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Nach ihrem Spiel am Mittwoch konnten die Chicago Blackhawks erst einmal erleichtert durchatmen. Bisher war ihre Saison alles andere als ideal verlaufen, vor der Partie hatten sie lediglich acht Siege in 18 Spielen auf ihrem Konto. Nun gelang ihnen ein besonderer Erfolg, sie schlugen die New York Rangers, die zuvor sechs Begegnungen in Folge gewonnen hatten, auf spektakuläre Weise.

Nach zwei Dritteln stand es noch 1:1, doch dann kam der große Auftritt von Artem Anisimov. Der Russe traf im Schlussabschnitt gleich drei Mal und erzielte damit seinen ersten Hattrick in der NHL. Die Rangers schafften noch den Anschluss zum 3:4, ehe Anisimov dann zum dritten Mal erfolgreich war, und Jonathan Toews nutzte das leere Tor, um seinem Team den Sieg endgültig zu sichern.
Das war auch für Toews eine kleine Erlösung, denn er dürfte mit seiner persönlichen Leistung in letzter Zeit wohl kaum wirklich zufrieden gewesen sein. Er kam in seiner Karriere noch nie auf weniger als 20 Tore in einer Saison und nur einmal auf weniger als 50 Punkte. Das war allerdings in der Saison 2012/13, die durch den Lockout auf 48 Spiele reduziert war. Toews nahm damals an 47 Partien Teil und machte dabei 48 Punkte.
Auch diese Saison startete er wieder stark und es sah zunächst sogar ganz danach aus, als hätte er sich klammheimlich vorgenommen, seine Werte der letzten beiden Spielzeiten, mit jeweils 58 Punkten, noch zu überbieten. In den ersten fünf Begegnungen war er mit drei Toren und sechs Punkten eindeutig einer der besten Akteure der Blackhawks.

Seitdem ließ der 29-jährige Center jedoch deutlich nach. In den 14 folgenden Spielen konnte er nur noch zwei Tore und sechs Punkte zum Teamerfolg beitragen. In den letzten zehn Partien kam er auf vier Punkte. Außerdem gelang es ihm erst zwei Mal, in einem Spiel mehr als einen Punkt zu machen. Vergangene Saison hatte er in 13 Spielen mindestens zwei Punkte, rechnet man seine zwei Begegnungen in der aktuellen Spielzeit hoch, würde er am Ende nur auf acht solche Abende kommen.
Auch im Powerplay ist er derzeit beispielhaft für die Leistung der Blackhawks. Chicago nutzt nur 14,6% seiner Chancen in Überzahl und liegt damit auf dem viertletzten Platz der Liga. Toews selbst erzielte im Powerplay bisher ein Tor und zwei Vorlagen, seit seinem furiosen Start konnte er nur ein Tor vorbereiten.
Dennoch hält sich die Kritik an dem Kanadier aktuell noch in Grenzen. Mit seinen zwölf Punkten ist er trotzdem unter den fünf besten Scorern und Vorbereitern in Chicago. Ein Spieler wie Toews sollte dennoch einen anderen Anspruch an sich selber haben. Allerdings passt er sich damit auch lediglich der Leistung seiner Teamkollegen an, die in den vergangenen Jahren stets im Rennen um den ersten Platz der Central Division und der Western Conference waren. Abgesehen von Patrick Kane, bleiben sie diese Saison jedoch bisher hinter den hohen Erwartungen zurück.
In der Division haben im Moment andere die Führung übernommen. Die St. Louis Blues scheinen kaum schlagbar, die junge Truppe der Winnipeg Jets kommt immer besser in Form und die Nashville Predators, das Überraschungsteam der letzten Playoffs, sind inzwischen auch schon seit fünf Spielen ungeschlagen.
Doch wenn ein Team sich zurück an die Spitze kämpfen kann, dann die Chicago Blackhawks. Einige junge Spieler im Team zeigen bereits jetzt, dass sie großes Potential haben, sich beweisen wollen und nicht gewillt sind, eine Platzierung im Mittelfeld der Tabelle zu akzeptieren. Der 19-jährige Alex DeBrincat erzielte bereits sieben Tore und zwölf Punkte, der 23-jährige Außenstürmer Ryan Hartman steht bei zehn Punkten, genau wie Nick Schmaltz, der sich in seiner zweiten Saison befindet.

Doch wenn sie wieder einen der vorderen Plätze belegen wollen, dann brauchen sie ihre Routiniers. Spieler wie Patrick Kane, Duncan Keith, Brent Seabrook und eben auch Toews sind diejenigen, von denen erwartet wird, dass sie das Team in die Playoffs führen. Vor allem Toews, der dafür bekannt ist, dass er in den wichtigsten Phasen und Momenten, wenn der psychische Druck besonders hoch ist, seine besten Leistungen bringt, könnte bei der Genesung der Blackhawks von unschätzbarem Wert sein. So gesehen ist der bisherige Saisonverlauf noch kein Grund den Kopf hängen zu lassen, denn in seinen zehn Spielzeiten in Diensten Chicagos, hat er durchgehend bewiesen, dass er sich immer zurückkämpfen kann und jederzeit wieder seine Rolle als Star voll auszufüllen in der Lage ist.