Worlds Germany Tim Stutzle

Deutschland siegt auch im dritten Spiel der Weltmeisterschaft und sichert sich so, zumindest vorerst, den ersten Rang in der Gruppe B. Gegen aggressive Norweger konnte sich das Team, das erstmals auch auf Tim Stützle (Ottawa Senators) zurückgreifen konnte, auf den Schlussmann Philipp Grubauer (Seattle Kraken) verlassen. Am Ende stand ein 5:2 auf der Anzeigetafel In der Gruppe A fügten die Letten ihrem Punktekonto drei Zähler mit einem 5:2-Erfolg gegen Slowenien hinzu.

Das sind die Schlaglichter des WM-Geschehens vom Dienstag, 13. Mai:

Stützles Blitzwirkung bei seinem WM-Einstand

Tim Stützle brauchte in Herning exakt einen Wechsel, um das deutsche Angriffsspiel in eine höhere Umlaufbahn zu katapultieren. Der 23-jährige NHL-Star, der nach 79 Punkten für Ottawa erst kurz vor Turnierbeginn in Dänemark eintraf, rückte neben Yasin Ehliz und Marc Michaelis in die erste Sturmreihe. Die neu formierte Linie dominierte sofort das Geschehen. Stützle verteilte Pucks mit der Selbstverständlichkeit eines Franchise-Spielmachers, zog Gegenspieler auf sich und öffnete damit Räume, die seine Flügelpartner eiskalt nutzten.

Beim frühem 1:0 durch Yasin Ehliz lenkte er den ursprünglichen Point-Shot noch gefährlich ab, bevor der Angreifer von Red Bull München einnetzte. Seine Fähigkeit, mit hohem Tempo durch die neutrale Zone zu tragen, zwang Norwegen dazu, die blaue Linie tiefer zu verteidigen. Ein Detail, das Deutschland zusätzliche Zeit im Offensivdrittel bescherte. „Ganz offensichtlich ist ein Spieler dieses Kaliebers einer, der auf dem Eis den Unterschied machen kann“, befand Joshua Samanski. „Er ist auch in der Kabine super. Wir freuen uns ihn hier zu haben.“

Abseits der Statistikbögen zeigte sich sein Wert in kleinen Momenten: ein zurückgearbeiteter Backcheck, ein beruhigender Puckbesitz in Unterzahl, ein aufmunternder Klaps für den Samanski nach dessen Treffer. In einem Turnier, in dem kurze Anpassungszeiten den Unterschied zwischen Edelmetall und Enttäuschung ausmachen können, verleiht Stützles Präsenz dem Team von Harold Kreis sofort einen Spielentscheidenden-Faktor, der beim Knaller gegen die Schweiz besonders bedeutsam wird.

Warnzeichen trotz 5:2 – defensive Lücken und Turnovers

So überzeugend das Endergebnis anmutet, der Sieg über Norwegen offenbarte auch Risse im deutschen Fundament, die gegen stärkere Gegner schnell zu Bruchstellen werden könnten. Beide Gegentore waren Symptom derselben Krankheit – eine nachlässige Zuordnung in der eigenen Zone und riskante Scheibenverluste im Spielaufbau.

Beim 1:2-Anschluss ließen die Verteidiger Andreas Martinsen im High-Slot gewähren, nachdem ein eine Strafe wegen Haltens gegen Kapitän Moritz Seider (Detroit Red Wings) die Ordnung in der eigenen Zone durcheinandergewirbelt hatte. Noch deutlicher war der Blackout im Schlussdrittel, als die deutschen Akteure den Puck beobachteten und versuchten mit dem ausgestreckten Schläger zu klären. Jacob Berglund bedankte sich und verkürzte zum 2:3.

Deutschland profitierte von Philipp Grubauers Bestform. 29 von 31 Schüssen parierte er, doch ein solcher Rettungsschirm ist nicht beliebig belastbar. Gegen die Schweiz und später gegen die USA werden Turnovers und Blackouts im eigenen Drittel sofort bestraft. Deutschland muss daher Balance finden zwischen seinem offensivfreudigen Selbstverständnis und der defensiven Disziplin. Besonders der mögliche Ausfall des bislang auftrumpfenden Lukas Reichel (Chicago Blackhawks) könnte schmerzhaft werden. Der Angreifer ging im Mittelabschnitt nach einem Check in die Kabine und kehrte nicht zurück aufs Eis.

