Wird jemals ein Deutschsprachiger geehrt?
Nach der Ehrung Lecavaliers stellt sich die Frage, welche Spieler aus D/A/CH dafür in Frage kommen könnten
von Stefan Herget / NHL.com/de Chefautor
Die Tampa Bay Lightning haben in einer feierlichen Zeremonie am Samstag vor der Partie gegen die Los Angeles Kings die Nummer 4 von Vincent Lecavalier zur Ruhe gesetzt. Er wurde der zweite Spieler der Bolts nach Martin St. Louis, dessen Nummer 26 bereits seit der vorherigen Saison unter dem Hallendach der AMALIE Arena hängt, dem diese besondere Ehre zuteilwurde.
In dieser Saison wurden bereits Eric Lindros (Nr. 88 bei den Philadelphia Flyers), Jere Lehtinen (Nr. 26 bei den Dallas Stars) und Milan Hejduk (Nr. 23 bei den Colorado Avalanche) von ihren ehemaligen Teams für ihre Leistungen in der Vergangenheit genauso durch diese Geste entsprechend honoriert. Am 24. Februar wird noch die Nummer 24 von Patrik Elias bei den New Jersey Devils für immer gesperrt.
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In diesem Zusammenhang stellen wir uns die Frage, ob und wann jemals einem der deutschsprachigen Spieler eine solche Ehre von einer NHL-Mannschaft zuteilwerden könnte.
Definitiv ist wohl keiner der Spieler, die ihre Karriere bereits beendet haben, ein Kandidat dafür. Weder der deutsche Stürmer Marco Sturm, der immerhin über 1.000 Spiele in der NHL absolvierte, oder Jochen Hecht, der sich leistungsmäßig knapp dahinter befindet, noch der Schweizer Verteidiger Mark Streit, der bei verschiedenen Teams seine Karriere-Leistung erreichte, dürften eine Option dafür sein.
Eine kleine Chance könnte für den deutschen Verteidiger Uwe Krupp bestehen, der 1996 für die Colorado Avalanche das Stanley Cup-Siegtor in der dritten Verlängerung von Spiel 4 bei den Florida Panthers erzielen konnte. Allerdings schmälern sich seine Chancen deutlich, denn Krupp gehörte nur in drei Spielzeiten zum Stammpersonal der Franchise, die 1995 von den Quebec Nordiques nach dem Umzug nach Denver zu den Avalanche wurden.
Eher könnten die Washington Capitals noch an Olaf Kölzig denken, weil dieser auch nach seinem Karriereende weiterhin für die Franchise in verschiedenen Positionen tätig ist und sich positiv einbringt. Ob das den Ausschlag geben kann, wird die Zukunft zeigen.
Womit wir bei den üblichen Kriterien für das Zur-Ruhe-Setzen einer Nummer wären. Es gibt keine offiziellen und es liegt stets im Ermessens- und Entscheidungsbereich des jeweiligen Teams, ob sie einen Spieler damit besonders ehren wollen.
Trotzdem ziehen sich gewisse Auflagen hindurch, die von den meisten Teams angewendet werden. Natürlich gehört als Grundlage dazu, dass ein Spieler lange und wenigstens die überwiegende Zeit seiner Karriere für die spezifische Mannschaft absolviert hat. Weiterhin sollte er sich zusätzlich in dieser Spanne durch besondere Leistungen oder eine herausragende Stellung im Team zum Beispiel als Kapitän erarbeitet haben. Und nicht zuletzt ist in den überwiegenden Fällen notwendig, dass in seiner Zeit und unter seiner aktiven Mitwirkung mindestens einmal der Stanley Cup gewonnen wurde.
Die Ehrung von Lindros durch die Flyers stellt hierbei eine Ausnahme dar, denn er konnte in seiner Zeit bei Philadelphia vom 1992 bis 2000 keinen derartigen Triumph feiern, sondern stand nur einmal in 1998 im Stanley Cup Finale, das in vier Spielen gegen die Detroit Red Wings verloren ging.
Mit Roman Josi, als aktiver Kapitän der Nashville Predators und dort langfristig unter Vertrag, hat die Schweiz ein heißes Eisen im Feuer, das seine Nummer 59 irgendwann in der Bridgestone Arena zur Ruhe gesetzt wird. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, auf dem viel passieren kann, jedoch wäre ein Cupgewinn unter seiner Ägide ein dickes Ausrufezeichen in seinen Bewerbungsunterlagen.
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Ähnlich naheliegend betreibt Leon Draisaitl mit seiner Nummer 29 bei den Edmonton Oilers Werbung in eigener Sache. Prognosen in seine Richtung wären aufgrund seiner Alters von 22 Jahren und gerade erst begonnenen NHL-Karriere vermessen.
Ein Kandidat wäre noch der Österreicher Thomas Vanek, der von 2005 bis 2014 bei den Buffalo Sabres aktiv und persönlich sehr erfolgreich war. Bis auf die Qualifikation zum Eastern Conference Finale fehlt allerdings das Teamergebnis.
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