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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Detroit Red Wings

Die Detroit Red Wings zählen zu den geschichtsträchtigen Teams der NHL. Sie gehörten bereits den "Original Six" an, aus denen die Liga zwischen 1942 und 1967 bestand. Elf Mal gewannen sie den Stanley Cup, zuletzt im Jahre 2008. Die jüngere Vergangenheit bot weniger Grund zur Freude. Die letzte Finalteilnahme datiert aus der Spielzeit 2008/2009. Das einzige "Original Six"-Team, das noch länger nicht mehr an den Endspielen teilnahm, sind die Toronto Maple Leafs (1967). In den letzten sieben Spielzeiten hat Detroit stets die Playoffs verpasst.

Möglicherweise neigt sich die Durststrecke allerdings dem Ende zu. Unter der Führung von General Manager Steve Yzerman entstand eine junge und vielversprechende Mannschaft, deren Aufwärtsschwung Hoffnung macht. Der 22-jährige deutsche Verteidiger Moritz Seider und der 21-jährige Lucas Raymond zählen zu den besten jungen Spielern, die die NHL zu bieten hat. Die 80 Punkte aus der Vorsaison waren der beste Wert der vergangenen sieben Spielzeiten.

Trainer Derek Lalonde geht in seine zweite Saison als Trainer der Red Wings. Auf seiner vorherigen Station hat er gelernt, wie sich ein Meister-Team formen lässt. Fünf Jahre war er Assistenztrainer von Tampa Bay Lightning und gewann zweimal den Stanley Cup. Die Verpflichtungen in der Offseason stimmen zuversichtlich, dass der Weg der Red Wings ebenfalls ein erfolgreicher sein wird.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader
Die Red Wings haben sich namhaft verstärkt. Alex DeBrincat wurde im Austausch für Dominik Kubalik, Donovan Sebrango sowie einem bedingten Erstrunden-Pick und einem Viertrunden-Pick für 2024 nach Detroit geholt. Dies ist eine beachtliche Investition, da Kubalik vergangene Saison zu den vier besten Scorern von Detroit zählte. DeBrincat spielte fünf Jahre für die Chicago Blackhawks und zuletzt eine Saison für die Ottawa Senators. In 450 NHL-Spielen gelangen dem Flügelstürmer 187 Tore und 186 Assists.

PHI@OTT: DeBrincat mit seinem 25. Saisontor

DeBrincat hat praktisch von Geburt an eine enge Verbindung zu Detroit: "Da ich hier aufgewachsen bin und den Red Wings früher immer die Daumen gedrückt habe, ist es definitiv ein Traum, der wahr geworden ist." Yzerman ist von der kostspieligen Verpflichtung überzeugt: "Er hat gezeigt, dass er auf jedem Niveau Tore schießen kann. Er ist ein sehr intelligenter Spieler, der sich gut auf den Flügel bei uns einfügen wird."

Überhaupt wurden viele Spieler unter Vertrag genommen, die als eine Sofortverstärkung zu sehen sind. Die Stürmer J.T. Compher, Daniel Sprong sowie Christian Fischer und Verteidiger Shayne Gostisbehere oder auch Justin Holl gelten als potenzielle Schlüsselspieler. Zudem gelang eine Vertragsunterzeichnung mit Klim Kostin, nachdem Detroit ihn per Trade als Restricted Free Agent von den Edmonton Oilers erworben hatte.

Mit dem 35-jährigen James Reimer und dem 30-jährigen Alex Lyon wurden zudem zwei Torhüter verpflichtet, die zusammen mit dem 28-jährigen Ville Husso das Goalie-Trio bilden. Reimer, der zuletzt der Goalie der San Jose Sharks gewesen ist, sieht die Mannschaft auf dem richtigen Weg: "Sie hatten in den letzten Jahren nicht den Erfolg, den sie sich gewünscht hätten. Aber jetzt bauen sie wirklich etwas auf. Man kann die Handschrift von Stevie (Yzerman) erkennen, wenn man sich das Team anschaut."

