liga und entschied sich am 27.August dazu, einen Vertrag bei den Devils zu unterschreiben. Mit 21 Assists und 23 Punkten, konnte er noch zwei Zähler mehr als Hischier für sich verbuchen. Gleichauf liegt auch der 19-jährige Schwede Jesper Bratt. Mit zehn Toren und 23 Punkten ist er der drittbeste Torjäger im Team und nur Taylor Hall mit zwölf Toren und 34 Punkten besser.

Eine Frage war auch, ob die Nashville Predators, das Überraschungsteam der vergangenen Playoffs, seinen Erfolg wiederholen kann. Können sie! Sie machen es sogar noch besser als im Vorjahr. Während sie im Frühling nur knapp den Sprung unter die besten 16 schafften, befinden sie sich nun im Dreikampf um den ersten Platz in der Central Division. Am ehesten hätte man unter diesem Trio noch die St. Louis Blues klar vorne erwartet, doch die haben alle Mühe mit den Predators und auch den Winnipeg Jets, die mit 121 Toren die stärkste Offensive im Westen stellen, mitzuhalten.
Enttäuscht sind hingegen Kandidaten, die man auf diesen Plätzen erwartet hätte. Die Chicago Blackhawks galten in den vergangenen Jahren als das Nonplusultra in der Gruppe, liegen aktuell aber sogar außerhalb der Playoffränge. Auch die Minnesota Wild, die den Blackhawks vergangene Saison phasenweise sogar die Führung der Division streitig machen konnten, liegen punktgleich mit den Blackhawks knapp hinter den Wildcard-Plätzen.
Schlimmer hat es noch die Edmonton Oilers erwischt, die mit ihrer talentierten Truppe, angeführt von Connor McDavid und Leon Draisaitl, vergangenes Jahr die Liga aufmischten. Sie haben nach enttäuschenden Leistungen zwar wieder besser zu ihrem Spiel gefunden, liegen aber immer noch nur auf Platz 13 der Western Conference.

Auch im Osten gibt es Mannschaften, die man vergeblich in den gewohnten Tabellenregionen sucht. Für die Pittsburgh Penguins konnte es zu Beginn der Saison nur ein Ziel, nur einen Anspruch geben - Mission Titel-Hattrick. Nach zwei Stanley Cups in Folge sollte es nun heißen: Aller guten Dinge sind drei. Doch in den ersten 37 Spielen tat sich das Team um Sidney Crosby und Evgeni Malkin ungewohnt schwer. Auch sie stehen mit 39 Punkten (18-16-3) nicht unter den besten Acht ihrer Conference. Stattdessen stehen die New York Rangers und die New York Islanders punktgleich mit 42 Zählern (beide 19-13-4) auf den Wildcard-Plätzen.
Zweifelsohne wird sich im Laufe der Saison noch die eine oder andere Veränderung in der Tabellenlandschaft ergeben und wir werden noch viele spannende und torreiche Partien erleben. Wie sich Vegas am Ende schlagen wird, ob das Traumduo Nikita Kucherov (24 Tore, 51 Punkte) und Steven Stamkos (13 Tore, 45 Punkte) sich über 82 Spiele durchsetzen wird, oder ob Alex Ovechkin seinen russischen Landsmann überholen und erneut der Toptorjäger wird, all diese Fragen werden uns noch bis in den April hinein in Atem halten.