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In Unterzahl zu agieren ist im Mannschaftssport ein großer Nachteil. Eishockey bildet diesbezüglich keine Ausnahme. In der Saison 2018/19 ist im Widerspruch zu dieser Erkenntnis eine Tendenz in der NHL zu beobachten, die diese Annahme relativiert.
Mit den Pittsburgh Penguins gelang am Dienstag der neunten Mannschaft etwas, das als eine Besonderheit gilt: Sie markierten beim 5:1 gegen die Florida Panthers zwei Treffer mit einem Spieler weniger auf dem Eis.

In der Spielzeit 2017/18 konnten dieses Erlebnis lediglich sieben Teams in insgesamt neun Begegnungen erreichen. Dieser Wert ist damit bereits zur Halbzeit der laufenden Runde übertroffen worden.

FLA@PIT: Rust erzielt sein zweites Tor in Unterzahl

Bryan Rust und Riley Sheahan sorgten mit ihren außergewöhnlichen Treffern mit einem Spieler weniger auf dem Eis zum 3:0 und 4:0 innerhalb von sechs Minuten für das Staunen und den bei solchen Toren besonderen Jubel unter den Zuschauern in Pittsburgh.
"Wir hatten uns vorgenommen besonders konzentriert ans Werk zu gehen, unsere Chancen konsequent zu nutzen. Das ist insgesamt gut gelungen, auch wenn da noch immer einiges an Luft nach oben ist", gab sich Kapitän Sidney Crosby selbstkritisch. "Wir müssen uns weiter steigern, aus jedem Spiel etwas lernen."
Logisch, dass die Panthers nach dieser bitteren Erfahrung und den zwei Shorthandern der Gastgeber nicht glücklich waren. "Wir versuchen uns immer bestmöglich auf die Spiele vorzubereiten. Heute ist uns das nicht gelungen. Das gilt auch für mich selber", zog Verteidiger Aaron Ekblad ein enttäuschtes Fazit.
Wenn ein als Titelaspirant angesehenes Team in einem Heimspiel gegen eine Mannschaft, die aktuell keinen Platz belegt, der zur Teilnahme an den Stanley Cup Playoffs berechtigen würde, zwei Treffer in Unterzahl schießt, erscheint dies durchaus erklärbar.
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Ein Blick auf die anderen Spiele im Saisonverlauf mit diesem Geschehen zeigt jedoch, dass in der hohen Anzahl der Spiele und Teams, die zwei Shorthander in einer Partie aufweisen, keinesfalls nur Spitzenteams mit entsprechend hochkarätig besetzten Kadern vertreten sind.
Zum Saisonstart glänzten beispielsweise die Arizona Coyotes wiederholt durch ihr perfektes Unterzahlspiel und konnten scheinbar nach Belieben in diesen Momenten Tore erzielen. Elf Stück sind es insgesamt. Sehr gut in Erinnerung sind insbesondere die Treffer von Michael Grabner, der gegen die Tampa Bay Lightning (7:1) im Oktober zwei Mal in Unterzahl traf und zwei weitere Begegnungen mit je einem Shorthander würzte. Gegen die Philadelphia Flyers (4:5 n.V.) überzeugten die Coyotes erneut in Sachen Unterzahltreffer und konnten dort ebenfalls doppelt einnetzen.
Weitere Teams sind die Vancouver Canucks (3:4 n.V. gegen die Nashville Predators am 14.12.), die Detroit Red Wings (4:3 gegen die New Jersey Devils am 1.11.), die Los Angeles Kings (4:1 gegen die Columbus Blue Jackets am 4.11.), und die Calgary Flames, die durch ihr 6:1 am 25.11. bewiesen, dass die Coyotes nicht nur doppelt Tore in Unterzahl markieren, sondern genauso gut vom Gegner gleich doppelt kassieren können. Dies zeigten ebenfalls die Colorado Avalanche am 23.11. bei ihren 5:1 gegen die Coyotes.
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Der Blick auf die Spiele mit jeweils zwei Treffern in Unterzahl zeigt, dass die Tendenz längst nicht auf einige Teams mit speziellen Eigenschaften beschränkt ist. Es ist ein Phänomen, das Spitzenmannschaften ebenso wie Teams aus dem Keller der Tabelle aufweisen können.
Welche Erkenntnisse sind daraus zu diesem Zeitpunkt abzuleiten? Die Ausgeglichenheit in der Liga nimmt in dieser Kategorie zu. Die Spieler verstehen es durch immer bessere Abwehrarbeit den Nachteil einer numerischen Unterlegenheit auszugleichen und im Konter sogar erfolgreich zu kompensieren sowie durch mutigeres Auftreten in eigene Treffer umzuwandeln.
Gleichzeitig muss aber betont werden, dass das Verhindern von Toren in Unterzahl nicht erfolgreicher ist, denn es werden auch mehr Treffer in Überzahl erzielt. Dem Fan kann diese Entwicklung nur recht sein.