In Nordamerika ist der März der Women's History Month. In diesem Monat soll die wichtige Rolle der Frauen für die Gesellschaft in den Fokus gerückt werden. NHL.com/de nimmt das zum Anlass, intensiv über Frauen im Eishockey zu berichten, deren wichtige Beiträge aufzuzeigen, verschiedene Blickwinkel auf dieses Thema zu ermöglichen und sie zu inspirieren und zu ermutigen.
Frauen-Eishockey ist in der Schweiz ein zentrales strategisches Feld
CEO Swiss Ice Hockey Federation Patrick Bloch blickt im exklusiven Interview mit NHL.com/de für diesen Bereich positiv zurück und nach vorne

In dieser Ausgabe: Das Schweizer Frauen-Eishockey
Der letzte Medaillengewinn einer Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft der Männer gelang im Jahr 1948 bei der Heim-Olympiade in St. Moritz mit der Bronzemedaille. Die Frauen konnten hingegen im Jahr 2014 in Sotschi das gleiche Edelmetall gewinnen und scheiterten 2022 in Peking nur knapp im Spiel um Platz 3 an Finnland. Die Männer kamen ihrerseits bei ihren letzten vier Teilnahmen nicht über den 8. Platz hinaus.
Das Schweizer Frauen-Eishockey hat also durchaus Erfolge vorzuweisen und diese sollen in nächster Zeit noch ausgebaut werden, wenn es nach Patrick Bloch, CEO Swiss Ice Hockey Federation, geht. Er setzt sich dafür ein, dass die Frauen mehr Anerkennung in diesem Sport bekommen und sieht das Frauen-Eishockey sogar als zentrales strategisches Feld an.
Bereits vor über vier Jahren wurde in der Schweiz ein Rahmenkonzept zur Sport- und Athletenentwicklung des Frauen-Eishockeys entwickelt und umgesetzt, um mehr Förderung zu gewährleisten.
Im exklusiven Interview mit NHL.com/de verrät CEO Bloch, wie wichtig solche Leitfäden sind und welche weiteren Anstrengungen in der Schweiz unternommen werden, um in naher Zukunft stetig Verbesserungen für die Frauen im Eishockey zu erreichen.
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Welche positiven Entwicklungen hat das Schweizer Frauen-Eishockey in den letzten Jahren gemacht?
Das Frauen-Eishockey in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren erfreulich entwickelt. Wir sehen dies einerseits bei der Professionalisierung der Mannschaften und des Spielbetriebs. Die Clubs haben die Strukturen verbessert und investieren viel Energie, aber auch immer mehr Geld in ihre Frauenmannschaften. Andererseits hat sich auch das Spiel als solches weiterentwickelt. Die Frauen spielen heute auf hohem Niveau und haben sich sowohl läuferisch als auch technisch und taktisch enorm gesteigert.

Welche Hindernisse gibt es eventuell auf dem Weg, mehr Frauen-Eishockey in der Schweiz zu etablieren?
Meiner Meinung nach braucht es weiterhin eine breite Unterstützung - sowohl sportlich als auch politisch - um das Frauen-Eishockey weiter zu stärken. Es gibt noch immer Stimmen, die sagen, Eishockey sei ein Männersport. Wir von Swiss Ice Hockey sehen dies anders: Das Frauen-Eishockey ist eines unserer zentralen strategischen Felder, die wir bearbeiten.
Welche Initiativen hat der Verband gestartet, um das Frauen-Eishockey zu fördern?
Wir haben in den letzten Jahren sehr viel unternommen, um das Frauen-Eishockey zu stärken und voranzubringen. Wichtig aus strategischer Sicht ist sicher, dass wir seit letztem Herbst mit Kathrin Lehmann eine ausgewiesene Expertin in Sachen Frauen-Eishockey im Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey haben. Wir haben auch die Nachwuchsförderung intensiviert, indem wir Mädchen und junge Frauen mit speziellen Veranstaltungen wie dem Swiss Ice Hockey Day oder dem Girls Ice Hockey Day gezielt fürs Eishockey begeistern wollen. Weitere Initiativen zur Stärkung des Frauen-Eishockeys sind aus meiner Sicht die Anpassung des Ausbildungseinheitensystems zu Gunsten des Frauen-Eishockeys, der Abschluss der neuen TV-Verträge mit der SRG (National Teams) und Ringier Sport (PostFinance Women's League) sowie die Regelung des Direkteinstiegs neuer Mannschaften aus National League- oder Swiss League-Organisationen in die zweitoberste Liga. Zudem konnten wir mit PostFinance die erste Namingpartnerin für das Frauen-Eishockey überhaupt gewinnen. Durch diese Maßnahmen gewinnt das Frauen-Eishockey in der Schweiz enorm an Visibilität und es sind mehr finanzielle Mittel für die Clubs zur Professionalisierung der Strukturen vorhanden.
Wann wurde das Rahmenkonzept zur Sport- und Athletenentwicklung des Frauen-Eishockeys eingeführt und wie seitdem entwickelt?
Das Rahmenkonzept zur Sport- und Athletenentwicklung wurde 2018/19 eingeführt. Aktuell sind wir mit einer Arbeitsgruppe daran, das ganzheitliche Frauenkonzept zu überarbeiten, den aktuellen Bedingungen anzupassen und eine Strategie für die kommenden Jahre aufzustellen, welche das Frauen-Eishockey als Gesamtes abdeckt.
Wie wichtig ist es, ein solches Konzept als Leitlinie und damit verbunden Ziele zu haben?
Ein Konzept ist für jedes Vorhaben wichtig. Entsprechend zentral ist es, auch für das Schweizer Frauen-Eishockey Ziele und Leitlinien zu haben. Daran können sich alle - die SIHF, die Clubs, die Nationalmannschaften, unsere Sponsoren und Partner, aber auch die Sportpolitik - orientieren und ausrichten.
Inwiefern wird regelmäßig evaluiert, ob der Weg der Umsetzung des Konzeptes passt und wo es Verbesserungsbedarf gibt?
Wir evaluieren und optimieren unsere Arbeit regelmäßig. Dazu gehört, gesetzte Ziele zu überprüfen und bei Bedarf die Weichen neu zu stellen. Beim Frauen-Eishockey sind wir derzeit aber auf einem sehr guten Weg. Die oben genannten Initiativen zeigen Wirkung. Das Frauen-Eishockey ist präsenter als früher, es ist bei den Medien ein Thema und diese wiederum prägen das Bild, das die Öffentlichkeit vom Frauen-Eishockey hat. Gleichzeitig ist es wichtig, dass diese positiven Entwicklungen auch bei den Clubs und Spielerinnen wahrgenommen und entsprechend kommuniziert werden. Wie erwähnt, sind wir zurzeit in der Analyse und Überarbeitung der Strategie Frauen-Eishockey, um diese den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.
Welche Ziele hat der Schweizer Verband für das Frauen-Eishockey?
Wie gesagt, wollen wir das Frauen-Eishockey als Ganzes stärken und in der Öffentlichkeit als attraktive, publikumswirksame Sportart verankern. Die Professionalisierung der Ligen führt dazu, dass das Niveau steigt und dass es in Zukunft neue Frauen-Mannschaften geben wird. Es wird also immer mehr gut ausgebildete Spielerinnen, Trainerinnen und Schiedsrichterinnen brauchen. Entsprechend wollen wir die Rekrutierung und Ausbildung intensivieren. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass wir die Zusammenarbeit mit unseren (sport-)politischen Partnern wie Bund, BASPO, Swiss Olympic oder IIHF stärken können, um auch von dort Unterstützung zu erhalten.

