Schlüsselspieler
Die Red Wings haben einen guten Mix aus jungen Spielern wie Seider und Raymond sowie einigen erfahrenen Führungsspielern. Der 27-jährige Dylan Larkin spielt seit seinem NHL-Debüt im Jahre 2015 für Detroit und führte in fünf der letzten sechs Spielzeiten die mannschaftsinterne Scorer-Liste an. In der vergangenen Saison glänzte er mit 32 Toren und 47 Assists. Erst im März unterzeichnete der Center einen neuen Achtjahres-Vertrag.

Larkins Top-5-Tore der Saison 2022/23

Der 35-jährige Flügelspieler David Perron befindet sich bereits im reiferen Eishockey-Alter, hat aber letzte Saison mit 24 Toren und 32 Assists erneut seine Effektivität unter Beweis gestellt. Als Spielmacher ist der Center Andrew Copp wichtig, der in der letzten Saison auf neun Tore und 33 Assists kam.

Spieler aus DACH
Der Vertrag von dem Schweizer Center Pius Suter ist mit Saisonende ausgelaufen. Dafür aber gibt es in dem Österreicher Marco Kasper einen weiteren deutschsprachigen Spieler, der für die Zukunft der Red Wings stehen könnte. Der 19-jährige Center gab Anfang April im Spiel gegen die Toronto Maple Leafs sein NHL-Debüt. "Ich versuche mich nicht von außen unter Druck bringen zu lassen, sondern ich möchte mich auf meine Entwicklung fokussieren", sagt er über seine Zukunft. In der schwedischen SHL hat er bewiesen, auf hohem Niveau zu funktionieren.

Wie bereits erwähnt soll Seider eine zunehmend größere Führungsrolle in der Verteidigung und im Team einnehmen (siehe auch Extra-Bericht).

Stärken
Der Kader der Red Wings bietet viel Potenzial, sodass sich der Blick nach oben richten dürfte. Bereits in der vergangenen Saison war eine positive Entwicklung festzustellen - nicht nur in der Gesamtpunktzahl, sondern auch bei den einzelnen Aspekten. Das Powerplay (21,1 Prozent, Platz 17 in der NHL) und die Penalty-Kill-Quote (78,3 Prozent, Platz 18) hatte sich gegenüber der Vorsaison verbessert. Selbiges trifft auf die Torausbeute (2,89 Tore, Platz 24) und die Anzahl der Gegentore (3,35 Tore, Platz 22) zu.

Verbesserungspotenziale
Auch wenn die Entwicklung der Red Wings positiv ist, sind die soeben genannten Statistiken noch stark verbesserungswürdig, um ein ernstzunehmender Playoff-Kandidat zu sein. Der Angriff muss insgesamt noch mehr Chancen kreieren als in der vergangenen Saison. Der Schnitt von 28,2 Schüssen pro Spiel war vergangene Saison der viertschwächste Wert der NHL. Zudem gingen die Red Wings schlecht mit Führungen um: In 42 Spielen traf Detroit zuerst, konnte aber nur 54,8 Prozent dieser Partien gewinnen.

Vielversprechende Talente
Der 20-jährige Verteidiger Simon Edvinsson ist ein echtes Ausnahmetalent und gab vergangene Saison sein NHL-Debüt (neun Spiele, zwei Assists). Mit seinen 1,99 Metern und 98 Kilogramm bringt er gute körperliche Voraussetzungen mit, ist zudem ein guter Linksschütze und exzellenter Schlittschuhläufer. Im Draft haben sich die Red Wings weiter verstärkt. Der 18-jährige Center Nate Danielson ist diesmal als Nummer-9-Pick der höchstgewählte Spieler dieser Franchise. Er bring ein exzellentes Spielverständnis mit und glänzte vergangene Saison in der WHL mit 33 Toren und 45 Assists.

Playoff-Chancen
Die Red Wings waren bereits in der vergangenen Saison ein ernsthafter Playoff-Kandidat. Dass sie die letzten vier Spiele verloren hatten, als die Playoffs bereits nicht mehr erreichbar waren, verfälscht ein wenig das Gesamtbild. In dieser Saison sollten sie erneut bis zum Saisonende um die Teilnahme an der K.O.-Phase kämpfen, vielleicht diesmal mit Erfolg.