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So langsam läuft den vor Saisonbeginn hoch gehandelten Chicago Blackhawks die Zeit davon. Nach neun Playoff-Teilnahmen in Serie droht das Franchise in diesem Frühjahr erstmals wieder die Endrunde zu verpassen. Am Montagabend setzte es bei den Arizona Coyotes in der Gila River Arena eine weitere Pleite, die mit 1:6 zudem recht deftig ausfiel. Und auch am Dienstag zog das Team beim 2:5 gegen die Vegas Golden Knights den Kürzeren. Zwar zeigten sich die 'Hawks' in der Spielerstadt Las Vegas einmal mehr zunächst durchaus kämpferisch und engagiert, doch die Golden Knights hielten gut dagegen. Drei schnelle Tore im 3. Drittel drehten dann die zuvor ausgeglichene Partie. Beim Team aus Chicago war danach erneut spürbar Resignation zu erkennen.

Es war bereits die siebte Niederlage hintereinander für das Team von Coach Joel Quenneville und die elfte aus den vergangenen dreizehn Ligaspielen. Auf dem letzten Platz in der Central Division rangierend und mit zwölf Zählern Rückstand auf einen Playoff-Platz, stehen dem Team ungemütliche Tage bevor. Durch die längste Niederlagenserie seit Jahren verschwindet das gesteckte Mindestsaisonziel immer weiter aus dem Blickfeld.
Dabei hatte General Manager Stan Bowman schon Ende der vergangenen Saison deutliche Worte an die Mannschaft gerichtet: "Wir sind nicht einmal ansatzweise in der Lage gewesen, unser volles Potential abzurufen und unseren in den letzten Jahren gesetzten hohen Standard zu erfüllen. Das ist nicht akzeptabel." Wohlgemerkt, diese Ansage machte er, nachdem das Team in der ersten Playoffrunde gegen die Nashville Predators klar den Kürzeren gezogen hatte. Ob es in diesem Jahr für seine Truppe überhaupt wieder so weit gehen wird, erscheint zweifelhafter denn je.
Alex DeBrincat war am Montag der einzige Torschütze der Hawks in Arizona, wodurch sich die Zwischenbilanz für diese Spielzeit bis zum Mittwoch auf ernüchternde 24-25-8 verschlechterte. Mit lediglich 56 Zählern auf der Habenseite liegen die Blackhawks bereits 12 Punkte hinter den Minnesota Wild, die momentan den letzten Playoff-Platz im Westen innehaben.

"Es ist hart derzeit. Wir versuchen etwas Positives zu finden, auf das wir aufbauen können. Doch das gelingt einfach nicht. Das ist sehr frustrierend", beklagte Stürmer Patrick Kane entnervt nach der neuerlichen Pleite gegen das Kellerkind. "Wenn wir in Rückstand geraten, brechen wir regelrecht auseinander. Das ist ganz bitter mitzuerleben."
Längst vergessen die freudige Erwartungshaltung, die nach der gelungenen Saisonpremiere am 5. Oktober noch im Umfeld herrschte, als das Team den Titelverteidiger Pittsburgh Penguins mit einem spektakulären 10:1-Sieg förmlich vom Eis fegte.
Nach dem Verlust vieler Publikumslieblinge wie Marian Hossa, Artemi Panarin, Niklas Hjalmarsson, Scott Darling oder auch Trevor van Riemsdyk über den Sommer tat der gelungene Auftakt damals vielen richtig gut. Doch das Glücksgefühl sollte nicht lange erhalten bleiben im Herbst. Offenkundig wird somit, dass nicht alle Personalentscheidungen der Verantwortlichen im Vorfeld der neuen Saison richtig waren.
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Seit dem Titelgewinn 2010 waren die Blackhawks schon häufiger gezwungen, den Kader umzubauen und populäre Spieler abzugeben, da sich das Gehaltsgefüge im Team stetig veränderte. Immer wieder ging es gut, es folgten die Meisterschaften 2013 und 2015.
Doch dieses Jahr scheint Bowman das das Glück mit den Neuzugängen verlassen zu haben. Während es ihm zuvor regelmäßig gelang, hochkarätige Abgänge wie Dustin Byfuglien, Andrew Ladd, Brian Campbell, Andrew Shaw und Antti Niemi zu kompensieren, hat das diesmal nicht so gut funktioniert.
Ein weiteres Manko: Der kleiner werdende Kern von Schlüsselspielern rund um die Identifikationsfiguren Patrick Kane und Jonathan Toews kommt augenscheinlich in die Jahre. Zudem darf die Verletzung von Torhüter Corey Crawford nicht außer Acht gelassen werden, wenn nach Gründen für die unbefriedigende sportliche Situation gesucht wird. Crawford fiel zuletzt über Monate aus, was sich auf Dauer eben auch negativ auswirkt.

Doch so bitter die Gegenwart bei den Blackhawks in diesen Tagen auch zu sein scheint, ein Blick auf die Penguins, die Boston Bruins oder die Los Angeles Kings, sollte den Verantwortlichen und Fans Mut machen. Diese Franchises, ebenfalls ehemalige Stanley-Cup-Sieger der jüngeren Vergangenheit, die in eine sportliche Krise stürzten, haben gezeigt, wie rasch es wieder an die Spitze in der Liga gehen kann, wenn man nur einige Feinjustierungen am vorhandenen Kader vornimmt.
An diesem Punkt stehen die Hawks jetzt ebenfalls. Für Bowman wird es darauf ankommen, die richtigen Stellschrauben am talentierten Kader zu drehen. Natürlich sind dabei auch Glück und Fingerspitzengefühl gefragt, um die negative Tendenz der letzten Monate zu stoppen.