Spannender könnte das Rennen um die Plätze für die Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference kaum sein: Sieben Mannschaften bilden das Verfolgerfeld mit einem bis sieben Punkten Rückstand auf einen Wildcard-Platz. Als großer Gewinner des Spieltags dürfen die Boston Bruins bezeichnet werden, die sich am Montag im heimischen TD Garden mit 6:3 gegen die San Jose Sharks durchsetzten. Was eindeutig klingt, war bis kurz vor Schluss ein hartes Stück Arbeit. Dann aber beendete Charlie Coyle seine Durststrecke genau im richtigen Moment.

Ausgerechnet Coyle

Zehn Spiele hatte Coyle nicht ins Tor getroffen und in diesem Zeitraum auch nur zwei Assists gesammelt. Gegen San Jose aber platzte der Knoten bei Bostons Mittelstürmer genau zur richtigen Zeit, denn mit einem Doppelpack Anfang des dritten Drittels machte er aus einem 2:3-Rückstand einen 4:3-Vorsprung (49., 55.).

„Das kann mir Selbstvertrauen geben“, sagte Coyle. „Es ist nicht so, dass ich in ein Spiel gehe und mir sage, dass ich treffen muss. Es ist das Ergebnis davon, die richtigen Dinge auf dem Eis zu machen. Das ist es, was ich immer wieder versuche.“

Coyle wurde im NHL Draft 2010 von den Sharks ausgewählt, spielte aber nie für San Jose, sondern wechselte als Teil des damaligen Brent-Burns-Trades zu den Minnesota Wild. Im Februar 2019 kam der in Weymouth/Massachusetts geborene und an der Boston University ausgebildete Rechtsschütze „nach Hause“ und trägt seitdem das Bruins-Trikot. Für den 32-Jährigen waren es die Saisontreffer Nummer elf und zwölf.

Die Nummer 13 hatte somit einen entscheidenden Anteil daran, dass Boston seine goldene Serie ausbaute und 14 Siege in Serie gegen San Jose feiern konnte. Seit dem 9. Februar 2017, seit fast acht Jahren, warten die Sharks auf einen Sieg gegen die Bruins, in Boston sogar seit dem 27. November 2015, also sei über zehn Jahren.

Marchand meldet sich mit Multi-Punkte-Spiel zurück

In den ersten zwei Dritteln gingen die Bruins zweimal in Führung: Vinni Lettieri fälschte gekonnt zum 1:0 ab (10.) und traf damit im zweiten Spiel in Folge.

„Beide Tore resultierten daraus, dass er direkt vor dem Tor stand“, sagte Bostons Trainer Joe Sacco. „Wenn du in dieser Liga treffen willst, dann musst du dahin gehen, wo es wehtut. Genau das macht er.“

Beim 2:1 war Torjäger David Pastrnak im Powerplay erfolgreich. Der tschechische Scharfschütze schoss eigentlich am Tor vorbei, hatte aber Glück, dass der Puck von einem Sharks-Verteidiger abgefälscht wurde (28.).

„Wir brauchen Secondary Scoring. Auch andere Spieler müssen einspringen, wenn sie können. Das ist wichtig“, betonte Sacco. „‚Pasta‘ wird immer seine Chancen bekommen. Wenn er mal aus dem Spiel genommen wird, ist es gut, wenn wir die Einstellung haben, dass dann andere auf die Anzeigetafel kommen. Sie wollen treffen, sie wollen der Mannschaft helfen. Das ist wichtig für unseren weiteren Weg. Wir brauchen ein ausgeglicheneres Scoring.“

Nach dem Coyle-Doppelpack im Schlussdrittel machten die Bruins mit zwei Empty-Net-Toren alles klar: Brad Marchand (59.) und Elias Lindholm (60.) trafen ins leere Tor.

