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Die Eishockey-Party geht für die Colorado Avalanche und ihre Fans auch nach dem fünften Spiel der Saison weiter. Die Carolina Hurricanes erwiesen sich am Samstag zwar als schwieriger Gegner, am Ende fuhren jedoch die Avalanche zu Hause in der Ball Arena einen 6:4-Sieg ein. Damit behielten sie eine weiße Weste und stehen mit fünf Siegen und zehn Punkten an der Spitze der Central Division. Mindestens genauso beeindruckend wie die Bilanz, ist die Art und Weise, wie die Vertretung aus Denver in den Partien agiert hat.

Härtester Test für Avalanche-Abwehr

Kein Gegner stellte die Defensive der Avalanche bisher vor so eine Herausforderung wie die Hurricanes. Gegen Carolina musste Colorado so viele Tore schlucken, wie in den vorherigen vier Partien zusammen. „Das war eine bittere Niederlage, weil ich der Ansicht war, dass wir ziemlich gut gespielt haben“, sagte Carolinas Trainer Rod Brind'Amour mit spürbarer Enttäuschung.

Tatsächlich gelang es seinen Spielern, das zuvor beinahe undurchdringliche Abwehr-Bollwerk der Avalanche mehrmals zu knacken. Jesperi Kotkaniemi (17.) brachte Carolina in Führung. Nachdem die Hausherren das Match zwischenzeitlich gedreht hatten, eroberten die Gäste durch Treffer von Brent Burns (30., PP) und Michael Bunting (31.) die Führung wieder zurück.

Vor dem Duell mit den Hurricanes hatte Colorado im Durchschnitt nur ein Tor pro Auftritt kassiert. Doch selbst mit den vier Gegentoren vom Samstag stehen die Avalanche mit 1,6 Gegentreffern pro Spiel noch auf Platz zwei der gesamten NHL.

Powerplay beflügelt starke Offensive

Nach dem 1:0 für die Hurricanes zeigte Colorado seine gnadenlose Effizienz im Powerplay. Ryan Johansen traf mit einem Mann mehr auf dem Eis sechs Sekunden vor der ersten Drittelpause zum Ausgleich, als ein scharfer Pass von Nathan MacKinnon von seinem Schlittschuh über die Linie prallte. Es war sein zweites Tor der Saison, auch das erste hatte er in Überzahl erzielt.

„Ich habe einfach am langen Pfosten gewartet, damit ich für den Nachschuss, einen Direktschuss, oder zum Abfälschen bereit bin“, beschrieb der Torschütze die Situation. „Respekt vor Carolina, das ist ein großartiges Team. Sie hatten viele gute Szenen, doch dann konnten wir einen Zahn zulegen und das Spiel übernehmen. So muss das laufen.“

Später erzielte Artturi Lehkonen, der mit einem Tor und drei Assists der Star des Spiels war, die 4:3-Führung für Colorado, wiederum in Überzahl. Mikko Rantanen, der mit acht Punkten (4 Tore, 4 Assists) der Topscorer der Avalanche ist, legte in einem weiteren Powerplay das 6:3 nach. Bei gleicher Spielerzahl traf Frederik Olofsson zum 3:3 und MacKinnon zum 5:3.

„Die Special Teams haben uns das Genick gebrochen“, gab Brind'Amour zu. Es ist nicht so, dass wir besonders viel zugelassen hätten, aber sie haben einfach jede Chance verwertet. Das ist es, was die großen Teams ausmacht.“

O'Connor verwandelt Unterzahl in einen Vorteil

Nicht nur das Powerplay, auch die Unterzahl ist in dieser Saison eine echte Waffe im Arsenal der Avalanche. Immerhin schafften es die Hurricanes, als erstes und bis dato einziges Team eine Überzahl gegen Colorado zu nutzen, als Burns das 2:2 erzielte. Dem einen Gegentor in 22 Unterzahlsituationen stehen aber drei eigene Treffer mit einem Mann weniger gegenüber.

