Doch lieber Vierter als Dritter
Die Rangers können mit dem vierten Platz in der Metropolitan leben. Ist er ein Vorteil?
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Mit einer 0-2 Niederlage gegen die Washington Capitals im Verizon Center der US-Hauptstadt sicherten sich die New York Rangers bei noch zwei ausstehenden Spielen den vierten Platz in der Metropolitan Division und können von den drittplatzierten Columbus Blue Jackets, die einen Vorsprung von sechs Punkten ausweisen, nicht mehr auf den dritten Rang gehievt werden. Wie bitte?
Dieser Satz impliziert, dass eine schlechter platzierte Mannschaft gerne ihren Rang behalten und die besser platzierte sich darum bemühen würde abzurutschen. Beides ist weder bei den Rangers, noch bei den Blue Jackets der Fall. Auf dem ersten Blick könnte der Eindruck entstanden sein, dass die zwei Teams eine solche Strategie verfolgten, um in den anstehenden Stanley Cup Playoffs der Eastern Conference, in den Atlantic Division Zweig zu kommen.
Bereits am Dienstag vergangener Woche hatten sich die Rangers, dank eines Punktgewinns bei der 4-5 Auswärtsniederlage nach Verlängerung gegen die San Jose Sharks, die erste Wildcard für die anstehenden Playoffs gesichert. In den folgenden zwei Heimpartien holten die Rangers drei von vier möglichen Zählern - gegen die Pittsburgh Penguins verloren sie mit 3-4 nach Penaltyschießen und gegen die Philadelphia Flyers gewannen sie mit 4-1. Spielt so eine Mannschaft, die sich aus strategischen Gründen nicht mehr bemüht?
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Aber die Stürmer Jesper Fast, Rick Nash, Mats Zuccarello und die Verteidiger Ryan McDonagh und Brady Skjei standen gegen die Capitals doch nicht im Aufgebot der Rangers?
Tatsächlich sind die Rangers in Washington nicht in Bestbesetzung angetreten und gönnten gleich sechs Stammspielern eine Erholungspause vor den anstehenden Playoffs. Ihr Schlussmann Henrik Lundqvist gab gegenüber NHL.com auch unumwunden zu, dass es 'in der Kabine irgendwie anders war': "Du merkst es, keine Frage. Es wäre aber auch seltsam, wenn viele gute Spieler fehlen würden und es keinen Unterschied gäbe."
So sich eine für alle Protagonisten anstrengende Saison dem Ende nähert, ist es völlig normal, dass sich die sportliche Leitung eines für die Playoffs bereits qualifizierten Teams dazu entscheidet, Leistungsträger in den letzten Partien außen vor zu lassen.
Und die Blue Jackets? Hätten die nicht noch mehr Punkte einfahren müssen?
Tatsächlich hat der Tabellendritte der Metropolitan seit drei Spielen nicht mehr gepunktet, doch ihre Gegner waren die Chicago Blackhawks, das punktbeste Team der Western Conference, und die vor Columbus platzierten Mannschaften aus Washington und Pittsburgh. Ich würde behaupten, dass da drei Niederlagen durchaus im Rahmen des Möglichen liegen.
Auch wenn sie es nicht aktiv beeinflusst haben, geben die Rangers dem ersten Wildcardplatz dem dritten Rang in der Metropolitan tatsächlich den Vorzug?
Letztendlich kommt es darauf an, was sie aus ihrer vermeintlich besseren Ausgangsposition machen. In der ersten Playoffrunde treffen die Rangers immerhin auf die Montreal Canadiens, dem Divisionssieger der Atlantic. Die Frankokanadier haben mittlerweile nicht nur einen Zähler mehr auf dem Konto als Alain Vigneaults Mannen, sondern genießen auch noch Heimrecht in der ersten Runde. Im Conference-Halbfinale träfen die Blueshirts auf den Sieger der Erstrundenbegegnung zwischen den zwei hinter den Canadiens platzierten Mannschaften. Wenn überhaupt, dann käme erst hier gegenüber dem Playoffzweig der Metropolitan ein Vorteil zu tragen, doch spätestens im Conference-Finale müssten sich die Rangers auch mit jenem Team, das sich im anderen Playoffzweig durchgesetzt hat, auseinandersetzen.
Wo liegt nun der Vorteil?
In den Stanley Cup Playoffs geht es um die begehrteste Trophäe, die es im Eishockeysport zu gewinnen gibt - und zu ihr gibt es keinen leichten Weg.