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Hätte man noch vor einem Jahr jemandem die Geschichte erzählt, die sich durch diese NHL Saison gezogen hat, hätten sie womöglich gedacht, man würde von einem Traum, einem Roman, oder einem Film erzählen. Die Vegas Golden Knights, das neueste Team der Liga, sorgt seit Anfang Oktober immer wieder für emotionale Augenblicke, erstaunliche Leistungen und beeindruckende Rekorde. Das Team überraschte immer wieder Fans, Gegner, Experten und vermutlich auch sich selbst.

Die Geschichte begann am 6. Oktober letzten Jahres, nur fünf Tage nach dem Amoklauf in Las Vegas, der 58 Menschen das Leben gekostet hatte und bei dem 851 weitere Menschen verletzt worden waren. Die Golden Knights hatten sich nach der Tat umgehend für ihre Stadt, die Opfer und die Ersthelfer eingesetzt, die später auch am 10. Oktober vor dem ersten Heimspiel geehrt wurden.
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"Der Vorfall war ein tragisches Ereignis für die Stadt", sagte auch Torwart Marc-Andre Fleury jüngst. "Als Team konnten wir die Wunden nicht heilen. Aber wir wussten, wenn wir während dieser ersten und der ganzen Saison ein bisschen Ablenkung bieten können, ihnen ein Team geben können, auf dass sie stolz sein können, einen Grund zum Jubeln, dann können wir damit ein kleines bisschen Linderung bieten."
Das erste Spiel in der NHL hätte gereicht, um das Team in das Rampenlicht zu rücken. Die Umstände, unter denen das Team die Saison begann, sorgten für noch mehr Aufmerksamkeit und damit auch für noch größeren Druck. Die Begeisterung für das Team war in der Stadt der Casinos groß, doch die Erwartungen hielten sich in Grenzen.
Die Golden Knights machten allerdings von Beginn an klar, dass ihnen die Erwartungen anderer Leute egal sind, dass sie nichts darauf geben, was Experten, was irgendwer denkt, oder erwartet. Sie machten klar, dass sie nicht in der NHL antreten, um einfach nur dabei zu sein, um Punktelieferant für die etablierten Teams zu sein. Sie zeigten deutlich, dass sie dabei sind, um für ihre Stadt ganz oben mit anzugreifen. Sie gewannen das erste Spiel der Franchise-Geschichte bei den Dallas Stars mit 2:1. Soweit so gut, das kann passieren.
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In den nächsten Wochen gewannen sie acht ihrer ersten neun Partien (8-1-0) und legten damit den besten Saisonstart eines Expansion-Teams in der Geschichte der Liga hin. Das war nur der erste in einer ganzen Reihe von Rekorden, die sie in der Saison aufstellten. Am Ende der regulären Saison standen sie mit 109 Punkten (51-24-7) an der Spitze der Pacific Division. Doch das war für die Debütanten nicht genug, in den Playoffs machten sie genauso weiter.
"Wir haben einige Rekorde gebrochen und einiges erreicht", sagte Stümer James Neal vor dem letzten Spiel der regulären Saison. "Aber jeder Mann in dieser Kabine wird euch sagen, unser Ziel ist der Stanley Cup. Wie könnte man eine solche Saison besser beenden, als mit dem Gewinn des Stanley Cups?"
In der ersten Runde setzten sie sich mit einem Sweep in vier Spielen gegen die Los Angeles Kings durch. Kinderspiel. Genug? Nein, die Golden Knights konnten nicht genug kriegen. In der zweiten Runde hatten sie es mit den San Jose Sharks schon schwieriger, überwanden aber auch diese Hürde durch ihren unumstößlichen Willen in sechs Spielen. Damit war wider aller Erwartungen das Conference Finale erreicht. Als Außenseiter ging es nun gegen die starken Winnipeg Jets. Spiel 1 ging an die Jets, doch die Golden Knights schienen das nicht als Niederlage, sondern als Motivation zu sehen. Sie gewannen die nächsten vier Spiele in Folge und wurden somit in nur fünf Spielen zum Western Conference Champion. Das Finale war mit zwölf Siegen und nur drei Niederlagen erreicht.

"Wir haben von Anfang an einen Glauben daran entwickelt, dass wir gewinnen können", erklärte Neal nach dem letzten Sieg gegen die Jets. "Ich kann nicht genug über die Arbeitshaltung jedes einzelnen Spielers hier sagen und darüber wie konstant jeder seine Leistung gebracht hat. Wir haben nie gezweifelt. Wir wussten vor jedem Spiel genau was zu tun war... Diese Saison war kein Glück. Wir zeigen den Leuten weiter wie gut wir sind, wir werden hier weiter unser Spiel machen und uns in Zukunft daran erinnern und stolz darauf sein, was jeder hier geleistet hat."
Dabei gewannen die Golden Knights selten wirklich deutlich. Sieben der zwölf Siege in den Playoffs gingen nur mit einem Tor Unterschied an Vegas, drei weitere mit zwei Toren Unterschied, wobei in zwei Fällen ein Treffer in das leere Tor dabei war. Es sind vielleicht keine Tororgien, die die Golden Knights feiern, doch wenn es darauf ankommt, sind sie nicht kleinzukriegen, nicht zu stoppen. Sie sind hungrig, egal in welcher Situation, egal was sie schon erreicht haben, egal welcher Druck auf ihnen lastet, oder welcher Gegner vor ihnen steht.
Wenn man die Golden Knights über die letzten Wochen und Monate verfolgt hat, scheint die Sensation nicht unwahrscheinlich. Dieser Fokus, diese Leidenschaft, die die Golden Knights die gesamte Saison über für das Spiel, für ihr Team, ihr Ziel und ihre Stadt zeigten, scheinen unerschütterlich, egal unter welchen Umständen. Egal welcher Gegner kommt, die Golden Knights können es mit jedem aufnehmen und sind für jeden Gegner eine Gefahr, wenn es um das große Ziel geht. Sie wollen den Stanley Cup um jeden Preis für ihr Team und ihre Stadt gewinnen und werden alles dafür geben.