„Ich hatte das Gefühl, dass ich der Abwehr etwas voraus war und dass ihr Torwart ein bisschen weit draußen war“, analysierte Logan O'Connor sein Unterzahltor zum 2:1 nach 21:57 Minuten. Er erzielte alle drei Shorthander der Avalanche in dieser Spielzeit. „Die anderen beiden Male habe ich einfach geschossen, also dachte ich, dass ich dieses Mal vielleicht versuche, den Torwart zu verladen.“ Die Bewegung vor Schlussmann Pyotr Kochetkov zeigte Wirkung und der Unterzahlspezialist konnte per Rückhand abschließen.

Kein anderer Spieler in der Franchise-Geschichte erzielte seine ersten drei Tore einer Saison im Penalty Killing. Vergangene Saison waren Elias Pettersson und T.J. Miller (beide Vancouver Canucks) mit je fünf Toren die erfolgreichsten Torjäger der Liga in Unterzahl. Dafür brauchten sie allerdings die gesamten 82 Spiele der regulären Saison, während O'Connor seine drei Tore alle in den drei vergangenen Spielen markierte.

CAR@COL: Avalanche markieren fünf Treffer im zweiten Spielabschnitt

„Er ist einer der härtesten Arbeiter, die wir haben und er hat einen Kampfgeist wie kein anderer", schwärmte Colorados Trainer Jared Bednar. „Er will gewinnen und er akzeptiert jede Rolle und jede Aufgabe, die man ihm gibt. Er freut sich einfach, dem Team helfen zu können und sein Bestes zu geben.“

Mischung aus Star-Power und Tiefe bringt den Erfolg

Die Avalanche haben einige der besten Spieler der Liga in ihren Reihen und die Stars liefern zu Beginn der Saison das, was man von ihnen erwartet. Neben Rantanen mit seinen acht Punkten führen MacKinnon (3 Tore, 3 Assists), Lehkonen und Verteidiger Cale Makar (je 2 Tore, 4 Assists) das Team mit je sechs Zählern an.

Im Tor baut Alexandar Georgiev auf seine starken Leistungen aus der vorherigen Saison auf und wächst über sich hinaus, selbst wenn er sich gegen Carolina öfter geschlagen geben musste. Trotz der vier Gegentore liegt er mit 94,3 Prozent Fangquote auf dem neunten Platz und seine 1,58 Gegentore im Schnitt bedeuten Rang sieben, außerdem durfte er gegen die Chicago Blackhawks einen Shutout feiern.

Auffällig ist ferner, dass die Avalanche sich nicht nur auf ihre Stars verlassen können, sondern dass das gesamte Team seinen Beitrag leistet und Punkte liefert. Verteidiger Kurtis MacDermid, der nur ein Spiel bestritt, ist der einzige bislang eingesetzte Skater, der noch keinen Punkt auf seinem Konto hat. Zehn Spieler waren bereits an mindestens drei Toren beteiligt.

Perfekt ist nicht gut genug für Colorado

Insgesamt bleibt nach fünf Spielen zu sagen, dass es schwierig ist, eine Schwäche bei den Avalanche auszumachen. Colorado hat eine perfekte Punktausbeute, nur vier Teams können die 4,0 Tore pro Spiel überbieten. Lediglich der Gegentorschnitt der Boston Bruins von 1,5 ist um 0,1 besser als jener der Mannschaft aus Denver. Das Powerplay steht mit 27,8 Prozent Erfolgsquote auf Rang acht, das Penalty Killing rangiert mit 95,5 Prozent auf Platz zwei. Nur die Dallas Stars haben noch kein Tor in Unterzahl kassiert, allerdings haben sie auch noch kein Unterzahltor geschossen. Die Leistungen der Mannschaft werden vom Trainer wohlwollend registriert, doch zufrieden ist Bednar noch lange nicht.

„Wir haben zum Saisonstart gute Arbeit geleistet“, lobte der Coach zunächst. „Ich bin mit dem Ergebnis glücklich, aber ich weiß, dass das nicht annähernd alles ist, was wir können. Wir werden weiter hart arbeiten, um unser Spitzenniveau so schnell wie möglich zu erreichen und es dann hoffentlich zu einer Gewohnheit zu machen.“