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Der NHL-Traum von Dominik Kahun lebt weiter. Was 2018 bei den Chicago Blackhawks als zartes NHL-Pflänzchen begann wächst und gedeiht jetzt auch bei den Pittsburgh Penguins. Der deutsche Angreifer, der zu Saisonbeginn noch mit Startschwierigkeiten in seiner neuen Heimat zu kämpfen hatte, erobert in Pittsburgh jetzt die erste Formation und macht mit Toren und Assists weiter auf sich aufmerksam. Die derzeitige Leistung liefert massenhaft Argumente für eine Verlängerung seines nach der Saison auslaufenden Entry-Level-Vertrags.

Die Verletzungssorgen im Angriff der Penguins sind groß. Mit Sidney Crosby, Jake Guentzel und Nick Bjugstad fehlen in Pittsburgh drei Angreifer deren Platz in den Top-Drei-Formationen somit vakant ist. Nutznießer der Misere ist Kahun, der sich mit immer besseren Leistungen in das Blickfeld von Trainer Mike Sullivan gespielt hat. Zu Beginn der Spielzeit musste sich der Angreifer mit etwa zehn Minuten Eiszeit pro Partie abfinden. Er spielte meist in der vierten Formation, hatte eher defensive Aufgaben und durfte nur selten in Überzahl das Eis betreten. Entsprechend schwach war die Punkteausbeute mit nur zwei Assists aus den ersten elf Partien. Erst Ende Oktober schien der Knoten zu platzen. Gegen die Dallas Stars traf Kahun am 26. Oktober erstmals im Penguins-Trikot. Langsam steigerten sich auch seine Einsatzzeiten. Seit November war der Deutsche, bis auf einmal am 2. Januar, immer länger als zehn Minuten auf dem Eis gestanden.
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Die Stunde für Kahun schlug dann am 4. Januar im Bell Centre. Bei den Montreal Canadiens lagen die Penguins nach zwei Abschnitten mit 1:2 zurück und lieferten nicht die Leistung, die Sullivan von seinem Team erwartet. Besonders die Formation um Evgeni Malkin fand nicht ins Spiel. "Wir hatten einfach nicht das Gefühl, dass Malkins Reihe sich in der gegnerischen Zone festsetzen konnte. Wir haben nicht gesehen, dass die Formation die Gefahr ausstrahlt, die wir von ihr erwarten", analysierte der Coach anschließend.
Eine Reihenumstellung war die Reaktion des Trainerteams. "Deshalb haben wir Kahun da oben ausprobiert und es hat uns sehr gefallen, was wir gesehen haben", so Sullivan weiter. Zwar tauchte Kahun nicht auf dem Spielbericht als Scorer auf, doch bei dem Ausgleichstor durch Barry Rust stand auch der Deutsche auf dem Eis.

PIT@VGK: Kahun trifft im Powerplay üer Rückhand

Sullivan gefiel die neue Formation mit Malkin, Rust und Kahun so gut, dass er sie auch in den kommenden Partien zusammen auf dem Eis ließ. Die Spielzeit des deutschen Angreifers steigerte sich in der ersten Reihe natürlich schlagartig. In den drei zurückliegenden Partien stand er im Schnitt 18:34 Minuten auf der Spielfläche. Mit dem Gastspiel bei den Vegas Golden Knights am Dienstag klickte es in der Formation auch für Kahun. Ein Tor und ein Assist ließ der Deutsche auf dem Spielbericht neben seinem Namen notieren. Beim 4:3-Erfolg war er einer der spielentscheidenden Akteure und wurde zum 'Third Star' der Partie gewählt. Auch am Freitag glänzte Kahun im Penguins-Trikot. Beim 4:3-Erfolg, nach Verlängerung, gegen die Colorado Avalanche legte er drei Treffer für seine Mitspieler auf.
Die Leistung kam für Sullivan nicht überraschend, wie er nach dem Match zu verstehen gab: "Nein, überhaupt nicht. Wir haben ihn in diese Reihe gestellt, weil er gute Spielzüge gestalten kann und das ist es, was er tut." Anschließend lobte er den Angreifer in höchsten Tönen: "Er hat gute offensive Instinkte, er kann selber treffen, er sieht seine Mitspieler sehr gut, er kann ohne viel Raum spielen, für einen nicht sonderlich großen Spieler agiert er sehr couragiert, er ist in engen Situationen explosiv und schnell. Ich denke er hilft seinen Reihenkollegen. Er ist ein guter Spielmacher."
Kahun selbst freut sich über seine Beförderung. "Es ist eine große Chance", gab er vor seinem zweiten Start in der ersten Formation in Las Vegas an. "Ich liebe es mit diesen Spielern zu spielen. Sie machen es mir leicht, gut zu sein. Wir hatten in Montreal ein herausragendes drittes Drittel, als es alles angefangen hat und ich in die erste Reihe gerutscht bin. Es macht Spaß."
Doch für Kahun geht es nicht nur um die eigene Leistung. Der Teamerfolg steht über allem: "Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen. Dann will ich gut spielen und wir wollen Tore schießen." Etwas anderes würde unter Sullivan auch eine Berufung in die Top-Formation verhindern. Kahun zeigte sich vom Siegeswillen seines Trainers beeindruckt. "Selbst, wenn wir 3:0 oder 3:1 gewinnen und nur eine Sache schlecht machen, dann ist er nicht glücklich darüber und lässt dich das wissen. Auf der anderen Seite ist das der Weg, wie du gewinnst. Das ist positiv."
Auch den Angreifer macht der Eifer des Coaches besser. "Du musst bei jedem Spiel, jedem Training, jeder Übung 100 Prozent geben, sonst lässt er dich das spüren", ließ er in das Anforderungsprofil seines Trainers blicken. Es scheint, als ob die Intensität unter Sullivan dem Deutschen hilft. Nach einer starken Rookie-Saison 2018/19 mit 37 Punkten (13 Tore, 24 Assists) ist der Angreifer in seinem zweiten NHL-Jahr auf dem besten Weg diese Werte zu übertrumpfen. Zehn Tore und 16 Vorlagen stehen nach 43 Partien bereits auf seinem Konto.
Die Argumente für einen Anschlussvertrag liefert Kahun selbst und er kann bei den Arizona Coyotes am Sonntag in der ersten Formation weiter an einer besseren Verhandlungsposition feilen.