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Die Konstellation, dass zwei Teams im Stanley Cup Finale stehen, die noch nie zuvor in ihrer Franchise-Geschichte den begehrtesten Pokal, dem es im Eishockeysport zu gewinnen gibt, in Empfang nehmen durften, gab es im vergangenen Vierteljahrhundert nur zweimal.

Im Jahre 1996 standen sich die gerade erst aus Quebec umgezogenen Colorado Avalanche und die Florida Panthers gegenüber und 2007 waren es bei ihrer zweiten Finalteilnahme die Anaheim Ducks und die 1992 gegründeten Ottawa Senators, die sich Hoffnungen auf ihren ersten Titelgewinn machten.
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Es sind wiederum elf Jahre vergangen, dass mit den Vegas Golden Knights und den Washington Capitals zwei Mannschaften in einem Stanley Cup Finale Einzug hielten, die bisher noch kein Stanley Cup-Banner unter ihrem Hallendach hängen haben. Mit den Golden Knights gibt es zum dritten Mal in Folge einen Endspiel-Debütanten (2016 San Jose Sharks, 2017 Nashville Predators).
Die Voraussetzungen, unter denen sich die beiden Teams auf die Reise Richtung Finale gemacht haben, könnten kaum unterschiedlicher sein.
Die Capitals zählen schon seit Jahren zu den ganz heißen Anwärtern auf die Meisterschaft. Seit der Saison 2007/08 verpassten sie nur einmal die Playoffs, siebenmal gewannen sie den Divisionstitel, viermal schlossen sie die Eastern Conference als punktbeste Mannschaft ab und dreimal wurden sie mit dem Gewinn der Presidents' Trophy, als Mannschaft mit den meisten Punkten in der regulären Saison, ausgezeichnet.
Zudem verfügen sie mit Linksaußen Alex Ovechkin und Center Nicklas Backstrom über zwei der fünf besten Scorer des letzten Jahrzehnts. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als ihre ohnehin schon überragenden Karrieren mit dem Gewinn des Stanley Cups zu krönen.

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"Ich bin ganz schön gerührt. Wir haben auf diesen Moment so lange gewartet", verschlug es Ovechkin fast die Stimme vor Rührung, nachdem die Capitals am Mittwoch in der Amalie Arena von Tampa in Spiel 7 die Tampa Bay Lightning mit 4:0 bezwungen hatten und es feststand, dass sie zum zweiten Mal nach 1998 in einem Stanley Cup Finale stehen.
Der dem Team nachhängende Ruf, dass ihnen in den Playoffs die Nerven versagen, dürfte mit dem jüngsten Triumph endlich der Vergangenheit angehören.
"Nachdem wir es uns so lange gewünscht haben, stehen wir also jetzt im Finale und wir werden alles tun, was in unserer Macht steht - für uns, für das Team und für die Stadt", freute sich Backstrom über die anstehende Herausforderung.
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Seit der Saison 2011/12 zählte auch Schlussmann Braden Holtby zu den Playoff-Enttäuschten und er weiß genau, was den Unterschied gegenüber den Vorjahren ausmacht: "Jeder von uns versteht, was es bedeutet ein Team zu sein und wie man gewinnt. Vielleicht hatten wir in der Vergangenheit auf dem Papier einen besseren Kader, doch in dieser Mannschaft kennt jeder seine Rolle, jeder zieht mit und alle fühlen sich miteinander wohl. Ich war noch nie in einem Team wie diesem. Wir vertrauen uns gegenseitig in jeder Situation und lassen uns nicht unterkriegen."
Und die Golden Knights? Während sich ihr Finalgegner zwei Dekaden lang danach sehnte und alles unternahm im Kampf um den Cup mitzuhalten, ist in Vegas der Erfolg sofort eingetreten.
Niemand hatte von der neugegründeten Organisation erwartet, dass sie sich in ihrem ersten Jahr des Bestehens überhaupt für die Playoffs qualifiziert. Die vier letzten Expansion Teams vor ihnen, die Predators (1998), die Atlanta Thrashers/Winnipeg Jets (1999), die Columbus Blue Jackets und die Minnesota Wild (jeweils 2000), benötigten sechs, sieben, acht und drei Jahre, ehe sie erstmals unter den besten Acht ihrer Conference standen.

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Anders als die Capitals, die in den ersten beiden Runden über sechs und im Conference Finale über sieben Spiele gehen mussten, zogen die Golden Knights ziemlich souverän ins Finale ein. Sie verloren in den drei Playoff-Runden insgesamt nur drei Partien. Ein Selbstläufer war das keineswegs. Auch bei ihnen steckte harte Arbeit dahinter, wenngleich sie weniger unter Erfolgsdruck standen als Washington.
Es kommt nicht von ungefähr, dass zehn Spieler im Aufgebot der Golden Knights während der regulären Saison persönliche Karriere-Bestmarken bei den erzielten Punkten, Assists oder Toren aufstellten. Selbst ein erfahrener und hochdekorierter Mann, wie der dreifache Stanley Cup Champion Marc-Andre Fleury, toppte mit einem Gegentrefferschnitt von 2,24 und einer Fangquote von 92,7 Prozent im 14. Jahr seiner NHL-Karriere die Bestwerte aus der Spielzeit 2015/16 (2,29; 92,1%).
So sehr sich auch die Chroniken der Franchise unterscheiden, eines haben sie gemeinsam. Das Kollektiv steht bei ihnen im Vordergrund, wie auch am Beispiel von Golden Knights Stürmer Ryan Reaves zu erkennen ist. Reaves kam erst am 23. Februar in einem Trade von den Pittsburgh Penguins nach Las Vegas.
Mit seinem ersten Playofftor, dem 2:1-Siegtreffer in Spiel 5 gegen die Jets, schoss er die Golden Knights ins Finale. Zuvor hatte der 31-jährige Rechtsaußen nur fünf Playoffpartien für seinen neuen Arbeitgeber bestritten, und er haderte deswegen nicht mit seinem Schicksal zu oft auf der Tribüne Platz nehmen zu müssen.
"Das Motto dieser Mannschaft ist, den nächsten Schritt zu wagen. Schau dir doch den Saisonverlauf an, schon bevor ich hier war. Jeder wurde immer besser. Die Kerle, die nicht spielen durften, mich inklusive, waren immer bereit. Wir hatten Spaß dabei und wir arbeiteten hart, so dass wir, sobald nach uns gefragt wird, in der Lage sind unser Bestes zu geben", erzählte Reaves seine Sicht der Dinge.
Es spielt eben keine Rolle, wo du herkommst, sondern es ist immer entscheidend, wo du hinwillst.
Spiel 1 des Stanley Cup Finales zwischen den Washington Capitals und den Vegas Golden Knights findet am kommenden Montag in der T-Mobile Arena von Las Vegas statt (8 p.m. ET; NBC, CBC, SN, TVAS).