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Am Ende blickte man nur noch in viele leere Gesichter. Die New York Rangers mussten durch die jüngste 2:4-Niederlage auf heimischem Eis gegen die Ottawa Senators einmal mehr ihre Stanley Cup-Träume vorzeitig begraben. Die Reaktion war entsprechend. Sowohl beim Team, als auch bei Fans und Betreuern.
Irgendwie mochte es so unmittelbar nach dem abermaligen Aus noch niemand so wirklich glauben. Doch die bittere Realität wird sich nun in den nächsten Tagen mehr und mehr dann auch in den Köpfen aller durchsetzen. Und es werden viele trübe Gedanken dabei sein, denn den Blueshirts steht im kommenden Sommer wohl ein größerer Umbruch ins Haus.

Ein Blick in die Foren der Franchise zeigt das aktuell schon sehr deutlich. Wie die Rangers dann im Herbst auf das Eis in der besten Eishockeyliga zurückkehren werden, das erscheint derzeit noch völlig unklar.
Das Ende der Playoff-Träume schon in Runde Zwei der KO-Phase 2016-17, das entspricht so längst nicht den gerade auch in New York immer recht hohen Ansprüchen. Die 102 Punkte der Vorrunde verschwinden nun ohne längere Bedeutung zu erlangen rasch in den Sportgeschichtsbüchern des Eishockeys.
Damit ist die inzwischen auch schon wieder 22. Saison ohne Gewinn des begehrten Silberlings in Folge offiziell besiegelt.

Und zu vermuten steht, dass eine ganze Reihe von Schlüsselspielern die Rangers über den Sommer verlassen werden, wohl auch verlassen müssen.
Da ist zuallererst natürlich die Frage nach der Zukunft von Torhüter Henrik Lundqvist. Wird er noch einmal einen ambitionierten Anlauf auf den Stanley Cup unternehmen können? Der Schwede ist nun immerhin auch schon 35 Jahre alt. Und auch wenn er in diesen Playoffs zu den wenigen Rangers gehörte die weitestgehend überzeugen konnten, ist auch seine Kariere natürlich nicht endlos lang auszudehnen. Zudem ist es auch eine Frage der Motivation, ob er den Neuaufbau eines Teams in New York noch einmal voller Elan mit angehen würde? Unmittelbar nach dem Ausscheiden wirkte Lundqvist jedenfalls ungewöhnlich emotional und frustriert. Man darf also gespannt sein wie seine Zukunft nach dem Sommer konkret aussieht.
Und auch der Verbleib weiterer etablierter Spieler wie Dan Girardi, Marc Staal, Ryan McDonagh, Derek Stepan, Chris Kreider, Rick Nash und Mats Zuccarello steht derzeit in den Augen vieler noch völlig in den Sternen.
Die New Yorker werden wohl mit einem ziemlich veränderten Gesicht in das Trainingscamp zur neuen Saison gehen. Veränderungen erscheinen nach den zuletzt gebotenen Leistungen wohl auch zu unausweichlich. Vielen Fans dürfte das naturgemäß Sorgen bereiten, auch wenn in einer Neuausrichtung eines Kaders natürlich auch immer die Chance auf einen erfolgreichen Neuaufbau steckt.
Seit dem Jahre 2012 haben die Blueshirts mit dem Kern dieses Kaders in 46 Playoff-Spielen immerhin neun Serien gewonnen. Höhepunkt war dabei natürlich die Reise bis in das Stanley Cup-Finale des Frühsommers 2014. Damals zog man dann allerdings bekanntlich gegen die Los Angeles Kings den Kürzeren. In den vergangenen 12 Jahren spielte man insgesamt stolze elf Mal in den Playoffs. Doch mehr als die eine Finalteilnahme kam eben bisher nicht dabei heraus.
Dieser alternden Truppe blieb der ganz große Wurf also weiterhin verwehrt. Seit dem Jahre 1940 steht somit nur ein einziger Titelgewinn in der Franchisebilanz, und zwar der des Jahres 1994, als man die Vancouver Canucks in einem legendären Finale bezwingen konnte, Mark Messier am Ende den Silberling in den Himmel recken durfte.
General Manager Jeff Gorton wird aus der enttäuschenden Post-Season dieses Jahres die entsprechenden Schlüsse ziehen müssen.
Die Ansprüche in New York sind, wie erwähnt, schon traditionell immer sehr hoch. Und die Bilanz der letzten Auftritte fällt eben ernüchternd aus für diesen hochkarätig besetzten Kader am Broadway.

"Es ist traurig, wenn man ein so gutes Team beisammen hat. Wir haben die Möglichkeiten nicht entsprechend umgesetzt" sagte auch Stürmer Rick Nash nach dem Aus leicht verbittert. "Wir konnten es im entscheidenden Moment nicht umsetzen. Sie schon."
Da klingt viel Frust durch, aber auch schon etwas Resignation.
Die vielen erfahrenen Spieler im Roster der Rangers konnten es nicht richten als es darauf ankam. Die Senators setzten sich klar verdient durch. Das zu verstehen fällt vielen New Yorkern aktuell noch schwer.
"Ich hatte zeitweise das Gefühl, das wir uns selber geschlagen haben" bilanzierte auch Teamkapitän Ryan McDonagh hinterher verbittert. "Wir müssen uns ganz einfach an die eigene Nase fassen. Da ist niemand dem wir die Schuld geben könnten."
"Da waren im Rückblick so einige Spiele dabei, die wir hätten eigentlich gewinnen sollen" meint Mats Zuccarello. "Doch wir haben sie quasi verschenkt."

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So auch das Spiel am Abend, als man durch einen völlig verschlafenen Beginn, trotz gegenteiliger Bekundungen im Vorfeld, rasch mit 0:2 in Rückstand geriet. Eine Ausgangsposition aus der man sich dann nicht mehr befreien konnte. Der Weckruf des Teams erfolgte zu spät um noch einmal in das Spiel zurückzukommen. Auch der Anschlusstreffer von Chris Kreider kam dann letztendlich zu spät.
Das Team mit insgesamt über eintausend Spielen an Turniererfahrung konnte es im entscheidenden Moment einfach auf dem Eis nicht entsprechend umsetzen. Der Kader brachte insgesamt zu wenig. Einen einzelnen Spieler herauszuheben ist in dieser Beziehung nicht nur unfair, sondern auch unmöglich. Und genau das macht den zu erwartenden Umbruch auch so kompliziert.
Auf wen will die sportliche Leitung in Zukunft setzen? Wer bleibt, wer geht? Der Sommer wird sehr spannend bei den Rangers in New York.