Die kanadische Dominanz geht weiter

Mit einem souveränen 5:0 über Frankreich hat Kanada am Dienstagabend in der Avicii Arena die alleinige Tabellenführung in Gruppe A übernommen. Wie Schweden stehen die Ahornblätter nun bei einer makellosen 3-0-Bilanz, haben dank der um zwei Treffer besseren Tordifferenz (+15) aber die Nase vorn. Frankreich (0-0-1-2) bleibt mit einem Punkt Siebter vor Schlusslicht Slowenien und muss bereits morgen Nachmittag gegen die Slowakei wieder ran, während Kanada einen Tag mehr Regenerationszeit erhält und erst am Donnerstag auf Österreich trifft.

Die Dominanz der Kanadier ist überwältigend. Frankreich wurde mit 36 Schüssen eingedeckt und konnte selbst nur selten Entlastungsangriffe fahren. Die „Les Bleus“ kamen nur auf 15 Torversuche und fanden ihren Meister immer in Jordan Binnington (St. Louis Blues). Die Favoriten aus Nordamerika konnten aber nicht nur in der Defensive glänzen, sondern stellen mit Bo Horvat (New York Islanders) nun auch den Top-Torjäger des Turniers. Mit seinen Treffern drei und vier setzte er sich in der Kategorie ab. Besonders bemerkenswert ist, dass er drei der vier Tore in Überzahl erzielte.

Wichtige Punkte für die Schnellstart-Ungarn

Im Duell der potenziellen Absteiger Ungarn und Kasachstan konnten sich die Ungarn mit 4:2 durchsetzen. Nach drei absolvierten Spielen stehen beide Teams nun bei drei Zählern, die Ungarn rangieren, aufgrund des direkten Vergleichs, jedoch vor den Kasachen. Einzig Norwegen und Dänemark sind noch punktlos, so dass sich der Abstiegskampf in Gruppe B zu einem Viererduell ausgeweitet hat.

Die Ungarn konnten sich mit schnellen Treffern einen Vorsprung erarbeiten und erwischten die Kasachen zu Spielbeginn und direkt nach dem Start in den Schlussabschnitt kalt. Nach 15 Sekunden sorgte Janos Hari für die erste Führung und Vilmos Gallo brachte sein Team nach 14 Sekunden in Abschnitt drei mit 3:1 in Front. Insgesamt traf Ungarn in den psychologisch wertvollen Momenten, so fiel auch das 2:0 nur 1:29 Minuten vor Ende des ersten Drittels. Der Sieg könnte sich für Ungarn noch als besonders wertvoll erweisen, sollte am Ende das direkte Duell über Abstieg oder Klassenerhalt entscheiden.

Vom Rückstand zum Offensivrausch: Lettlands Comeback-Qualitäten

Im frühen Spiel der Gruppe A von Stockholm geriet Lettland nach 22:40 Minuten durch Marcel Mahkovecs Abstauber zunächst ins Hintertreffen. Die lettischen Fans verstummten geschockt. Doch die Antwort fiel so konsequent aus, dass der Rückstand bald nur noch Randnotiz war.

Bei 28:50 Minuten stocherte Kapitän Kristians Rubins einen Rebound über die Linie und stellte damit die Weichen auf Neustart. Was folgte, waren 103 Sekunden atemlosen Schlagabtauschs, die das Match prägten: Anri Ravinskis brachte sein Team um 32:02 Minuten erstmals in Führung, ehe Martins Dzierkals nur 21 Sekunden später per Handgelenkschuss nachlegte.

Obwohl Slowenien durch einen kuriosen Abfälscher von Blaz Gregorc nach 32:54 Minuten noch einmal verkürzte, antwortete Dans Dočmelis keine Minute später darauf mit dem 4:2, als er einen Doppelpass mit Roiberts Mamčics im Slot vollendete. Spätestens Eduards Tralmaks Solo sechs Minuten vor Schluss besiegelte den 5:2-Endstand.

Bemerkenswert: Fünf verschiedene lettische Torschützen unterstreichen die neue Tiefe im Kader, während Kristers Gudlevskis mit 15 Paraden und ein fehlerfreies Penalty-Killing dem Offensivdrang die nötige Absicherung gaben. Dieser Mix aus Widerstandsfähigkeit und Breiten-Scoring macht die Balten zu einem Gegner, der bei anhaltender Effizienz noch manchen Favoriten ins Grübeln bringen dürfte.

Die Ergebnisse vom Montag in der Übersicht:

Gruppe A

Slowenien – Lettland 2:5

Kanada – Frankreich

Gruppe B

Norwegen – Deutschland 2:5

Kasachstan – Ungarn

Die Spiele vom Mittwoch, 14. Mai:

Gruppe A

Slowakei – Frankreich (16:20 Uhr)

Lettland – Schweden (20:20)

Gruppe B

USA – Norwegen (16:20)

Kasachstan – Dänemark (20:20)

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