SJS@BOS: Coyle bringt die Bruins mit seinem Zweiten in Front

Marchand, der im vorausgegangenen Spiel gegen die Ottawa Senators in der Overtime nicht berücksichtig wurde und keinen einzigen Wechsel erhielt, wollte eine Antwort geben und rehabilitierte sich als Linksaußen in der nominell dritten Reihe neben Matthew Poitras (0-2-2) und Charlie Coyle (2-1-3) mit einem Multi-Punkte-Spiel (1-1-2, +4).

Korpisalo mit doppeltem Monster-Save

Eine Menge Sonderlob heimste Bostons Torwart Joonas Korpisalo (25 Saves, 89,3 Prozent Fangquote) ein. Herausragend war sein doppelter Monster-Save im dritten Drittel gegen Jake Walman und Collin Graf, bei dem der Goalie zweimal ein sicher geglaubtes Tor verhinderte.

„Er hat ein paar wichtige Paraden im dritten Drittel gezeigt und uns im Spiel gehalten“, sagte Sacco über Korpisalo, der den ersten Start seit dem 5. Januar bekommen hatte. „Er hat länger nicht gespielt, er musste also erst wieder sein Timing finden und da draußen darum kämpfen, verdeckte Pucks durch den Verkehr hindurch zu sehen. Das ist nicht dasselbe wie im Training. Ich muss ihn dafür loben, dass er heute so beharrlich war. Er hat sich vor allem am Ende voll reingehängt und es überhaupt erst möglich gemacht, dass wir zurückkommen konnten.“

„Wir haben wichtige Paraden von Korpisalo bekommen, der uns im Spiel gehalten hat“, wusste auch Pastrnak, bei wem er sich bedanken musste. „Wir waren entschlossen, das Spiel zu gewinnen. Es war ein tolles Spiel und ein wichtiger Sieg für uns. Wir müssen in jedem Spiel konzentriert sein. Das ist wichtig für die Zukunft.“

Die Bruins (23-19-6) sprangen durch den Heimsieg auf den zweiten Wildcard-Rang in der Eastern Conference, werden aber von gleich sieben Teams gejagt und spüren den heißen Atem der Columbus Blue Jackets (22-18-7), Montreal Canadiens (23-19-4), New York Rangers (22-20-4), Philadelphia Flyers (21-20-6), Pittsburgh Penguins (20-21-8), Detroit Red Wings (21-21-4) und New York Islanders (19-20-7) im Nacken.

„Heimspiel“ für Smith - Sturm mit Assist

Für einen in Boston geborenen Spieler war es dagegen ein bittersüßer Abend: Sharks-Talent Will Smith kehrte in seine Heimatstadt zurück und gab dort eine Kostprobe seiner Fähigkeiten (1-1-2). Insbesondere sein Treffer zum 2:2 war sehenswert (29.), genauso wie seine Vorarbeit zum 3:2 durch Fabian Zetterlund (36.).

„Das war ziemlich überragend. Ich bin hier zu vielen Spielen gegangen, für mich ist also ein Traum wahr geworden“, schwärmte der 19-jährige Fourth-Overall Pick aus dem Draft 2023, der Familie und Freunde im Publikum hatte. „Ich wollte bereit sein, denn ich hatte viele Leute von mir im Stadion. Ich wollte auch für sie spielen. Ohne sie wäre ich nicht hier.“

Der Deutsche Nico Sturm bereitete das zwischenzeitliche 1:1 mustergültig vor, indem er die Scheibe im Forechecking eroberte und dann von hinter dem Tor genau aufs Tape von Barclay Goodrow spielte, der vollstreckte (14.). Überhaupt brachte die vierte Reihe der Sharks mit Goodrow, Sturm und Ty Dellandrea viel Energie. Der Augsburger Faceoff-Experte erhielt 11:10 Minuten Eiszeit (0-1-1, +1, vier Checks, 75 Prozent gewonnene Bullys).

„Über weite Strecken hat mir unser Spiel gefallen“, analysierte San Joses Trainer Ryan Warsofsky. „Erst im dritten Drittel haben wir uns unreif präsentiert. Unser junges Team ist durcheinandergekommen. Sie haben uns unter Druck gesetzt, wir konnten damit nicht umgehen.“

Verwandte Inhalte